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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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nicht einmal, ob es sich bei der verbrannten Leiche tatsächlich um Alfons Schulte-Stein handelt.«
    »Doch, das schon. Man hat ihn bereits an seinem Gebiss identifiziert. Dr. Brüggen meint, es gibt keinen Zweifel. Es ist Schulte-Stein, keine Frage.«
    »Hm. Wenigstens das. Dann ist der Fall doch ziemlich klar, oder? Siegfried Wüllenhues hatte ein starkes Motiv für die
Tat.«
    Hambrock hatte die Berichte schon gelesen. »Sieht ganz so aus.«
    Keller nickte, dann schien er etwas sagen zu wollen, beließ es jedoch dabei. Hambrock fragte sich, ob der neue Kollege womöglich das Wochenende freihaben wollte. Aber er traute sich bestimmt nicht zu fragen, bei seiner ersten Todesermittlung im neuen Job.
    »Also gut«, meinte Keller schließlich. »Dann sehen wir uns gleich bei der Besprechung.«
    Er drehte sich um und steuerte den Ausgang an. Dabei rempelte er beinahe seinen Kollegen Guido Gratczek an, der hinter ihm in der offenen Tür aufgetaucht war. Gratczek, wie immer ein bisschen zu gut angezogen, mit teurem Anzug, polierten Schuhen und perfekt gebundener Krawatte, sprang eilig zur Seite. Der Blick, den er Keller zuwarf, war eindeutig. Und tatsächlich, im direkten Vergleich fand auch Hambrock, dass Keller aussah wie ein Penner.
    »Morgen, Herr Keller«, sagte Gratczek kühl.
    »Hm. Morgen.« Damit drückte er sich an Gratczek vorbei und verschwand im Flur.
    »Und?«, fragte Hambrock. »Wie läuft’s mit dem neuen Kollegen?«
    Gratczek verzog keine Miene. »Ganz gut.« Dann reichte er Hambrock einen Stapel Papiere. »Meine Berichte von gestern. Die habe ich wohl vergessen. Sorry.«
    Hambrock nahm sie entgegen. »Du warst bei der Exfrau von Alfons Schulte-Stein, oder?«
    »Unter anderem. Helga Schulte-Stein. Eigentlich Holtkamp, aber sie hat nach der Scheidung den Namen ihres Mannes behalten.«
    »Und? War’s interessant?«
    Gratczek hob die Schultern. »Ging so. Sie wirkte ziemlich mitgenommen von den Ereignissen. Dabei standen die beiden sich nicht mal sonderlich nahe. Die Scheidung ist fünf Jahre her, danach hat es keinen Kontakt mehr gegeben.«
    »Die verstoßene Ehefrau …«
    »Vergiss es. Die war nicht in der Werkstatt. So viel steht fest.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Sie sitzt im Rollstuhl. Multiple Sklerose. Und nicht gerade im Anfangsstadium. Die hat ihrem Exmann jedenfalls keins übergebraten.«
    »Ich verstehe. Wo lebt sie?«
    »Ebenfalls in der Bauernschaft, auf dem Hof ihres Vaters. Er ist nur gut hundert Meter vom Anwesen der Schulte-Steins entfernt, vielleicht hast du ihn gesehen? Der Bauernhof hinter der Viehwiese, an dem kleinen Wäldchen. Südlich der abgebrannten Werkstatt.«
    »Kann schon sein. Was hat sie über die Familienfehde gesagt? Sie weiß doch bestimmt eine Menge darüber.«
    »Nein, im Gegenteil. Sie sagte nur, ihr Exmann und Siegfried Wüllenhues mochten sich nicht. Alfons wollte nichts mit Wüllenhues zu tun haben. Der Grund dafür läge in der Vergangenheit, aber Genaues wüsste sie nicht. Irgendwas, das die Väter der beiden betrifft. Ihr Exmann habe nie mit ihr darüber gesprochen.«
    »Gut hundert Meter entfernt«, murmelte Hambrock. Er dachte darüber nach. »Fahr doch noch mal da raus. Ich will wissen, wie es zur Scheidung kam. Was der Hintergrund war. Kannst du das erledigen?«
    »Heute?«
    »Natürlich heute. Ist das ein Problem?«
    »Nein. Gar nicht.« Gratczek blickte auf die Uhr. »Wir sollten langsam in den Besprechungsraum. Die anderen warten bestimmt schon.«
    »Also gut.«
    Wahrscheinlich warten sie alle darauf, ins Wochenende geschickt zu werden, dachte Hambrock. Er schnappte sich seine Unterlagen und folgte Gratczek hinaus auf den Flur.
    Carl Beeke saß am Fenster. Der dichte Nebel begann sich langsam aufzulösen. Hoch am Himmel konnte er bereits die Sonne erkennen, ein kalter weißer Ball über dem Dunst. Irgendwo im Haus ertönte ein lautes Poltern. Die Kinder begannen zu schreien, und dann hörte er Christa schimpfen. Carls Atem ging ruhig und gleichmäßig. Er wartete.
    Rosa Deutschmann, eine Nachbarin aus der Siedlung, würde ihn gleich abholen, wie jeden Samstagvormittag, um mit ihm zum Friedhof zu fahren. Dann konnte er in Ruhe das Grab seiner Frau besuchen. Zwar hatte er das Gefühl, dass Mia auch hier bei ihm war, in Christas Haus in Düstermühle. Trotzdem war es gut, ihr Grab regelmäßig in Ordnung zu halten. Und er kam auf diese Weise mal vor die Tür.
    Er selbst konnte nicht mehr Auto fahren, und Christa war viel zu beschäftigt, um ihn

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