Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
Vollführung einer Astralprojektion als hohe Kunst, zu der nur wenige, die man an einer Hand abzählen konnte, fähig waren. Woher hatte diese Person das nötige Wissen?
Woher stammte die Ratsmacht, die es ihr ermöglichte, an dem Ritual teilzunehmen?
Für den Bruchteil eines Augenblickes zogen an mir düstere Bilder vorbei. Bilder einer Zukunft ohne Kinder des Mondes, ohne Unterstützung für die Menschen, ohne Hilfe bei Angriffen vonseiten des Bösen. Während meines gesamten Lebens gab es keine solch ausweglose Situation.
Durch die Petition waren uns allen die Hände gebunden. Ohne das Mitwirken von Selena konnte der Zauber niemals rückgängig gemacht werden.
Jenseits der Schutzblase hatte keiner etwas davon bemerkt, um die anderen warnen zu können. Ich rannte auf den Schutzwall zu. Doch ich wurde schon Meter vor ihm von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten. Mir war es nicht möglich, den jungen Elf zu kontaktieren, um meine Tochter zu warnen.
Angriff
Victoria
Die Vierte Ebene. Innerlich wusste ich dies von der ersten Sekunde an, aber ich hatte es ignoriert und noch bis zuletzt gehofft. Positives Denken nannte man es wohl, sich selbst belügen wäre passender.
Nun standen wir hier, das bedrohlich wirkende Gebirge hinter uns, das laut Miros den Rand der vierten Ebene und das Ende dieser ganz und gar andersartigen Welt darstellte.
»Und nun?«, wandte sich Darian beinahe zeitgleich mit Sina an Miros.
Miros überlegte sehr lange, ehe er mit einer Antwort herausrückte. »Da uns der Portalschlüssel nur in unsere Welt zurückbringen kann und ein erneuter Übertritt erst nach ein paar Tagen wieder möglich ist, sollten wir es wagen, die Ebenen zu durchqueren. Laut den wenigen mir vorliegenden Informationen dürfte es nicht weit bis zur Geisterebene sein. Vielleicht ein oder zwei Tagesmärsche in diese Richtung.« Er deutete in die Richtung, in die wir bereits standen. »Wenn ihr es wünscht, können wir aber auch zurück in unsere Welt.«
»Und unsere Mission zum Scheitern verurteilen? Sicher nicht. Also, was ist jetzt. Kommt ihr?« Elric hatte seinen Rucksack schon wieder geschultert und marschierte voller Motivation los. Völlig überrumpelt blieb uns nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Ich ignorierte daher die Bauchkrämpfe, die mich quälten, als würden sie mir zurufen, ich sollte so schnell wie möglich in die andere Richtung davonlaufen.
Darian hielt während der ganzen Zeit meine Hand und flüsterte mir zu, dass dieses Gefühl von dieser düsteren Umgebung herrührte und wir uns keine Sorgen zu machen brauchten.
Doch ein Blick auf Miros, der sich unentwegt umsah und scheinbar jede Sekunde mit einem Angriff rechnete, machte sämtliche Beruhigungsversuche zunichte. Erst als Sina mich mental beinahe anbrüllte, ich sollte sie durch meine panischen Gefühle nicht von ihrem Instinkt ablenken, versuchte ich, mich in den Griff zu bekommen. Ich nahm Darians Beruhigungszauber dankend an und krallte mich beinahe an ihn. Meine andere Seite schützte Sina, ganz wie es die Verkettung vorsah. Flankiert wurde unser Dreiergespann von Jonah und Samantha, die stets bereit waren, ihre besondere Fähigkeit einzusetzen.
Aurelia lief an der Seite von Miros, der seinerseits auch noch von Elric begleitet wurde. Dieser wirkte das ein oder andere Mal, als wüsste er den Weg besser als Miros.
In den Ebenen verging die Zeit anders, ließ ich mir erklären. Es wurde zweimal am »Tag«, so wie er bei uns andauerte, Nacht. Hier bestimmte ein 12-Stunden-Rhythmus den Alltag. Deshalb schlug Miros auch schon nach wenigen Stunden vor, einen Lagerplatz für die Nacht zu suchen.
Zu der Zeit wanderten wir gerade über zahlreiche dürre Felder. Diese wurden ab und an von spitzen Felsen durchzogen, die wirkten, als würden scharfe Zähne aus dem Boden schießen. Miros steuerte zielsicher auf eine der Felsformationen zu. Als Darian und ich näher traten, konnten wir erkennen, dass sich ein kleiner Platz verborgen inmitten der spitzen Felsen befand. Wie eine Lichtung in einem dunklen Wald. Ein perfektes Versteck.
»Woher wusstest du ...«, begann ich neugierig. Doch statt Miros antwortete mir Sina: »Ich konnte es auch spüren! Wie ein Magnet haben mich diese Felsen angezogen. Mein Instinkt hat mir gezeigt, wo ich dich am besten beschützen kann.« Meine beste Freundin hatte sich unglaublich verändert. Ich sah sie lange an, doch ich konnte keinerlei Stolz von ihr spüren, wie es früher vielleicht der Fall
Weitere Kostenlose Bücher