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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Finger überall drin. Aber wenn sie in das Dünger-Geschäft einsteigen wollten, führe kein Weg an Markow vorbei. Doch dann hatte Jörg zu seiner Erleichterung einen sehr umgänglichen, ja witzigen und charmanten Fjodor Markow kennengelernt. Die Geschäfte waren zu ihrer aller Zufriedenheit abgewickelt worden, und im Anschluss daran hatte Markow Uli und ihn in seine Datscha eingeladen. Ein Luxus-Feriendomizil in der Nähe von Sotschi, wo er Oxana zum ersten Mal begegnet war. Sie war ihm unerreichbar erschienen, wunderschön und gleichzeitig eine Frau, mit der man über alles reden konnte. Er hatte sich unsterblich in sie verliebt, ohne die geringste Hoffnung darauf, dass sie seine Liebe je erwidern könne. Oxana und er, das war ein Märchen, das wahr geworden war. Doch seine Märchenbraut hatte ihn zugleich an ihren Bruder gekettet.
    Eigentlich mochte er Fjodor, hatte ihn von Anfang an gemocht. Aber was wusste er schon über ihn? Steckte hinter dem wohlwollenden und erfolgreichen Mann nicht ein ganz anderer? Jörgs Bild über ihn setzte sich aus den unterschiedlichsten Informationen zusammen, und der Prozess des Begreifens war noch längst nicht abgeschlossen. Den netten, großzügigen Schwager in spe gab es immer noch. Doch inzwischen war ihm klar geworden, dass Fjodors »Witze« vielleicht gar keine waren. Wie hatte er über die Anekdoten von der explodierenden Motorjacht im Hafen von Sotschi oder der abgeschlagenen Hand im Kofferraum des französischen Diplomaten nur lachen können? Er hätte nie von sich gedacht, dass er sich so unkritisch würde mitreißen lassen. Oder dass er bei ernsthaften Schwierigkeiten in Versuchung geraten würde, sie auf Fjodors Art und Weise zu lösen …
    »Wenn wir erst umgebaut haben, muss unser Besuch auch nicht mehr im Hotel wohnen«, sagte Oxana.
    »Du meinst, Nadja muss nicht mehr im Hotel wohnen? Wie lange bleibt sie dieses Mal? Bis zu unserer Hochzeit?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin einfach froh, dass sie da ist.«
    Jörg nickte. Nadja Ivanova war seine zweite Hypothek. Warum musste die Frau nicht arbeiten? Weshalb hatte sie keine Familie? Wovon zum Teufel lebte sie? Oxana hatte ihm erzählt, dass sie mal Fjodors Geliebte gewesen sei. Das erklärte einiges. Aber sie hatte Oxana auch zur Seite gestanden, als ihre Eltern kurz nacheinander gestorben waren. Jörg gab sich einen Ruck. Er wollte Oxana nicht wehtun, doch er musste sich Klarheit verschaffen. »Oxana, wie gut kennst du Nadja eigentlich?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Fast mein ganzes Leben lang.«
    »Als ich neulich etwas früher ins Haus gekommen bin, da habe ich Nadja dabei überrascht, wie sie sich gerade aus meinem Arbeitszimmer geschlichen hat. Du warst einen Moment draußen …«
    »Ja, und? Sie hat bestimmt nur nach einem Kugelschreiber oder so gesucht. Nadja wollte ihre Post bei mir in der Küche erledigen.«
    »Ich mag es nicht, wenn Fremde …« Er biss sich auf die Zunge. »Entschuldigung – ich meine, wenn Leute, die nicht zur Familie gehören, in meinem Arbeitszimmer herumwühlen.«
    »Was soll das heißen, Jörg? Fehlt etwa was?«
    »Nein.« Er konnte es ihr nicht sagen. »Ich glaube nicht.« Und er wollte keine Fragen beantworten müssen. Oxana sollte sich keine Sorgen machen.
    »Ich vertraue Nadja.« Sie klang ganz ruhig.
    Jörg wünschte, er könne dieser Frau auch trauen. Er hatte sich wie ein kompletter Idiot verhalten. War er wirklich so bescheuert gewesen, das Ding erst mal in der untersten Schreibtischschublade zu verstecken? Jedes Kind konnte das Schloss mit einer Nagelfeile öffnen. Wahrscheinlich genügte ein Fingernagel! Er dachte an Nadjas Krallen. Vielleicht hatte es ja auch gar nichts zu bedeuten, und Nadja hatte dem Schmuckstück nur einfach nicht widerstehen können? Wie eine Elster? War doch möglich, dass sie eine Art Kleptomanin war. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Jörg legte Oxana eine Hand in den Nacken, zog ihr Gesicht sanft zu sich herunter und küsste sie.
    Sie erwiderte seinen Kuss, erst zögernd, dann leidenschaftlich. Alles würde gut werden.
    Pia wählte die Nummer des Park Hyatt Hotels und ließ sich mit der Suite von Fjodor Markow verbinden. Sie war allein in ihrem Büro, hatte aber Vorkehrungen getroffen, das Telefonat mit Markow aufzuzeichnen.
    »Frau Korittki? Ich habe mir schon gedacht, dass Sie sich melden würden. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Das Schmuckstück, der Perlenring, den Sie mir gegeben haben. Wir müssen darüber reden.«
    »Wieso?

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