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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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das kühle Metall in meiner Handfläche erwärmte. Und ich wurde den Eindruck nicht los, dass mir sein unwiderstehlicher Geruch in die Nase fuhr. Ich schloss kurz die Augen und sog die Luft tief ein. Es war Vormittag, kurz nach neun.
    Hoffentlich kam ich überhaupt auf das Gelände. Ich näherte mich dem riesigen Grundstück und sah das große, elektrische Metalltor, das meinen weiteren Weg bremste, misstrauisch an. Durch die Vierkant-Streben konnte ich ein großes Wohnhaus erkennen, daneben einen freien, offenen Platz, auf dem auch drei LKW gleichzeitig wenden konnten und jenseits davon, halb hinter dem Wohnhaus verborgen, entdeckte ich eine weiße Fabrikhalle mit unscheinbaren, dunkelblauen Türen und nur wenigen Fenstern.
    Gab es hier eine Klingel? Ich trat an die mit Efeu und anderem Grünzeug bewucherte Mauer, in der das Tor eingelassen war, und fand tatsächlich eine sehr anonym gehaltene Metallplatte mit einem einzelnen Klingelknopf in der Größe eines Lichtschalters und den Schlitzen für den Lautsprecher einer Gegensprechanlage.
    Ich zögerte und atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Handfläche auf die Klingeltaste legte.
    „Sehen Sie nach oben“, forderte mich eine blecherne Stimme auf und ich tat es mehr im Reflex als bewusst. Tatsache, dort war eine Kamera installiert, deren Linse mich nun mit starrem Blick musterte.
    Es dauerte ein paar Augenblicke und ich trat von einem Bein auf das andere, bevor eine deutlich menschlicher klingende Stimme sagte: „Warte dort, du wirst abgeholt.“
    Hm, klang doch ganz okay. Ich hoffte inständig, dass Yves hier sein würde, und stellte mich wieder vor das Tor. An der Villa öffnete sich die Haustür und ein Mann trat heraus, um sich mit gemessenen Schritten meinem Aufenthaltsort zu nähern. Er war riesig. Bestimmt einen halben Kopf größer als ich, und er war so muskelbepackt, dass ich die leise Warnung, die der Mann mit seiner Haltung zum Ausdruck brachte, deutlich verstand.
    Meine Füße zuckten. Das hier war wirklich dazu geneigt, meinen Fluchtreflex auszulösen. Bis zu dem Augenblick, in dem ich mir endlich die Mühe machte, das Gesicht des Mannes anzusehen. Den kannte ich! Das war …!
    Ich spürte, wie meine Kinnlade herabfiel. Dieser Hüne war also Yves’ Vater! Und ich hatte ihn schon verdammt oft gesehen – in Hollywoodfilmen.
    Er erreichte das Tor und lächelte, dann öffnete er eine in das Tor eingelassene Tür und ließ mich eintreten. „Hallo Etienne. Gut, dass du da bist.“
    „Ist was mit Yves?!“, fragte ich sofort und erntete einen überraschten, aber auch anerkennenden Blick und ein weiteres Lächeln.
    „Es geht ihm gut, er ist in Tennington.“ Enttäuschung machte sich augenblicklich in mir breit.
    „Oh. Und … hallo. Tut mir leid, ich bin … ziemlich fertig …“ Ich rettete mich in ein Grinsen. Es war mir peinlich, dass ich angesichts dieses Weltstars erstens meine guten Manieren vergessen hatte und zweitens total undankbar nur nach Yves gefragt hatte.
    Er lachte mit einem tiefen, satten Ton, den er wohl seinem breiten Brustkorb zu verdanken hatte. „Du kannst dich erst mal tüchtig ausschlafen, wenn du magst. Aber ich vermute, du würdest lieber erst mit meinem Sohn telefonieren?“
    Ich konnte förmlich spüren, wie sich meine Miene in ein Strahlen verwandelte. „Dann … wissen Sie Bescheid?“
    Zugegebenermaßen erstaunte mich das doch. Immerhin war Yves nie so besonders gut auf seinen Dad zu sprechen gewesen. Eigentlich war ich nur hierhergekommen, weil Zachary diesem Riesen vertraute und mit ihm zusammenarbeitete – irgendwie.
    Er nickte und seine Hand legte sich auf meine Schulter. Eine Sekunde später verschwand das Gewicht der Reisetasche und ich atmete auf. „Danke.“
    „Ja, er hat es mir erzählt. Ich freue mich darüber. Es ist gut, dass er jemanden hat, der seine Gefühle erwidert.“
    „Das … ja, das stimmt. Ich meine …“, stammelte ich. Ich war echt hundemüde, auch wenn mir die Vorfreude auf ein Telefonat mit Yves ein wenig Leben einhauchte.
    „Komm, Etienne. Hast du Hunger oder Durst? Wir gehen am besten in die Küche, dann kannst du in Ruhe essen und telefonieren, in Ordnung?“
    Ich brachte ein Nicken zustande und ging neben ihm her die Stufen zum Eingangsportal der Villa hinauf. Nur halb eingeschneite Buchsbäumchen in blauen Pflanztöpfen säumten jede Treppenstufe, gaben dem Gebäude aus rotbuntem Backstein mit ihrem satten Grün selbst in dieser verschneiten Jahreszeit einen schönen

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