Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
seit dieser Nacht alles nur noch schief. Sie hatten längst die Kontrolle über das Geschehen verloren.
    Erst Siegfried, der an Herzversagen starb. Dann die Sache mit dem Fotoalbum, das sie in ihren Besitz bringen mussten. Und jetzt noch der gewaltsame Tod von Rosa. Seine Freunde weigerten sich, ihm zu sagen, weshalb sie sterben musste. Offenbar war Rosa ihnen auf die Schliche gekommen. Und einer der beiden hatte sie dann getötet. Falls sie die Tat nicht gemeinsam begangen hatten. Er wusste das nicht genau, sie redeten ja nicht mehr mit ihm. Jeder verkroch sich in seine Höhle. Wohl aus Schuld und Scham und aus der Angst vor dem, was kommen würde.
    Sollte Antonius zur Polizei gehen? Ihnen sagen, wer Rosa getötet hatte? Sicher würde sein eigenes Handeln bei dieser Sache Konsequenzen haben. Er hatte geholfen, den Mord an Alfons zu vertuschen. Außerdem war er an der Planung eines Einbruchs beteiligt gewesen. Er wusste nicht, wie schwer diese Vergehen waren. Vielleicht würde er sogar ins Gefängnis müssen.
    Aber wäre das so schlimm? Rosas Tod ungesühnt zu lassen schien ihm weitaus schlimmer zu sein. Er blickte zu Helga hinüber. Sie wollte wieder zurück auf den Hof ziehen. Zu ihrem Sohn und den Enkelkindern. Sie wäre also versorgt, wenn er fortmüsste. Um sie brauchte er sich nicht zu sorgen.
    Sie bemerkte seinen Blick und lächelte. »Was ist? Was guckst du so?«
    »Wir werden bald Abschied nehmen.«
    Sie lachte. »Aber ich ziehe doch nur ans andere Ende der Wiese. Wir leben keine hundert Meter voneinander entfernt. Wenn wir wollen, können wir uns jeden Tag sehen.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Bist du traurig, wenn ich ausziehe?«
    »Nein, es ist vernünftig. Und ich freue mich für dich.«
    »Susanne hat übrigens angerufen. Sie möchte, dass wir zum Abendessen auf den Gutshof kommen. Dann können wir in Ruhe über alles reden. Der Umzug soll ja nicht nächste Woche stattfinden. Uns bleibt jede Menge Zeit.«
    »Ich fahre dich gern dorthin, aber ich würde lieber nicht zum Essen bleiben. Ich möchte heute alleine sein. Mir steht einfach nicht der Sinn nach Gesellschaft.«
    »Bist du sicher? Es wäre nur für ein oder zwei Stunden.«
    »Trotzdem. Grüß Manfred und Susanne von mir. Und natürlich die Kinder. Aber ich bleibe lieber hier. Vielleicht mache ich später eine Spazierfahrt.«
    Er faltete die Zeitung zusammen und stand auf. Dann blickte er durchs Fenster zum Hof der Schulte-Steins.
    »Wann möchtest du los?«, fragte er.
    »Na ja. Im Prinzip ist das egal. Wenn du willst, kannst du mich auch gleich rüberfahren.«
    »Dann mache ich das. Ich hole nur meinen Mantel.«
    Er wollte den Blick abwenden, doch dann hielt er inne. Hinter der Scheune von Schulte-Stein war eine Gestalt. Oder irrte er sich? Ihm war, als hätte er einen Schatten gesehen, der unter das Vordach gehuscht war. Er fixierte das Gebäude. Doch es war nichts mehr zu sehen. Wer sollte auch um diese Uhrzeit dort herumschleichen? Das war doch Unsinn.
    Er ging zur Garderobe und schlüpfte in seinen Mantel. Jetzt würde er erst mal Christa hinüberbringen. Den Schatten an der Scheune von Schulte-Stein hatte er längst wieder vergessen. Seine Gedanken kreisten nur um die Frage, ob er zur Polizei gehen sollte.
    Nach Sonnenuntergang wurde es rasch dunkel. Den Hügel hinaufzuwandern kostete Carl mehr Kraft, als er geglaubt hatte. Er hielt inne und betrachtete den unwegsamen Feldweg. Wenn er nicht achtgab, konnte dieser Ausflug schneller vorbei sein, als ihm lieb war. Die Kälte nagte an seinem Körper, trotz der Anstrengung. Er sehnte sich nach seinem warmen Sessel am Fenster. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, heute hierherzukommen. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen.
    Doch für solche Gedanken war es zu spät. Er nahm sich zusammen und ging weiter. Schließlich erreichte er die Rückseite des Hofs von Schulte-Stein. Es gab keinen Hofhund, der anschlagen konnte, deshalb hatte er nicht viel zu befürchten. Trotzdem hielt er sich im Verborgenen.
    Er musste in die große Scheune gelangen, wo Manfreds Landmaschinen standen. Alfons hatte dort eine Ecke mit Werkzeugschränken und Kleingeräten eingerichtet. Da befand sich auch ein alter Bauernschrank, der früher einmal in der Küche des Wohnhauses gestanden hatte und wiederaufbereitet bestimmt ein Vermögen wert gewesen wäre. Carl wusste: Wenn Alfons irgendwo etwas versteckt hatte, dann würde er es in diesem Schrank finden. Und sofern Alfons das Foto aus Rosas Album nicht

Weitere Kostenlose Bücher