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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Krake betrachtete mich sorgenvoll, konnte mir aber nicht helfen.
    Es wurde Nacht, und ich fand eine Höhle, in der ich mich zum Schlafen niederlegte. Krake streckte sich neben mir aus und ich war froh über seine wohlige Wärme.
    Der Traum löste sich auf, aber die Wärme blieb. Nur halb wach, dachte ich nicht weiter darüber nach. Doch dann wurde die Wärme intensiver, und plötzlich war ich hellwach wie ein verzweifelter Schwimmer, der, nach Luft schnappend, die Wasseroberfläche durchbricht.
    Ich war nicht allein in meinem Bett.
    Ich blieb ganz still auf der rechten Seite liegen. Irgendetwas Warmes und Weiches drückte sich behaglich an mich. Ein Arm lag über meiner Brust, die Hand auf meinem pochenden Herz.
    Zitternd holte ich Atem, sog den berauschenden Duft von Elizabeths Haut und Haaren ein.
    Sie musste wieder schlafgewandelt sein und hatte erneut den Weg in mein Bett gefunden, wie sie das als kleines Mädchen getan hatte. Aber sie war keine sieben Jahre mehr alt, und während ich dalag, war ich mir der neuen Formen ihres weiblichen Körpers nur allzu bewusst.
    Ihre Wärme schien durch mich hindurchzuwandern und zu meinen Wangen, in meine Arme, zwischen meine Beine auszustrahlen. Ich wagte kaum zu atmen aus Furcht, sie aufzuwecken, aus Furcht, diesen Moment zu beenden.
    Doch irgendetwas musste ich tun. Ich konnte sie nicht die ganze Nacht hier schlafen lassen. Panische Gedanken rasten mir durch den Kopf. Angenommen, jemand von der Dienerschaft fand uns so! Wie könnte ich das erklären? Auf meiner Stirn brach der Schweiß aus.
    Sanft löste ich mich von ihr und drehte mich langsam um, sodass ich sie anschauen konnte.
    Meine Kehle war so eng, dass ich kaum atmen konnte. Ich hatte erwartet, sie fest schlafend zu sehen, doch ihre Augen waren weit geöffnet. Mit der Wange lag sie auf meinem Kopfkissen, und ihre Lippen zeigten ein verschmitztes Lächeln, wie ich es nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Ich starrte sie an, wie gelähmt von ihrer Schönheit, die so vertraut und doch so fremd war. War das wirklich die Elizabeth, mit der ich aufgewachsen war?
    Fast sofort wusste ich, dass sie mich nicht wirklich ansah. Wie beim letzten Mal blickte sie durch mich hindurch zu dem Mann, den ihr Herz begehrte. Bestimmt dachte sie, sie wäre bei Konrad. Und warum war sie das nicht?
    Ich wollte sie küssen und streicheln. Das wäre so einfach gewesen. Nur einige Zentimeter trennten uns, ihre langen Haare ergossen sich über die Spitzenborte ihres Nachthemds. Begierig beugte ich mich vor – hielt mich aber stöhnend zurück. Mit ihrem schlafenden Körper durfte ich mir solche Freiheiten nicht herausnehmen, so verlockend es auch war.
    Tief aus ihrer Kehle kam ein weicher Laut, wie das Schnurren einer Katze, und für einen Moment war ich überzeugt, dass ihre Augen mich direkt anblickten. Sie hob die Hand und strich mir über die Haare. Dann ließ sie ihre Finger über meine Wange und meinen Hals gleiten.
    Ich merkte, wie ich schwach wurde. Ich musste etwas unternehmen, oder ich wäre nicht mehr fähig, der Versuchung zu widerstehen. Langsam stand ich auf. Ihr Blick folgte mir.
    »Elizabeth«, sagte ich ruhig und ging auf ihre Seite des Betts, »es ist Zeit zu gehen.«
    Gehorsam setzte sie sich auf, und ich versuchte, nicht auf das Aufblitzen ihrer entblößten Oberschenkel zu achten, bevor ihre schlafenden Finger das Nachthemd wieder züchtig zurechtzogen.
    »Komm.« Ich streckte die Hand aus.
    Sie nahm sie. Ich kam mir vor wie ein Hypnotiseur. Sie würde alles tun, worum ich sie bat.
    Elizabeth, berühre mich. Küsse mich. Sag mir, dass du mich liebst.
    Frustriert knirschte ich mit den Zähnen. Sie kam bereitwillig mit, als ich sie zur Tür führte. Ich spähte verstohlen in den Flur und lauschte. Der Gedanke, vielleicht gesehen zu werden, ließ mich zittern. Zusammen gingen wir durch den Flur zu ihrem Zimmer. Dort führte ich sie zu ihrem eigenen Bett und zog die zerwühlten Laken glatt.
    »Es ist jetzt Zeit, ein bisschen zu schlafen«, sagte ich.
    Ich drückte ihr leicht auf die Schultern und sie setzte sich.
    »Leg dich hin«, sagte ich.
    Sie legte sich hin, hielt aber weiter meine Hand und lächelte mich mit demselben aufreizenden Lächeln an. Doch sie zeigte es mir nur in der Verwirrung ihres schlafenden Gehirns. Es war für Konrad bestimmt.
    Sanft löste ich meine Finger aus ihrem Griff.
    »Gute Nacht, Elizabeth.«
    Ihr Kopf sank auf das Kissen. Ihre Augen schlossen sich.
    Ich seufzte tief auf und drehte mich um. Doch als

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