Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
wirklich schätzen gelernt hatte, seitdem ich in Schottland angekommen war.
Ich ging in die Küche.
„Teewasser kocht gleich, ich hatte es bereits angesetzt, bevor du aufgetaucht bist. Hast du schon gefrühstückt?“
Ich schüttelte wortlos den Kopf.
„Dann hol alles heraus, wir können auch hier reden.“
„Ich habe keinen Hunger, vielleicht später“, wiegelte ich ab und setzte mich.
Zachary wartete schweigend an die Anrichte gelehnt.
„Dad, hör mal“, begann ich dann und nahm eher am Rande wahr, wie sehr ihn diese Anrede freute. Ich lächelte kurz und wurde mir sehr schnell wieder darüber klar, dass ich ernste Dinge zu beichten hatte. „Du weißt ja alles, was meine Familie getan hat … Aber eine Sache habe ich nicht erzählt, weil sie … na ja, zu privat ist, dachte ich. Aber damit du verstehst, was genau passiert ist, muss ich es dir nun doch sagen.“ Ich atmete schnaufend durch und nahm den Teebecher von ihm entgegen. Er setzte sich mir gegenüber hin.
„Klingt ernst. Ich bin ganz Ohr“, sagte er und ich sah seine braunen Augen hinter der Brille aufblitzen. Er war verständlicherweise neugierig.
Mon dieu , war das schwer! Ich hatte nie wirklich viel über Sex gesprochen. Außer vielleicht mit Yves. Alles vorher war mehr oder weniger geheim gewesen. Ich ging davon aus, dass meine Familie keinerlei Ahnung von meiner sexuellen Orientierung hatte.
„Als ich … während meiner Gefangenschaft belauschte ich ein Gespräch. Meine Großmutter und mein Vater sprachen darüber, dass sie mich noch ‚rechtzeitig‘ festgesetzt hätten. Weil es eine Sache gibt, die die Wirkung meines Blutes aufhebt. Mein … Sperma veränderte sich mit meinem sechzehnten Geburtstag. Es … Ich weiß, wie dämlich das klingt, aber es leuchtet seitdem. Es ist der einzige Indikator, an dem man das Licht der Jugend, das in mir leuchtet, sehen kann. Und ich … ich kann diese Fähigkeit übertragen. Wenn ich ein Kind zeuge, wird mein Blut bei seiner Geburt seine Wirkung verlieren, aber meine Keimzellen übertragen es weiter. Ich … sie sagten ‚rechtzeitig‘, weil ich die sogenannte ‚Verbindung‘ nicht vollzogen hätte. Und mein Vater verplapperte sich, so dass ich erkannte, was genau dahinter steckte.“ Ich sah in meinen Teebecher und trank einen Schluck. „Mein Geruchssinn würde mich zu dem Menschen führen, der meiner Nase als perfekt erscheint, und mit dieser Person würde ich mich verbinden können.“ Ich suchte Zacharys Blick und presste die Lippen aufeinander. „Instinktiv wusste ich, dass der erste ungeschützte Sex meines Lebens diese Verbindung schaffen würde. Ich … Yves und ich, wir haben ebendiesen Sex geteilt, verstehst du? Und na ja, nun sind wir bis ans Lebensende miteinander verbunden. Es ist mein Glück oder mein Pech, dass ich niemals Kinder zeugen werde, dass ich diese Gabe auf ewig in meinem Blut haben werde. Dass ich niemals wieder mit jemand anderem Sex haben werde als mit Yves …“
Zachary musterte mich, trank einen Schluck Tee und sagte: „Du solltest wissen, dass ich dir alles glaube, was du mir sagst. Ich habe erlebt, wie offen und ehrlich du bist, wenn du Vertrauen gefasst hast. Und du und Yves, ich habe tatsächlich kein Problem damit, mir vorzustellen, dass ihr auf ewig zusammen sein werdet. Auch wenn ich das in jedem anderen Fall für sehr utopisch hielte.“
„Du meinst, weil wir so jung sind.“
Er nickte. „Ihr seid beide jung, aber ganz sicher nicht unerwachsen. Weißt du, wenn ich ehrlich bin, wäre es mir tausendmal lieber, dass du unbeschwert und sorgenfrei aufwächst und noch ein paar Jahre lang alles ausprobieren und erleben kannst, was zum Erwachsenwerden gehört. Aber deine Familie hat dich um deine Jugend betrogen. Ich hoffe wirklich, du kannst ein bisschen davon jetzt nachholen … Und diese Verbindung mit Yves ... Ihr seid füreinander da, das merkt man.“
„Wir waren“, seufzte ich. „Ich habe ihn vor einer Woche in den Wind geschossen …“
Zachary starrte mich mit tellergroßen Augen über den Rand seiner Brille hinweg an. „Was?!“
Ich erzählte es ihm, wenn auch schweren Herzens. Zachary sah, wie sehr ich unter dem Geschehenen litt, das wusste ich. Er unterbrach mich nicht, aber als ich auch von Franks Besuch erzählt hatte, setzte ich die Teetasse wieder an und leerte sie. Diese Pause nutzte mein Dad.
„Das ist … unglaublich, Etienne. Yves ist doch viel zu vernünftig, um so zu reagieren! Wieso sollte er so etwas vertuschen, wenn ihr
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