Duett der Liebe
Mutter?“
„Nein, meine Schwiegermutter.“ Seine eigene Mutter war gestorben, bevor er geheiratet hatte. Die Drillinge hatten sie nie kennen gelernt. Ginas Mutter dagegen liebten sie. Doch seine Schwiegermutter war nur wenige Stunden vor Gina gestorben, ein Opfer desselben Rachefeldzugs.
Es muss schwer für die Mädchen sein, so weit wegzuziehen von der Familie und allen Freunden, dachte Brooke. „Vielleicht kann sie zu Besuch kommen, wenn Sie sich erst eingerichtet haben.“
Ihm wurde klar, dass er einen Fehler begangen hatte. „Das wird leider nicht möglich sein.“
Seine Stimme klang auf einmal härter. Vielleicht kam er mit seiner Schwiegermutter nicht gut aus.
„Das ist schade“, meinte Brooke. Als er nichts erwiderte, fuhr sie fort: „Besteht die Einladung noch? Für das Konzert, meine ich?“
„Ja, warum sollte sie nicht?“ Wie kam sie darauf, dass er auf einmal seine Meinung geändert hatte?
„Weil ich den Eindruck habe, dass ich gerade ins Fettnäpfchen getreten bin“, sagte sie offen.
Was eindeutig meine Schuld war, schalt er sich. Er musste besser aufpassen und nichts von sich preisgeben, das Anlass zu weiteren Fragen gab. Seine Vergangenheit war abgeschlossen, vielleicht für immer.
„Eins hat nichts mit dem anderen zu tun“, versicherte er. „Halb acht ist also in Ordnung?“
Unwillkürlich musste Brooke lächeln, als sie spürte, wie sich Schmetterlinge in ihrem Bauch ausbreiteten. „Perfekt.“
„Dann bis später.“
„Bis dann.“ Ihr Lächeln vertiefte sich.
Kaum hatte sie aufgelegt, als Heather neben ihr stand. „Also?“
Brooke ging an ihr vorbei in den Laden und begann, Bücher zurück in die Regale zu stellen. „Er wollte sich nur bedanken, weil er Granny eingestellt hat.“
Heather folgte ihr auf dem Fuß. „Dafür hat er aber ganz schön lange gebraucht.“
„Ach ja? Hast du eine Stoppuhr laufen lassen?“
„Nein, nur ein paar Rosenkränze gebetet. Hat’s geholfen?“
Heather nahm ihre Schwester beim Arm und drehte sie zu sich herum. Als sie Brookes Gesichtsausdruck sah, grinste sie breit. „In der Tat, es hat geholfen.
Erzähl mir alles“, bettelte sie. „Wohin hat er dich eingeladen?“
Brooke wandte sich wieder ab und nahm ein paar Bücher von einem der Lesetische. „Du bist doch diejenige, die ständig ihre Schlüsse zieht. Warum füllst du die Lücken nicht selbst aus?“
„Du bringst mich noch zum Wahnsinn“, stöhnte Heather. „Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: Buchladenbesitzerin von ihrer Schwester erwürgt aufgefunden. Schwester wegen mildernder Umstände freigesprochen.“
Sie stellte sich Brooke in den Weg. „Also?“
Brooke wusste, dass sie früher oder später nachgeben würde, doch im Augenblick wollte sie einfach dieses neue, unerwartete Gefühl auskosten, das sich in ihr breitmachte. Aufregung.
Nun übertreib nicht gleich, warnte sie sich. Es ist nur ein Konzert.
„Na schön“, sagte sie schließlich. „Er hat mich zu einem Konzert im Kulturzentrum eingeladen. Was wahrscheinlich bedeutet, dass Granny heute Abend babysittet.“
„Heute?“ Heather riss die Augen auf. „Liebe Güte, der Mann ist schnell, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat.“ Beinahe hätte sie noch etwas hinzugefügt, doch sie wusste, wenn sie die Sache zu sehr aufbauschte, würde Brooke nervös werden und am Ende absagen.
Brooke folgte dem Gedankengang ihrer Schwester und sagte prompt: „Es ist nur als Dankeschön gemeint.“
Unschuldig hob Heather die Achseln. „Vielleicht hast du danach ja auch etwas, wofür du dich bedanken kannst.“
„Heather!“
„Wir haben Kundschaft.“ Heather deutete auf die Frau, die mit einem Kinderwagen hereinkam.
Wo sind denn diese verflixten Kunden bloß immer, wenn Heather mich mit solchen Fragen bestürmt, dachte Brooke kopfschüttelnd.
Ein paar Stunden später stand sie vor ihrem offenen Kleiderschrank und war beinahe so weit, die ganze Sache wieder abzusagen. Es konnte nichts Gutes dabei herauskommen, so viel war ihr schon klar. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Die Hälfte ihrer Kleidung hatte sie auf dem Bett und jeder anderen freien Oberfläche im Schlafzimmer ausgebreitet. An jedem Stück fand sie etwas auszusetzen.
Im Laden war sie glücklicherweise durch zahlreiche Kundschaft abgelenkt gewesen, doch sobald sie allein in ihrem Wagen saß, hatten sich ihre Nerven unmissverständlich gemeldet. Jetzt war es allerdings zu spät, um sich mit einer höflichen Entschuldigung aus der
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