Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)
Geschichte zu einem Ende führen.
»Was ist in der Nacht passiert, in der Alfons Schulte-Stein ums Leben kam?«, fragte Keller.
Vornholte sah zu Boden. »Ich war da, in der Schmiede. Ich wollte Alfons klarmachen, was er uns angetan hat. Hanne und mir. Die Art, wie sie gestorben ist. Das alles wäre anders gekommen, wenn ihr das späte Wiedersehen mit ihrem Bruder nicht verwehrt worden wäre. Sie wäre glücklich gestorben, verstehen Sie? Aber er … Er hat mich ausgelacht. Und dann sagte er, ich solle von seinem Grund und Boden verschwinden.«
Er betrachtete seine Hände, als könne er nicht glauben, was er getan hatte.
»Ich wollte das nicht«, sagte er. »Aber ich war so zornig. So unendlich zornig. Ich hab ihm einen Holzklotz über den Kopf gezogen und mich auf ihn geworfen. Ich war rasend. Und dann habe ich meine Hände um seinen Hals gelegt. Er … Ich … ich habe es genossen, ihn sterben zu sehen. Er hat geröchelt, seine Augen traten hervor, und Speichel lief an seiner Wange herab. Die nackte Panik in seinem Blick. Ich konnte meine Hände nicht fortziehen. Ich war wie berauscht. Es war befreiend. Ich wünschte, es wäre anders gewesen. Aber ich habe es genossen, ihn zu töten.«
Die Deutlichkeit dieses Geständnisses ließ die beiden Kommissare für einen Moment den Faden verlieren. Keller fing sich als Erster.
»Was haben Sie danach getan? Wie kam es zu dem Brand in der Schmiede?«
»Als Alfons tot war, bin ich hinausgestürzt. Der Rausch war schnell vorüber, und mir wurde klar, was ich getan hatte. Ich hatte ihn doch gar nicht töten wollen. Keinen Gedanken hatte ich zuvor daran verloren. Ich wollte ihn nur zur Rede stellen. Eine Entschuldigung von ihm bekommen. Er sollte begreifen, was er da verursacht hatte. Aber nun war ich ein Mörder. Ich bin also raus aus der Schmiede. Raus in die kalte Nacht. Erst bin ich ziellos umhergeirrt, ohne zu wissen, was ich tun sollte. Aber dann wurde mir klar, es gab nur eine Möglichkeit: Ich musste die Polizei rufen. Mich stellen. Düstermühle war nicht weit entfernt, also bin ich zu Moorkamps Gastwirtschaft gegangen. Ich wollte erst einmal einen starken Schnaps trinken. Und dann von dort die Polizei rufen.«
»Und dann trafen Sie auf Heinz Moorkamp?«
»Ja, er stand hinterm Tresen. Sein Sohn war an diesem Abend in Warendorf bei einer Versammlung, und da ist Heinz für ihn eingesprungen. Er hat sofort gemerkt, wie durcheinander ich war, und wollte wissen, was passiert ist. Und … na ja, da ich ohnehin die Polizei rufen wollte, habe ich ihm alles gesagt.«
»Wie hat er reagiert?«
»Heinz hat mich davon abgehalten, zum Telefon zu greifen. Er meinte, es hätte keinen Sinn, dafür ins Gefängnis zu gehen. Alfons hätte es verdient. Er konnte mein Handeln offenbar besser verstehen als ich selbst. Er hat Antonius dazugeholt. Antonius und Heinz sind ein Leben lang gute Freunde gewesen, er wusste, auf ihn konnte man sich verlassen. Außerdem hatte Antonius eine eigene Rechnung mit Alfons offen. Schließlich hatte der seine Tochter vom Hof gejagt, als sie krank wurde. Antonius war jedenfalls bereit zu helfen und machte sich sofort auf den Weg. Die letzten Gäste waren inzwischen gegangen, und Heinz hatte die Kneipe abgeschlossen. Er wollte gemeinsam mit Antonius einen Plan schmieden, wie man Alfons’ Leiche am besten verschwinden lassen konnte, ohne Spuren zu hinterlassen. Mir hat er in der Zwischenzeit immer wieder nachgeschenkt. Ich wurde ganz weich im Kopf. Irgendwann fühlte ich mich sicher genug, bei den Plänen mitzumachen. Dann klopfte es am Fenster, und Antonius tauchte auf. Er kam jedoch nicht allein. Er hatte Siegfried Wüllenhues mitgebracht. Inzwischen waren wir zu viert.«
»Wie spät war es zu diesem Zeitpunkt?«, fragte Gratczek.
»Nach zwei. Siegfried hatte schon geschlafen. Aber nicht Antonius. Der macht ja spätabends immer seine Spazierfahrten mit dem Wagen. Eine richtige Nachteule ist das.«
»Antonius taucht also mitten in der Nacht bei Wüllenhues auf«, meinte Keller skeptisch. »Und Siegfrieds Frau soll nichts davon mitbekommen haben?«
»Sie hat einen sehr guten Schlaf. Antonius hat unten gegen das Fenster geklopft. Siegfried ist davon aufgewacht. Er hat sich eilig angezogen, und gemeinsam sind sie dann los. Auf Siegfried war Verlass, das wusste Antonius. Er hatte ja auch eine persönliche Geschichte mit den Schulte-Steins. Natürlich würde er uns helfen.«
»Und dann sind Sie auf die Idee gekommen, die Schmiede in Brand zu
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