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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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war das denn?« Ich dachte nicht daran, es ihm leichter zu machen. Ich würde nichts verraten, ich wollte wissen, wie viel Elizabeth ihm erzählt hatte.
    Konrad hob die Augenbrauen. »Dein Verhalten auf dem Balkon war wohl kaum besonders fein zu nennen.«
    Der Balkon. Also wusste er immer noch nichts von unserem Mitternachtskuss oder von den nächtlichen Besuchen in meinem Zimmer. Die Tatsache erregte mich. Unser Geheimnis vor Konrad.
    »Mein Benehmen«, sagte ich stirnrunzelnd. »Kannst du bitte ein bisschen konkreter werden?«
    »Du hast ihr einen Kuss aufgezwungen, Victor.«
    Ich zuckte wie ein lebensüberdrüssiger Liebhaber mit den Schultern. »Ach, das. Wie kann sich eine junge Frau über eine solche Schmeichelei aufregen?«
    Ich beobachtete Konrad genau und wartete darauf, dass seine Selbstbeherrschung zusammenbrach.
    »Dieser Kuss war nicht erwünscht«, sagte er gefasst.
    Ich lachte leise. »Von mir schon.«
    Der Gesichtsausdruck meines Bruders blieb so ruhig, dass es einen zur Weißglut bringen konnte. »Du liebst Elizabeth nicht wirklich. Das ist nichts als eine jugendliche Vernarrtheit.«
    »Aha, das ist es also«, sagte ich und spürte, wie meine Wut langsam zum Brodeln kam.
    Er nickte, als sei er ein freundlicher Onkel, der einem pickeligen, tölpelhaften Jungen einen Rat gab.
    »Vielleicht ist es bei dir eine jugendliche Vernarrtheit«, gab ich zurück.
    »Na gut«, meinte Konrad, und plötzlich hatte ich das Gefühl, wir würden wieder fechten – Ausfälle machen und parieren. »Wie lange hast du schon romantische Gefühle für sie? Sei ehrlich. Seit ein paar Wochen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Vielleicht erst seit ein paar Tagen?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«, entgegnete ich. »Wenn ich sie liebe, liebe ich sie.«
    »Ich möchte wetten«, sagte Konrad, »dass du deine Liebe zu ihr erst entdeckt hast, als du von meiner erfahren hast.«
    »Aber nein!«, sagte ich und fragte mich, ob da was Wahres dran war.
    »Ich hätte dir nichts davon sagen sollen«, meinte Konrad. »Offensichtlich war das ein Fehler.«
    »Ich habe von deinen Gefühlen auch schon früher gewusst«, höhnte ich, »und von meinen auch.«
    »Victor, sie will, dass du damit aufhörst.«
    »Hm. Ich bin erstaunt«, sagte ich. Und aus einem teuflischen Impuls heraus fragte ich: »Hat sie dir nichts von unserem langen Mitternachtskuss erzählt?«
    Konrads Gesicht wurde starr. Ein Treffer. Doch fast sofort schmeckte mein Sieg sauer.
    Zornig stand mein Bruder auf. »Davon hat sie nichts gesagt.«
    Elizabeth hatte mein beschämendes Geheimnis für sich bewahrt, um mich und Konrad zu schützen – und jetzt hatte ich sie verraten.
    »Ich hab sie überlistet«, sagte ich schnell. »Ich hab eine Nachricht gestohlen, die an dich gerichtet war. Sie dachte, ich sei du, aber nicht lange, und als sie es dann herausfand, war sie wütend auf mich.«
    »Und trotzdem hörst du nicht auf!« Konrad trat so hart gegen den Stuhl, dass er umkippte und durch das Zimmer rutschte. »Du willst immer alles, Victor. Das ist dein Problem.«
    »Das kannst du so einfach sagen, weil du schon alles hast.«
    »Was meinst du damit?«, wollte er wissen und ballte dabei die Fäuste.
    Überbrodelnde Wut ließ in mir jedes noch verbliebene Schamgefühl oder Bedauern verpuffen. »Du bist in allem der Beste und das weißt du. Alles fliegt dir einfach zu, und ich frage mich, ob du dich überhaupt darum bemühst. Ich muss hart arbeiten für alles, was ich will.«
    »Und da hast du plötzlich beschlossen, dass du Elizabeth willst? Siehst du denn nicht, wie egoistisch du bist? Sie liebt dich wie einen Bruder. Und es schmerzt sie, dich zurückweisen zu müssen – und zwar schon mehr als ein Mal, wie es scheint! Victor, sie hat für dich keine romantischen Gefühle.«
    »Ich bin mir da nicht sicher«, sagte ich störrisch.
    Konrad kam drohend einen Schritt näher. »Das ist eine Sache, die du nicht erzwingen kannst. Du musst es akzeptieren.«
    »Ich akzeptiere gar nichts«, erwiderte ich.
    »Dann verdienst du eine ordentliche Tracht Prügel!«
    »Wunderbar!«, antwortete ich, aufgeputscht vom Zorn, der durch meine Adern rauschte. »Dann fangen wir doch gleich an. Oder vielleicht sollten wir wegen ihr lieber ein ordentliches Duell ausfechten? Komm, wir holen unsere Floretts.«
    »Nur wenn wir die Korken von den Spitzen nehmen«, sagte Konrad voller Wut.
    »Einverstanden!«
    Mit erhobenen Fäusten stürzte er sich auf mich, doch im selben Augenblick schien ihm alles Blut aus

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