Duestere Vorzeichen
locker über die Schulter schwang. Er schielte neugierig auf ihre Rangabzeichen.
»Vielen Dank für die rechtzeitige Rettung, Colonel …?«
»Nolan, Sir«, antwortete sie sofort und salutierte. »Lieutenant Colonel Tara Nolan. Die stellvertretende CAG.«
»Sehr erfreut, Colonel.« Er erwiderte die Ehrenbezeugung. »Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen.«
»Leider nicht, Skipper«, lächelte Nolan. »Die Ruul haben uns angegriffen, bevor ich die Chance hatte, mich Ihnen offiziell vorzustellen.«
»Wie unhöflich von denen«, grinste Vincent zurück. Nolan reichte ihm ein Taschentuch für seine Nase, das er dankend annahm.
»Wie ist die Lage, Colonel?«
Augenblicklich verdüsterte sich Nolans Gesicht.
Oh, also so schlecht steht es bereits. »Die Ruul haben fast das ganze Schiff eingenommen. Sie haben beide Startdecks, die meisten Waffenlager, die Krankenstation, die technische Abteilung und alle Hangars in ihrer Hand. Da der Gegner nun auch die Kommandobrücke kontrolliert, sind interne Funksprüche gefährlich. Dadurch könnte man uns orten und aufspüren. Daher stehen wir nicht mit anderen Gruppen von Überlebenden in Kontakt.
Allerdings haben wir vor Kurzem den Funkspruch einiger Marines aufgefangen, die achtern wohl so etwas wie einen Verteidigungsperimeter aufbauen wollten. Dorthin sind wir im Moment unterwegs. Das ist es im Großen und Ganzen.«
»Aber wenn die Marines es nicht geschafft haben, den Slugs Widerstand zu leisten, dann laufen wir vielleicht in eine Falle«, wandte Ivanov ein, der sich inzwischen wieder etwas von der Gefangenschaft erholt hatte.
»Welche andere Wahl hätten wir denn, Commander?«, fragte Nolan ein wenig streitlustig. »Die Slugs kontrollieren fast das ganze Schiff.«
»Das ist kein Grund, uns in den Tod zu führen, Colonel!«, herrschte Ivanov sie an.
»Es gibt eine reelle Chance, dass es noch Überlebende gibt, die nicht gefangen genommen wurden.«
»Aber …«
»Kein Wort mehr, Ivanov!«, ging Vincent dazwischen. Sie hatten genug Probleme. Auch ohne dass sich seine Offiziere gegenseitig an die Gurgel gingen.
»Sie sagten etwas von Gefangenen, Colonel?«, fragte Coltor interessiert und beendete damit den Streit endgültig. Ob er dies absichtlich tat oder mit seiner Frage nur zufällig die Diskussion ad acta legte, war für Vincent gleichgültig. Er war dem MAD-Offizier auf jeden Fall dankbar dafür.
Nolan nickte. »Uns sind mehrere Gruppen von Ruul begegnet, die Gefangene vor sich hertrieben. Ich weiß nicht, wie viele es waren, aber auf jeden Fall zu viele, um sie zu zählen. Wenn ich nicht ganz falsch liege, dann hat man sie auf ALPHA eingepfercht.«
Das ergab durchaus Sinn und deckte sich mit seinen eigenen Beobachtungen. Hätte Nolans Gruppe sie nicht befreit, so wären sie inzwischen mit Sicherheit ebenfalls auf das Startdeck gebracht worden.
Die Gefangenen waren dort unter Kontrolle. Eine kleine Gruppe von Wachen war ohne Weiteres in der Lage, eine große Anzahl von Gefangenen zu überwachen. Und falls die Gefangenen revoltierten und die Situation außer Kontrolle geriet, könnte man einfach das Kraftfeld zum Vakuum ausschalten; dann wäre das Problem ein für alle Mal gelöst. Vielleicht hatten die Ruul das ohnehin vor.
»Haben Sie eine Ahnung, wo die Marines ihre Position behauptet haben?«
»Captain, Sie haben doch nicht wirklich vor, diesen wahnsinnigem Fluchtplan Ihre Zustimmung zu geben?«, fragte Ivanov fassungslos.
»Also, Colonel?«, fragte Vincent und ignorierte Ivanovs Winseln.
»In etwa, Sir«.
»Dann sollten wir uns besser beeilen. Ich glaube kaum, dass die Slugs uns noch lange unbehelligt lassen werden.«
Nolan nickte und warf einen Blick zur Decke. »Relativ gefahrlos bewegen kann man sich aber nur in den Luftschächten.«
Vincent folgte ihrem Blick und seufzte ergeben. »Nach Ihnen, Colonel.«
Kerrelak hatte die wichtigsten Funktionen der Brücke mithilfe des Kommandocodes wieder hergestellt. Nun wartete er angespannt auf seinen Vorgesetzten, damit dieser die Lorbeeren seines Sieges einheimsen konnte.
Die Aufzugtüren öffneten sich. Aber es kam nicht wie erwartet der arrogante Arrak herausstolziert. Stattdessen betraten einige Ruul von niederem Rang die Brücke und machten sich sofort daran, die Gerätschaften, die sie mit sich führten, mit den Schiffssystemen zu verbinden.
Kerrelak beobachtete sie einen Moment bei ihrer Arbeit. Einige Krieger schafften die Leichen beiseite, damit die Techniker in Ruhe arbeiten konnten. Trotz ihrer Größe und
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