Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
rauschte durch meine Ohren.
Yves’ Geruch, der mich in so vielen Stunden des Unterrichts begleitete, weil er neben mir saß, umschmeichelte mich noch immer mit voller Intensität. Die Melodie, die er in mir erklingen ließ, lenkte mich normalerweise nicht so ab, aber heute waren offensichtlich Hopfen und Malz verloren, wenn es darum ging, dass ich etwas von dem, was unsere Lehrer sagten, in meinen Kopf bekam.
Ich bemühte mich trotzdem Yves nicht anzusehen, zumindest nicht öfter als nötig. Ich wollte ihn nicht ablenken. Und ich wusste, das tat ich schon durch meine bloße Anwesenheit.
Meinen neuen Ausweis und eine Geburtsurkunde, in der ich nun ganz offiziell als der Spross von Zachary Michael Grenders ausgewiesen wurde, hatte ich vor zwei Tagen bekommen und ich dachte immer wieder über den neuen Vornamen nach, den Yves mir ausgesucht hatte. Die tiefe Ernsthaftigkeit seiner Wahl berührte mich bei jedem Gedanken daran wieder aufs Neue. Die in der Geburtsurkunde angegebene Mutter war eine vor Jahren an Krebs gestorbene junge Frau, die mit Zachary zusammen studiert hatte. Sie hatte keine Verwandten gehabt und das machte viele Nachforschungen, die sowieso sehr unwahrscheinlich wirkten, beinahe unmöglich. Im Legen von falschen Fährten hatte offensichtlich nicht nur ich meine Hausaufgaben gemacht, und es zeigte mir noch einmal mit Deutlichkeit, dass Zachary wirklich viel an mir lag.
Zachary … so langsam musste ich mich daran gewöhnen, ihn ‚Dad‘ zu nennen.
Aber das fiel mir erstaunlich leicht, was ich wiederum ziemlich erschreckend fand. Immerhin hatte ich meine Eltern, meine gesamte Familie geliebt! Hätten sie mich nicht auf so schmerzhafte und gemeine Art verraten, täte ich das wohl noch immer.
Nun aber galten meine investierten Gefühle allein Yves und Zachary. Zumindest die tiefergehenden.
~*~
Nach dem Nachmittagsunterricht stand für mich Rudern auf dem Plan, Yves machte sich auf den Weg, um Giacomo seinen Ausritt zu gönnen. Ich hatte viel Spaß mit den Jungs der Mannschaft, und sie lobten mich für meine Fortschritte. Ich hatte durch meine Flucht ja doch ziemlich abgenommen und bei Zachary hatte ich nur ein paar Bodyweight Excercises gemacht. Damit hatte ich es zwar geschafft, meine Muskeln wieder in Form zu kriegen, aber so wirklich topfit war ich dadurch noch nicht. Das Rudern erforderte auch andere Muskeln und es tat mir gut, mich im Verband mit anderen so richtig auszupowern.
Als ich in unsere Wohneinheit zurückkehrte, fand ich Gregorio und William vor irgendeinem Videospiel im Wohnzimmer, aus Franks Zimmer hörte ich laute Musik und ich wusste, dass das laufende Wasser im Badezimmer wohl gerade dabei war, Yves vom Pferdegeruch zu befreien.
Ich ging in mein Zimmer und zog mich um. Danach machte ich mich an die Hausaufgaben. Sobald ich sie fertig hatte, war es Zeit für das Dinner. Ich klopfte bei Yves an und fand ihn noch über seinen Heften.
„Komm, wir müssen rüber“, forderte ich ihn auf und wir gingen hinüber ins Hauptgebäude.
William unterhielt uns bei Tisch mit einem Brief, den er heute bekommen hatte und wir lachten gemeinsam und viel über die Anekdoten, die seine große Schwester ihm von seinen Neffen geschrieben hatte. Die beiden waren drei und vier Jahre alt und hatten nur Unsinn im Kopf. Ich genoss es, so normale Dinge zu hören und dachte voller Wehmut an meine eigene, wirklich schöne Kindheit. Damals war alles so einfach gewesen …
Nein, ich würde nicht in eine trübsinnige Stimmung verfallen. Ich wollte lachen und mich an einfachen, schönen und alltäglichen Dingen erfreuen.
Wir blieben lange bei Tisch, merkten das nicht einmal. Als wir den Speisesaal endlich verließen, waren die anderen Schüler bereits in ihren Wohngruppen verschwunden oder nahmen abendliche Aktivitäten wahr.
Yves und ich gingen in sein Zimmer. Kaum hatten wir seine Tür hinter uns geschlossen, begannen wir zu knutschen.
Keine Minute später lagen wir auf seinem Bett und schmusten wie wild. Ich ließ mich an ihm hinabgleiten und öffnete seine Hose. Er war bereits hart, ich schloss meine Lippen um ihn und erstarrte.
Vier verschiedene Duschgeldüfte, Yves’ Duft und … Franks!
Ich schrak zurück und sank auf meine Hacken. So blieb ich am Fußende hocken und schaffte es nicht einmal zu blinzeln.
„Du riechst nach Frank“, zischte ich.
Yves schluckte sichtbar und richtete sich auf. Er sah an mir vorbei, während sich in mir die Melodie seines Geruchs in das Klirren von
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