Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch
loswerden konnte, musste er das Geld woanders auftreiben«, sagte Pia.
»Aber Falke hatte doch Geld. Als er aus dem Knast raus war, hat er sich als Erstes ein neues Auto gekauft.« Gerlach sah zweifelnd in die Runde.
»Er hat es nur angezahlt«, erinnerte Pia ihn.
»Was für Möglichkeiten gab es denn noch für Falke, das Geld zu beschaffen?«, fragte der GER -Mann.
»Illegale Geschäfte jeder Art.«
»Erpressung«, sagte Broders.
»Das Treffen auf dem abgelegenen Parkplatz passt jedenfalls gut zu einer geplanten Geldübergabe, wofür auch immer«, meinte Pia.
»Er kann von der Person umgebracht worden sein, mit der er ins Geschäft kommen wollte. Oder von demjenigen, den er erpresst hat.«
»Oder aber von seinen ungeduldigen Gläubigern«, sagte der andere Kollege von der GER . »Jedenfalls indirekt.«
»Wir können es uns nicht leisten, eine Möglichkeit außer Acht zu lassen«, meldete sich Kürschner zu Wort. »Aber das ist natürlich ein breites Spektrum.«
»Wie verfahren wir mit dem Schmuckstück, das Fjodor Markow uns zugesteckt hat?«, warf Lessing ein, der die ganze Zeit nur zugehört und sich Notizen gemacht hatte.
Gabler sah ihn mit einer tiefen Falte zwischen den Augenbrauen an. Die Entwicklung, die die Ermittlungen im Fall Falke nahmen, gefiel ihm offensichtlich nicht. Zum einen war da die GER , die mit einem Mal mitreden wollte. Und dann auch noch das BKA , das sich schon sehr früh eingeschaltet hatte. »Laden Sie Fjodor Markow zu einer Vernehmung vor«, schlug er vor. »Der Mann ist Ihr Spezialgebiet. Wie gesagt, wir gehen jeder Ermittlungsrichtung nach.«
Lessing winkte ab. »Wenn Fjodor Markow sich entschieden hat, dass Pia diejenige ist, der er etwas mitteilen will, muss sie ihn selbst danach fragen. Sonst lässt er uns auflaufen, und wir erfahren nie, was es mit dem Schmuckstück auf sich hat.«
»Hundertsechzig Personen?« Jörg Seesen starrte auf die Liste, die Oxana ihm vor die Nase hielt. »Das werden ja immer mehr!«
»Das liegt daran, dass ich noch ein paar Leute kennengelernt habe. Und du weißt doch, wie das ist: Lädt man den einen zu seiner Hochzeit ein, kann man den anderen nicht übergehen. Dafür ist das Verhältnis von Russen zu Deutschen jetzt einigermaßen ausgewogen.«
»Ehrlich, Oxana, müssen wir so groß feiern?«
»Wir können jetzt nicht mehr zurück«, sagte sie entschieden.
Er ahnte, was in Wahrheit in ihr vorging. Sie hatte Angst davor, dass ihr Bruder Fjodor ihre Entscheidung, ausgerechnet ihn, einen gewöhnlichen Bauern aus Norddeutschland, zu heiraten, nicht gutheißen könnte. Oder dass ihre Freundin Nadja mitleidig auf sie herabsah. Und was wusste er schon, wer noch alles auf ihrer Liste stand, den Oxana mit einer glamourösen Hochzeitsfeier beeindrucken wollte?
»Was sagt das Catering-Unternehmen dazu? Was kostet uns der Spaß jetzt?«, erkundigte er sich.
»Es sind eintausendzweihundert Euro mehr als vorher. Da ist die aufwendigere Saaldekoration aber schon mit eingerechnet.«
»Das freut mich.« Jörg sah auf die Unterlagen auf seinem Schreibtisch. Das Biogas-Projekt würde auch teurer werden, als er veranschlagt hatte. Doch sollten sie deswegen auf ihre Hochzeitsfeier verzichten, auf die sie sowieso schon so lange warteten?
»Wir müssen uns entscheiden, Jörg. Ewig werden sie uns den Termin für den Saal nicht freihalten. Oder willst du mich gar nicht mehr heiraten?« Er hörte ihre Stimme wie durch ein Meer aus Zahlen, die ihm im Kopf herumschwirrten.
»Unsinn! Wir machen alles so, wie du es willst.« Er zog sie auf seinen Schoß und vergrub das Gesicht in ihrem Haar. Vanille mit einem Hauch Rosenduft. Oxana streichelte zärtlich seinen Rücken.
»Dann kann ich ja auch dem Architekten Bescheid sagen, dass wir danach das Haus in Angriff nehmen wollen.«
Jörg hob den Kopf. »Beides auf einmal geht nicht, Oxana! Erst kommt die Hochzeit, danach müssen wir sehen, was die Biogas-Anlage abwirft.«
»Aber die Renovierung ist überfällig. Du siehst das nicht, weil alles immer schon so war, doch einiges hier ist … nicht mehr zeitgemäß.«
Jörg schob sie ein Stück von sich weg. »Ich dachte, es gefällt dir bei mir. Auf solche Ideen kommst du nur, wenn dein Bruder in der Nähe ist.«
»Fjodor hat damit nichts zu tun.«
Fjodor hatte mit allem etwas zu tun. Jörg war ihm vor zwei Jahren in St. Petersburg zum ersten Mal begegnet. Sein Geschäftspartner Uli hatte ihn vor Fjodor Markow gewarnt. Ein gerissener Hund sei das, der habe seine
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