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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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Antwort: Er vertraute mir nicht.
    Nicht das, was passiert war, hatte mein Vertrauen zerstört, sondern sein Versuch, es zu vertuschen. Seine Unehrlichkeit. Ich schüttelte mich beim Gedanken daran, wie ich es bemerkt und ihn konfrontiert hatte.
    Ich war so enttäuscht gewesen, so verletzt. Er hatte mein Herz gebrochen. Und er tat es täglich wieder.
    Angebrüllt hatte ich ihn, mir bloß nie wieder nahe zu kommen, nur, damit ich ihm nicht zeigen musste, wie weh er mir getan hatte. Wie sehr er mein Vertrauen in seinen Grundfesten erschüttert hatte … Dabei wusste ich doch, dass es sich gar nicht vermeiden ließ.
    Wir waren verbunden – beschissene Erbanlagen! Nur sie waren daran schuld, dass er genau wie ich niemals wieder mit jemand anderem vögeln können würde. Er wusste das doch, wusste, dass ich es wusste! Dass er gar nicht fremdgehen konnte, selbst wenn er es darauf anlegte! Ich hasste ihn dafür, dass er mir nicht sofort erzählt hatte, was passiert war. Und doch liebte ich ihn. So sehr.
    In Wahrheit hasste ich mich. Weil ich ihm auf irgendeine Art das Gefühl gegeben hatte, mir nichts von Franks Aktion sagen, mir nicht vertrauen zu können.
    So kannte ich Yves einfach nicht!
    Er war so weise und erwachsen, so gebildet und immer geradeheraus, und dann sprach er nicht über so etwas Simples mit mir? Etwas so leicht Erklärbares?
    Nein, mir fehlten die Kraft und das Vertrauen, um ihm das zu verzeihen.

    ~*~

    Ich ging ihm jetzt seit einer Woche aus dem Weg. Das musste ich. Wann immer ich ihn sah – beim Essen ließ sich das ja nicht vermeiden, im Unterricht auch nicht – spielte mein Körper verrückt. Ich wollte ihn spüren, berühren, lieben und küssen.
    Und gleichzeitig stieß mich sein Verhalten so sehr ab, dass ich jede Libido verlor.
    Dabei tat er nichts wirklich Falsches. Zumindest nichts, das ich ihm vorwerfen wollte oder konnte.
    Ja, er umschlich mich, wich mir dann wieder aus, beobachtete mich, sogar heimlich. Wenn ich in schulischen Programmen steckte, während seiner Freistunden, wenn ich mit einem Buch auf einer Bank am See saß, immer.
    Es tat mir weh. Ihn so nah zu wissen, ihn nicht bei mir haben zu können. Ich hatte so gründlich versagt!
    So sehr, dass ich mich bislang nicht einmal getraut hatte, mit Zachary darüber zu sprechen, ihn um Rat zu fragen.
    Er kannte Yves, zwar auf andere Art, aber vermutlich sehr viel besser als ich. Sie kannten sich länger, ohne störende Faktoren wie unwiderstehliche Düfte und Hormone.
    Aber ich schämte mich. Weil ich es nicht fertiggebracht hatte, Yves das Gefühl zu vermitteln, mir immer vertrauen zu können. Ja, das war mein Hauptfehler gewesen. Und ich konnte ihn nicht wiedergutmachen.
    Ich wusste, irgendwann würden unsere Triebe uns wieder zusammenbringen. Wir würden miteinander schlafen und wieder getrennter Wege gehen. So oft wie nötig, unser gesamtes Leben lang. Und genauso lang würde mich sein betörender Duft mit seiner Vollkommenheit quälen.
    Vielleicht war es doch besser, wenn ich das alles beendete. Wenn ich meine Pulsadern aufschnitt und das Leben, das ich nicht wollte, aus mir herauslaufen ließ.
    Ich schüttelte ruckartig den Kopf. Das war keine Option! Zumindest keine, die ich derzeit gebrauchen konnte.
    Ich schwang die Beine vom Bett und atmete tief durch. Ja, ich sollte endlich mit Zachary reden. Ihm mehr von mir erzählen, vor allem aber von dem, was mich jetzt an Yves kettete und ihn an mich. Vielleicht wusste Zachary, was ich tun sollte.
    Ich zog mich an und schlich mich raus, als ich sicher sein konnte, dass meine Mitschüler allesamt in den Klassenräumen saßen.

    ~*~

    Zachary sah erstaunt auf, als ich um diese Morgenstunde seinen Laden betrat.
    „Etienne!“, rief er aus. „Ist etwas passiert?“
    Ich trat näher zum Tresen und überprüfte auf dem Weg zu ihm schon, ob sich Kunden im Raum befanden. Alles ruhig, niemand da. Ich nickte.
    „Ja, ich hab echten Mist gebaut …“ Ich klang tatsächlich so reumütig, dass ich ein mitfühlendes „Oh“ von ihm erntete.
    Dann sah er auf seine Uhr und sagte: „Schließ den Laden ab und komm nach hinten.“
    „Du willst …? Aber deine Kunden!“
    Er winkte ab und ließ den dunkelblauen Samtvorhang zum Hinterzimmer herabfallen. Deshalb tat ich, wie er mir geheißen hatte, schloss ab, hängte das kleine Schild mit der Aufschrift ‚Closed‘ an den Haken innen am Glas und folgte ihm in das Kaminzimmer.
    Dort war er nicht, anscheinend machte er Tee. Eine Angewohnheit, die ich

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