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Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Denn sie fügte schmunzelnd hinzu: »Weil die unseren« , betonte sie, »alten BMW in Zahlung nehmen, gell, Chanim? Und sechsunddreißigtausend Euro ist nur für jemanden billig, dessen Frau mehr als die Hälfte dazu beisteuert. Das hast du wohl in deiner Begeisterung vergessen.«
    »Ja, Steffi, ja«, nickte Ostapenko. »Vergessen habe ich es nicht, nur für einen Moment verdrängt.« Er schenkte seiner Frau ein warmes pfiffiges Lächeln. »Wissen Sie, meine Frau verdient viel mehr als ich. Sie ist Physiotherapeutin. Ohne ihr Gehalt könnten wir uns das alles hier«, er zeigte mit der rechten Hand auf den Materie gewordenen Lifestyle seines Wohnzimmers, »nicht leisten. Dann hätte ich auch keinen 3er BMW, sondern würde wie Abdu von einem kleinen Opel träumen.« Bei dem Namen seines Freundes erstarb das Lächeln. »Darf ich Sie auch was fragen, Frau Steiner?«
    »Ja, natürlich.«
    »Das geht mir die ganze Zeit im Kopf rum. Abdu hatte doch eine Fuhre nach Albanien. Der Chef sagte, er wurde vor dem Wasserwerk in Erlenstegen gefunden. Das liegt genau entgegengesetzt zu seiner Tour. Und Abdu war absolut zuverlässig. Ich frage mich, warum ist er in den Osten gefahren, wenn er doch in den Südwesten musste.«
    Das konnte eine Finte sein, trotzdem antwortete sie offen und wahrheitsgemäß: »Herr Shengali wurde nicht am Wasserwerk ermordet. Als man ihn dort aufgefunden hat, war er schon seit etlichen Stunden tot.«
    Ostapenko nickte ernst. »Wissen Sie, wie man ihn umgebracht hat, woran er gestorben ist?«
    »Er wurde erschlagen. Mit einer runden, vier bis fünf Zentimeter dicken Eisenstange, an der Flugrost haftete.«
    »Mit einer Eisenstange? Hm.« Es war Ostapenko anzusehen, dass er den beiden Polizistinnen helfen wollte. Er dachte nach. »Vielleicht war das ein mechanischer Wagenheber.«
    »Ein Wagenheber? Wie kommen Sie darauf?«
    »Ist mir halt so eingefallen. Alte Wagenheber sind aus Eisen. Und da ist immer Rost dran. Sie werden ja so selten benutzt. Vier bis fünf Zentimeter Durchmesser? Dann ist er sicher aus den sechziger Jahren. So einfache Stangenwagenheber waren damals serienmäßiges Zubehör zum Beispiel für jeden VW Käfer, den Strich-Achter von Mercedes und auch den Spider, Bertone oder Giulia von Alfa Romeo.«
    »Sie kennen sich aber gut aus. Alle Achtung.«
    »Ich bin gelernter Kfz-Mechaniker, Frau Steiner«, sagte er nicht ohne Stolz. »Die erste Zeit in Deutschland habe ich ab und zu in einer Werkstatt ausgeholfen, die sich auf Reparaturen von Oldtimern spezialisiert hatte.«
    »Ach so. Auf jeden Fall ist das ein wertvoller Hinweis, dem wir nachgehen werden. Danke für den Tipp. Zwei Fragen habe ich noch an Sie, Herr Ostapenko. Wo waren Sie am vergangenen Montagmorgen, so gegen acht Uhr?«
    »Auf dem Weg in die Schweiz. Ich hatte eine Fahrt nach Bern. Hin mit Glasgranulat, zurück mit Transformatoren für Umspannwerke. Montagfrüh bin ich losgefahren, zusammen mit Abdu, auf dem Rastplatz Aarau-West habe ich übernachtet, Dienstag ab- und aufladen, dann ging es wieder retour. Aber wo genau war ich am Montag um acht? Auf jeden Fall schon auf der A7, irgendwo zwischen den Abfahrten Aalen und Heidenheim. Und was wollen Sie noch wissen?« Shengalis Freund schien nicht gekränkt von ihrer ersten Frage. Im Gegenteil, es klang, als hätte er sie erwartet.
    »Sie wurden 2001 wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt.«
    Stefanie Vitzthum schnappte empört nach Luft. »Das ist doch schon Jahre her, also wirklich …«
    Ihr Mann legte ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm und sagte lapidar: »Ja. Stimmt.«
    »War die Vorstrafe bei Ihrem Einstellungsgespräch ein Thema? Und wenn ja, war das für die Freys ein Problem? Oder wissen Ihre Arbeitgeber nichts davon?«
    »Doch, die wissen das. Joachim hat danach gefragt. Ich habe ihm ehrlich geantwortet. Ich hab beiden gesagt, was ich jetzt auch Ihnen sage: Das war eine Jugendsünde, die sich nicht wiederholen wird. Ich habe zu dieser Zeit viel geraucht, aber nie harte Drogen genommen wie Kokain zum Beispiel. Also nix, was abhängig macht. Als ich die Steffi kennenlernte, war sofort Schluss damit. Ich brauche das Zeug nicht mehr. Mein Leben ist jetzt auch so schön.«
    Bei diesen Worten entspannte sich Stefanie Vitzthum zusehends. »Das hast du jetzt wunderbar gesagt, mein Schatz.«
    Auch Paula Steiner glaubte ihm, selbst wenn fünfundzwanzig Jahre ein stolzes Alter für jemanden waren, der eine Jugendsünde beging.
    Wer Ostapenko seine

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