Duestere Vorzeichen
gebissen.
»Sie haben den Generatorraum innerhalb von wenigen Minuten erobert. Die Marines, die uns beschützen sollten, wurden so schnell überwältigt, dass uns keine Zeit mehr zur Flucht blieb. Die Slugs haben die meisten meiner Leute getötet. Aber sie müssen sich zumindest mit unseren Rangabzeichen auskennen. Als sie mich sahen, haben sie mich verschont und stattdessen hier zu den anderen Gefangenen geschafft. Zusammen mit dem kläglichen Rest meiner Leute.«
»Was schätzen Sie, wie viele Menschen jetzt hier sind?«
Lurcar kratzte sich nachdenklich am Kinn. Seine Lippen bewegten sich, als würde er lautlos eine mathematische Formel vor sich hersagen, um die Frage beantworten zu können. Schließlich sagte er: »Wenn man die Größe von ALPHA zugrunde legt, bestimmt mehrere Tausend.«
»Ob sie BETA auch zu einem Gefangenenlager umfunktioniert haben?«
Lurcar zuckte ratlos die Achseln. »Wer weiß? Möglich ist alles.«
Jake sah sich zum ersten Mal, seit er aufgewacht war, aufmerksam auf dem Startdeck um. Von Anfang an hatte er das Gefühl gehabt, es würde etwas fehlen. Aber er hatte einfach nicht sagen können, was genau das war. Nun wusste er es.
»Wo sind die Wachen?«
»Es gibt keine«, antwortete Lurcar wieder gut gelaunt. »Das ist eine der wenigen guten Nachrichten. Sie sperren alle Überlebenden hier ein und verschwinden wieder. Die Druckschotten sind äußerst stabil. Ohne schwere Ausrüstung kommt man da nicht durch, und das wissen sie.«
»Wir sitzen also fest. Ohne Waffen und von der Außenwelt abgeschottet.«
»Kann man so sagen«, stimmte ihm Lurcar zu.
»Großartig.« Jakes ohnehin schon deprimierte Stimmung sackte ein ganzes Stück weit ab. Er fühlte sich zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, aber er musste etwas tun, und das sofort. Vorsichtig stand er auf. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi, aber er merkte, wie die Nachwirkungen des Betäubungsgifts langsam nachließen.
»Und was haben Sie jetzt vor?«
»Na was wohl?!«, antwortete Jake leicht gereizt. »Ich bin ein Marine und wir Marines sind nicht fürs Rumsitzen gemacht. Wird Zeit, dass hier jemand Ordnung in das Chaos bringt.«
Von Rechts wegen sollte Minoki eigentlich tot sein. Sie war fürs Erste aber bereit, die Frage hintenanzustellen, warum sie noch lebte, und sich einfach zu freuen, dass sie noch unter den Lebenden weilte.
Als Erstes bewusst, als sie die Augen öffnete, wurde ihr, dass sie offenbar auf der Decke lag. Die Sitze, in die ihre Marines und sie normalerweise gehörten, hingen verkehrt herum direkt über ihr.
»Captain? Alles noch dran?«, hörte sie Fuentes' besorgte Stimme, die ihr half, endgültig die Fesseln der Bewusstlosigkeit abzustreifen.
»Gunny?«
»Ja, Captain. Ich bin da.«
Der klobige, fast kahl geschorene Kopf des Unteroffiziers erschien direkt über ihr und musterte sie mit fast schon väterlicher Fürsorge.
»Hatte mir schon Sorgen um Sie gemacht.«
Mit festem Griff und ohne auf ihr Einverständnis zu warten oder sie überhaupt zu warnen, hob er die zierliche Offizierin auf die Beine. Als sie aufrecht stand und sich das erste Mal den Kopf an den herabhängenden Sitzen stieß, wurde ihr bewusst, dass sie keineswegs geträumt hatte. Die Sitze hingen tatsächlich kopfüber von der Decke. Das ließ nur einen, äußerst beunruhigenden Schluss zu.
»Oh nein. Sagen Sie jetzt bloß nicht, der Stingray hängt kopfüber am unteren Rumpf der Lydia. «
»Okay, Sir«, antwortete Fuentes mit breitem Grinsen. »Dann sag ich es nicht.«
Trotz der bemerkenswert gefährlichen Situation, in der sie sich befanden, stahl sich ein leichtes Lächeln auf Minokis Gesicht, das sie trotz aller Bemühungen nicht verdrängen konnte.
»Na gut, Gunny. Lassen Sie es schon raus.«
»Also schön. Wir hängen kopfüber am unteren Rumpf der Lydia … Ach, und bevor ich's vergesse … es scheint so, als hätten die Slugs die Lydia gekapert. Das Schiff hat vor etwa fünf Minuten Kurs auf die Nullgrenze genommen. Ich glaube, sie haben vor, die Lydia zu entführen.«
»Die anderen Kompanien?«, fragte sie ihren Unteroffizier, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Die Erinnerung an das Gewitter aus Geschützfeuer, das auf das hilflose Marinebataillon eintrommelte, war noch sehr lebendig.
Fuentes schüttelte lediglich den Kopf. Die einzigen Überlebenden des Bataillons befanden sich hier an Bord ihres Stingrays.
»Wir wären auch tot«, fuhr Fuentes fort. »Wenn nicht das Manöver eines brillanten, jungen Piloten unser aller Ärsche
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