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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Nähten getrockneten Schlamm. Ärgerlich riss er die Tür auf, um einzusteigen. Alles nur wegen seines neuen Kollegen.
    »Warte mal, Guido.«
    »Ja?«
    »Du kennst doch Bernhard Hambrock schon länger, oder?«
    »Wieso fragst du?«
    »Glaubst du, wir haben morgen frei? Oder lässt er uns am Sonntag arbeiten?«
    »Ist das alles, was dich interessiert?«
    »Ich frag nur.«
    »Dann können wir ja.« Gratczek deutete auf den Wagen. »Oder musst du vorher noch eine rauchen?«
    Rosas Apfelkuchen war tatsächlich wunderbar. Sie wusste wirklich genau, wie Carl ihn am liebsten mochte. Nun saß sie da, stolz und glücklich, und beobachtete aufmerksam, wie er sich darüber hermachte.
    Er erinnerte sich, wie Rosa ihn am letzten Sonntag zum Stammtisch gefahren hatte. Normalerweise brachte Christa ihn immer zu Moorkamps Wirtschaft, doch sie hatte überstürzt zu einem Kunden gemusst, und so war Rosa eingesprungen.
    Die alten Männer aus dem Dorf hatten mit großem Hallo darauf reagiert. »Oho! Jetzt sieh sich das einer an.« – »Da läuten wohl bald die Hochzeitsglocken!« – »Ihr habt doch hoffentlich Heizdecken in eurem Liebesnest?« Und es wurde laut gelacht.
    Carl hatte danebengestanden und freundlich mitgelacht, denn Rosa war für ihn viel eher eine Tochter. Oder eine Freundin. An etwas anderes hatte er niemals gedacht.
    Auch Rosa schien sich zu amüsieren. Sie schüttelte nur belustigt den Kopf. Das zeigte Carl, dass auch sie nur einen Freund in ihm sah. Wahrscheinlich genoss sie es einfach, sich um jemanden zu kümmern.
    Nachdem sie den Kuchen gegessen hatten, holte Rosa ein altes ledergebundenes Buch hervor und legte es auf den Tisch.
    »Hier ist es«, sagte sie. »Ich hätte niemals gedacht, dass es noch mal so viel Interesse auslöst.«
    »Du hast recht. Das ist schon seltsam.«
    Ein leicht modriger Geruch stieg von dem Buch auf. Carl schlug es auf. Seidenpapier knisterte, und dann waren da die alten Schwarz-Weiß-Fotos. Was er sah, war Düstermühle. Das alte Düstermühle.
    »Ach, du liebe Güte.«
    Der Festplatz hinter der Kirche, wo heute die Sparkasse stand. Das ganze Dorf war auf den Beinen. Pferdekutschen, Reiter, geschmückte Fenster. Ein sommerliches Fest. Damals war noch Leben im Dorf gewesen. Heute fuhr höchstens mal ein Auto durch. Menschen sah man so gut wie nie auf der Straße.
    Er nahm die Lupe, die Rosa bereitgelegt hatte, und hielt sie über das erstbeste Foto. Der alte Hueskemper. Am Biertresen. Wie lange war der jetzt schon tot? Seit den Sechzigern? Und daneben Jupp Oldenloe. Mit einem riesigen Bierhumpen, natürlich. Der alte Jupp konnte feiern, dem war nie etwas angebrannt. Und überall Menschen.
    Carl überfiel ein sonderbares Gefühl. War das Sehnsucht? Wie alt mochte er damals gewesen sein?
    Das nächste Bild. Hier waren alle versammelt. Seine Eltern, die Nachbarn, die alten Bauern, und mittendrin Emma Moorkamp, die alte Wirtin, die aussah wie eine fette Matrone. Alle Kinder in Dorf hatten Angst vor ihr gehabt, dabei war ihr Herz bei aller Ruppigkeit aus reinem Gold gewesen.
    An jedem Haus wehte eine Hakenkreuzfahne. Wie seltsam das heute wirkte. Damals war es ja ganz normal gewesen. So hatte es eben ausgesehen, wenn das Dorf festlich geschmückt worden war. Er war noch ein Junge gewesen, er kannte es gar nicht anders.
    Neben einem der Fotos stand eine Notiz in Sütterlinschrift: Kriegerfest 1936 . Das hieß, er war vierzehn Jahre alt gewesen.
    Rosa blickte ihm über die Schulter. »Ich kann mich noch daran erinnern, wie es früher aussah, obwohl ich noch ein kleines Kind war. Wir sind ja erst knapp zehn Jahre später hier angekommen. Anfang 45.«
    »Ja. Anfang 45.«
    Die Last der Kriegsjahre bedrückte ihn plötzlich wieder. So viele Erinnerungen, die er lieber nicht heraufbeschwören wollte. Was waren das nur für Zeiten gewesen damals. Aber er durfte nicht klagen. Er hatte überlebt. Einer der ganz wenigen in seinem Jahrgang. Also schlug er die Seite um, bevor die Erinnerungen übermächtig wurden.
    Und da war er! Carl sah sich selbst, als Jungen. Er saß neben dem alten Lütke-Heuerling, der gerade seine Pfeife stopfte und wohl wieder einmal eine seiner bizarren und haarsträubenden Geschichten erzählte. Carl blickte direkt in die Kamera. Ein gewitzter und aufgeweckter Junge, für den das Leben offenbar ein großer Spaß war. Wer hatte das Foto geschossen? Carl konnte sich nicht mehr erinnern.
    Das Bild traf ihn mit ungeahnter Macht. Seine letzten unbeschwerten Jahre: Wie hätte er

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