Duestere Vorzeichen
nicht verübeln konnte. Sie hatten gerade einige der schwersten Kämpfe miterlebt – in Mallorys Fall sogar äußerst unfreiwillig –, seit die Lydia gekapert worden war. Aber die Zeit zum Ausruhen war noch lange nicht gekommen.
Die Überlebenden machten das Schiff gerade gefechtsklar und bemannten, so gut es ging, die Kampfstationen. Lurcar sammelte derzeit die Überlebenden aus der technischen Abteilung, um die schlimmsten Schäden zu reparieren.
Lieutenant Colonel Nolan hatte als stellvertretende CAG das Kommando über die Jäger übernommen, die gerade von den Deckcrews betankt und startklar gemacht wurden. Vincent hoffte, dass genügend Piloten überlebt hatten, um einen vernünftigen Angriff zu fliegen.
Das Torpedodeck arbeitete fieberhaft daran, die Schiffsbewaffnung einsatzbereit zu halten. Das war freilich die kleinste Aufgabe, da die Ruul die Waffen gut in Schuss gehalten hatten und die Torpedorohre bereits geladen waren.
»Wir haben die Lydia wieder«, erklärte Mallory zögernd. »Und jetzt?«
»Und jetzt, Mr. Mallory, lassen wir die Slugs dafür zahlen, was sie unserem Schiff angetan haben.« Der warf einen Blick zur Seite und sah aus dem Augenwinkel wie Coltor, ein schadenfrohes Grinsen auf den Lippen, beifällig nickte.
»Mr. Ivanov. Geben Sie mir eine Zielliste und markieren Sie darauf Prioritätsziele in unserer unmittelbaren Umgebung.«
»Admiral. Die Lydia feuert nicht mehr.«
Bartov klang so ratlos, wie Karpov sich fühlte. Die Lydia, das schwerste und schlagkräftigste Schiff der feindlichen Flotte. Das Schiff, das ihnen bisher die größten Verluste zugefügt hatte, hatte vor wenigen Minuten aus unerfindlichen Gründen das Feuer eingestellt.
»Behalten Sie sie im Auge, Michail. Aber solange sie nicht feuert, soll's mir recht sein. Konzentrieren wir in der Zwischenzeit das Feuer auf die ruulanischen Schiffe. Hoffen wir, dass sie es sich nicht anders überlegt und uns doch noch Feuer unter dem Hintern macht.«
»Meine Zielliste, Mr. Ivanov?«
»Fertig, Sir. Ich übertrage sie auf Ihre Station.«
Vincent beugte sich vor, während er Ivanovs Liste auf seinem Bildschirm aufmerksam studierte. Hassan trat neugierig einen Schritt näher. Als XO war es seine Aufgabe, seine Meinung zu den möglichen Zielen seinem Captain mitzuteilen.
»Das da sieht gut aus«, sagte er und zeigte auf zwei Schiffe, die fast ganz oben auf der Liste standen.
Vincent nickte. »Ja, und die beiden auch.«
Insgesamt standen neun Schiffe auf der Liste. Neun feindliche Schiffe in unmittelbarer Nähe der Lydia. Allesamt Großkampfschiffe. Ivanov hatte sich gar nicht die Mühe gemacht, die kleineren Einheiten wie Zerstörer oder Fregatten der Liste hinzuzufügen. Von dieser Entscheidung war Vincent sowohl überrascht als auch erfreut. Es zeugte von einem gesteigerten Gefühl für Taktik. Nur große Brocken waren für ein Schiff wie die Lydia von Interesse.
Vier der Schiffe waren Schlachtträger. So ziemlich die größten Brocken der feindlichen Flotte. Allesamt Tartarus-Klasse. Auch wenn eins der Schiffe enorm groß war. Größer als jedes Schiff der Tartarus-Klasse, von dem er je gehört hatte.
Zwei weitere waren ältere Trägerschiffe der Fear-Klasse. Nicht gerade gut bewaffnet, aber die Plattform für Hunderte feindlicher Jäger. Wenn man einige dieser Schiffe ausschalten konnte, hatten die Reaper keinen Ort mehr, an dem sie landen, Schäden reparieren oder auftanken konnten.
Die übrigen drei Schiffe waren verbesserte Kreuzer der Typ-8-Klasse. Im Gegensatz zu den älteren Schiffen dieser Klasse hatte die verbesserte Version Schilde und Torpedorohre. Ein Effekt des Technologiediebstahls der Ruul. Diese Schiffe auszuschalten, konnte ebenfalls nicht schaden.
»Wie lange noch, bis unsere Flotte auf Nahkampfdistanz herangekommen ist?«
»Etwa acht Minuten«, lautete die prompte Antwort.
»Dann sollten wir dafür sorgen, dass bis dahin ein Loch in die ruulanische Formation gerissen wurde, durch das Admiral Karpov stoßen kann.« Er nickte Ivanov zu. »Commander, wir nehmen uns zuerst die beiden Schlachtträger an Steuerbord und den Träger an Backbord vor. Mit den Achtertorpedorohren erledigen wir den Typ-8-Kreuzer direkt hinter uns. Sobald das erledigt ist, sind Sie dran, Ms. Mendez.«
Als ihr Name ins Gespräch kam, schluckte der weibliche Lieutenant an der Navigation hörbar und sie wurde bleich bis unter die Haarwurzel. Trotzdem nickte sie tapfer.
»Sie müssen das Schiff, so schnell es geht, um vierzig Grad schwenken«, fuhr
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