Duestere Vorzeichen
festsaß.
Die Flotte voraus war immer noch die größte. Die anderen beiden zählten jeweils etwa vierhundert Schiffe. Seine 17. Flotte hatte es also mit zweitausend feindlichen Einheiten zu tun. Viel mehr, als er in seinen schlimmsten Albträumen befürchtet hatte. Ein Missverhältnis von über vier zu eins.
Karpov überlegte fieberhaft. Er konnte sich zurückziehen und sich den beiden verfolgenden Flotten stellen. Aber es war zweifelhaft, ob er mit ihnen fertig werden würde, bevor die dritte und größte Streitmacht sie eingeholt hatte.
Er schloss die Augen und massierte seinen Nasenrücken. So schmerzhaft die Entscheidung auch war, es gab für die 17. Flotte nur einen Weg. Und zwar den nach vorn. Sie mussten die dritte und größte Bedrohung angreifen und so viel Schaden wie möglich anrichten, bevor die beiden anderen aufgeholt hatten. Das war ihre einzige Chance.
»Zeit bis zum ersten Feindkontakt?«
»Zwanzig Minuten, Sir«, meldete Bartov.
Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um zu beten. »Was zum Teufel geht hier vor?«, brüllte Arrak. Seine Panik hätte auf Kerrelak fast schon amüsant gewirkt, wenn er nicht selbst von den Ereignissen so überrascht worden wäre.
Er ließ sich über die interne Kommunikation mit seinen Offizieren verbinden, nahm ihre Berichte entgegen und kehrte zu Arrak zurück, um dem Anführer der Roten Krallen seinerseits Bericht zu erstatten.
»Wir haben menschliche Streitkräfte auf Deck 8. Sie haben Sabotage begangen und das Netzwerk infiltriert. Wie es aussieht, ist die gesamte Flotte aus dem Sari`Vo-System gesprungen.«
»Tötet sie!«, kreischte Arrak nun hysterisch. »Tötet sie!«
»Ich werde das persönlich übernehmen«, sagte Kerrelak und verließ die Brücke.
Die Ruul hielten sich seltsam bedeckt. Das gefiel David ganz und gar nicht. Wenn sich der Feind zurückhielt, dann war das meistens ein schlechtes Zeichen.
»Zeit zu verschwinden.« Er zog sich langsam zu Mallory zurück. Die Marines folgten ihm und zogen dabei den verletzten Kameraden mit. Die Ruul beobachteten sie vom Ende des Ganges, griffen aber nicht ein.
»Mallory«, sagte David, »sind Sie so weit?«
»Ich bin fertig. Wir sollten wieder zur Enklave zurück.«
»Das ist genau das, was wir auch tun«, gab David ihm recht. »Wir haben unseren Teil des Planes erfüllt.«
Mallory stand auf und bewegte die Knie, um wieder etwas Gefühl hineinzubekommen. Sie wollten schon aufbrechen, als David ein Gedanke kam und er die immer noch offene Konsole nachdenklich musterte.
»Was ist?«, fragte Mallory.
»Was können Sie an dem Terminal alles tun?«
Mallory sah ihn verständnislos an. »An dem hier? So ziemlich alles. Wieso?«
Davids Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen.
Jake hatte nicht erwartet, dass sich sein Leben in nächster Zeit noch einmal zum Besseren ändern würde. Seit man sie auf ALPHA regelrecht eingekerkert hatte, waren nur drei Mal Ruul erschienen. Sie hatten Nahrung und Wasser an die Gefangenen verteilt und waren anschließend sofort wieder verschwunden.
Die Männer und Frauen, zur Untätigkeit verdammt, hatten versucht, das Beste daraus zu machen, und ihre Zeit mit Karten spielen und dem Versorgen der Verletzten verbracht. Immer das dünne Kraftfeld vor Augen, das die Startbahn vom Vakuum des Alls abschirmte. Nur ein Knopfdruck der Slugs war nötig, um das Feld abzuschalten und die gefangene Besatzung der Lydia zum Tod zu verurteilen. Die meisten hatten genau damit gerechnet, aber nichts dergleichen war passiert.
Als das Universum es schließlich für richtig hielt, Jakes Glauben zu widerlegen, dass sie alle so gut wie tot seien, war niemand überraschter als der Marine-Captain selbst. Und damit hatte das Universum wieder einmal bewiesen, dass es doch Sinn für Humor hatte.
Der Zufall wollte es so, dass sich Jake gerade in der Nähe eines der Hauptzugänge zum Startdeck aufhielt und in ein Gespräch mit einigen seiner Mitgefangenen vertieft war. Die elektronische Verriegelung schnappte mit einem metallischen Klicken auf und das Tor öffnete sich quietschend.
Jake starrte die Öffnung mit offenem Mund an. Die Situation hätte nicht lustiger sein können, denn kaum einen Schritt entfernt, so nah, dass er ihn mit den Händen hätte berühren können, stand ein Ruul, der die neuentstandene Öffnung ebenso überrascht anstarrte wie Jake. Nur schaffte Jake es schneller, sich aus der Starre zu lösen.
Ohne viel zu überlegen, ließ er sich auf den Boden fallen, hakte seinen Fuß hinter die Ferse des
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