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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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es auffallen, wenn er nicht wieder im Präsidium auftauchte. Das musste reichen. Er wollte nicht, dass im Büro bekannt wurde, was hier los war.
    Hinterm Tresen saß eine junge Schwester mit hellblonden Haaren und einem osteuropäisch wirkenden Gesicht. Hambrock sah sie zum ersten Mal hier, aber das musste nichts bedeuten. Besonders häufig hatte er sich nicht blicken lassen in den letzten Tagen.
    »Wohin möchten Sie?«, fragte sie mit starkem Akzent. Er tippte auf die Ukraine.
    »Zu Birgit Ha…« Hambrock hätte er beinahe gesagt. Dabei war sie seit zwölf Jahren verheiratet. »Birgit Rossmann. Sie liegt im Zimmer 415. Ich bin ihr Bruder, Bernhard Hambrock.«
    Die Schwester fixierte ihren Computerbildschirm. Hambrock blickte in den Wartebereich. Seine Mutter war nirgends zu sehen. Seit Tagen verließ sie das Krankenhaus nur spätabends, um ein paar Stunden zu schlafen. Tagsüber hockte sie meistens im Wartebereich. Keiner hatte sie davon abbringen können. Auch Hambrock hatte versucht, mit ihr zu reden. Aber er wusste nicht, was er sagen sollte, wenn seine Mutter vor ihm stand, ängstlich, zerbrechlich, leichenblass. Er sollte ihr helfen. Für sie da sein. Doch er konnte das nicht. Er wäre am liebsten davongelaufen.
    »Haben Sie meine Mutter gesehen? Sie sitzt eigentlich den ganzen Tag im Wartebereich.«
    Die Schwester blickte verwirrt vom Monitor auf. Sie schien sich auf dieser Station nicht sonderlich gut auszukennen. Wahrscheinlich war sie nur eingesprungen.
    »Schon gut«, sagte er. »Danke.«
    Er überquerte den Flur. Plötzlich überfiel ihn Angst. Was, wenn es vorbei war? Wenn das Zimmer, in dem Birgit lag, leer war? Und seine Mutter hockte unten in der Kapelle und weinte sich die Augen aus.
    Er schluckte. Dann atmete er durch und drückte die Zimmertür auf.
    Zu seiner Überraschung lief der Fernseher. Birgit saß aufrecht im Bett. Zwar führte ein Sauerstoffschlauch in ihre Nase, und ein Gerät überwachte mit leisem Piepen ihren Herzschlag, aber ansonsten sah sie gut aus. Viel besser als beim letzten
Mal.
    »Bernhard!« Sie lächelte, und in ihren Augen blitzte sogar Spott auf. »Womit habe ich denn so hohen Besuch verdient? Hast du keinen Personenschutz dabei?«
    »Jetzt hör schon auf. Ich freu mich, dass es dir besser geht. Das tut es doch, oder?«
    Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn.
    »Das Fieber ist runtergegangen. Die Ärzte sagen, das neue Antibiotikum schlägt an.«
    »Das klingt doch gut.« Er lächelte. »Dann können wir ja am Sonntag zu Tante Paulas Fünfundachtzigstem.«
    »Du lieber Gott. Es gibt ja doch gute Gründe, besser krank zu bleiben.«
    »Ist Mutter gar nicht hier?«
    »Ich habe sie nach Hause geschickt. Wie es aussieht, bin ich von den Toten wiederauferstanden. Vorerst. Sie sollte sich ein bisschen ausruhen.«
    Hambrock spürte sein schlechtes Gewissen.
    »Was ist?«, meinte Birgit. »Willst du dich gar nicht setzen?«
    Er lächelte. »Doch, natürlich.«
    »Lass mich raten. Eigentlich musst du sowieso gleich wieder ins Büro. Du hast gar keine Zeit.«
    »Ich …«
    Ein kurzer Anruf im Präsidium. Er würde einfach sagen, er säße im Stau, es hätte einen Unfall auf der Bundesstraße gegeben. Kein Problem.
    »Doch. Ich habe Zeit.« Er setzte sich auf die Bettkante. »Die nehme ich mir.«
    Es stieg kein Rauch mehr über der Ruine auf. Die Trümmer ragten kalt und starr in den grauen Himmel. Die Dämmerung brach herein, es wurde jetzt jeden Tag ein bisschen früher dunkel.
    Die Leute von Feuerwehr und Spurensicherung waren inzwischen wieder abgezogen. Den ganzen Tag über hatten sie die alte Schmiede bevölkert. Männer in weißen Anzügen und mit Masken im Gesicht, Uniformierte, die herumliefen und sich beratschlagten, und schließlich Zivile, die in dunklen Autos vorfuhren und das Gebäude genauestens in Augenschein nahmen. Scheinbar endlos ging das so, es hatte gar nicht mehr aufgehört.
    Doch jetzt waren sie fort.
    Ein leises Quietschen von Gummi auf dem Parkett. Seine Tochter im Rollstuhl tauchte auf. Er wandte sich vom Fenster ab. Ihr Blick war vorwurfsvoll. Mit ausladenden Bewegungen manövrierte sie sich vor die niedrige Spüle. Sie gab Wasser in den Kessel, offenbar wollte sie sich einen Tee kochen. Ihre Bewegungen waren aufreizend langsam. Heute schien es besonders schlimm zu sein. Doch sie wollte nicht, dass er ihr half. Dann wurde sie wütend.
    Was ist, fragte er sich, wenn der Alltag sie irgendwann vollends überfordert? Wenn die Krankheit weiter

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