Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
sowieso nur noch miteinander Sex haben könnt?“
„Tja, das frage ich mich auch“, murmelte ich niedergeschlagen.
„Und weil du mit dieser Sache nicht klarkommst, sagtest du vorhin, du hättest Mist gebaut?“
Ich hob die Schultern und fühlte mich so hilflos wie elend. „Nein, damit meinte ich, dass ich überhaupt die Verbindung mit ihm eingegangen bin. Das hätte ich einfach nicht tun dürfen!“
„Hm“, machte Zachary. „Das kann ich nicht ganz so sehen, obwohl ich mir darüber klar bin, dass ich in keinen von euch hineinsehen kann. Ihr seid für mich schon wirklich eine Art Traumpaar, ergänzt euch und passt einfach sehr gut zusammen.“
„Schön wär’s!“, jammerte ich mit einem tiefen Seufzen. Es tat weh, wieso tat das alles so weh? „Ich meine, wie konnte er mein Vertrauen so missbrauchen?!“
„Ehrlich gesagt denke ich eher, dass er dich schonen wollte. Immerhin konnte doch gar nichts passieren. Vielleicht hält er es einmal mehr mit Shakespeare, eben ‚ Viel Lärm um nichts ‘.“
„Du meinst, weil nichts passieren konnte, war es unnötig, mir die Wahrheit zu sagen?!“ Das machte mich echt fassungslos. Dann fiel mir das wieder ein, was Frank gesagt hatte. „Erzähl mir von Duncan. Was hat es mit dem auf sich?“
Mein Dad schürzte die Lippen und nickte nach einigem Zögern. „Duncan war der beste Freund von Yves. Er war sein Mentor, als Yves vor knapp drei Jahren hier ankam. Ich nehme an, du willst gern wissen, ob sie ein Paar waren, aber das weiß ich nicht. Man sah den einen selten ohne den anderen. Hier im Buchladen tauchten sie immer gemeinsam auf und sie besuchten mich auch am Wochenende … Duncan starb vor … ich weiß sogar das Datum noch … er starb am 16. Mai letztes Jahr.“
„An meinem sechzehnten Geburtstag?!“, entfuhr es mir. Ich ließ mich fassungslos gegen die Lehne sinken und starrte Zachary an.
Wieder nickte er. „Es … war auch Duncans Geburtstag. Als du mir sagtest, dass es deiner ist, habe ich direkt an ihn denken müssen … Jedenfalls … sein Vater war ein Wirtschaftsboss irgendwo in Amerika, Duncan war nie sehr präzise damit, aber dann … Er besuchte seine Eltern, weil sie ihm ein besonderes Geschenk versprochen hatten, und kam mit ihnen bei einem Attentat um. Eine Bombe.“
Ich holte erschrocken Luft. „ Merde !“ Ich konnte ein kleines Schluchzen nicht unterdrücken, als ich begriff, dass ich Yves tatsächlich in ein großes Loch geschubst hatte.
„Ja, absolute Scheiße … Yves brach vollkommen ein, er war danach nie wieder derselbe.“ Zacharys Blick verlor sich in seinem Teebecher. „Aber seitdem du in Tennington bist, hat er sich noch einmal verändert.“
„Sein Geruch war von Anfang an unfassbar anziehend für mich … und ihm ergeht es mit meinem nicht anders. Ich meine, wenn nicht … wenn er mir das nicht verschwiegen hätte …! Du weißt, ich habe große Angst davor, irgendwem zu vertrauen … Wie soll ich das jetzt noch? Wenn er mir nicht traut?“
Zachary musterte mich wieder. „Das tut er doch, Etienne. Vielleicht wollte er dir das wirklich einfach nur ersparen. Gib es zu, wenn er dir von Franks … äh ... Überfall erzählt hätte, was hätte das gebracht? Du hättest dich aufgeregt, wärest sauer auf Frank gewesen und hättest Yves genauso misstraut, wie du es jetzt tust. Vielleicht aus anderen Gründen, aber Misstrauen bleibt Misstrauen, denkst du nicht?“
Darüber musste ich lange nachdenken. Ich tat es. Und ich kam zu keinem Ergebnis, dafür kamen die Tränen. Tränen, die ich nicht weinen wollte. Weder vor meinem neuen Dad noch allein. Sie brannten heiß auf meinen Wangen und es dauerte nicht lange, bis Zachary sich neben mich setzte und sein Arm um meine Schultern glitt. Ich lehnte mich an ihn und genoss es, diesen Trost zu erfahren. Er verstand mich, auch wenn ich darüber immer wieder nur staunen konnte. Dad war für mich da, ohne Fragen, ohne Hintergedanken. Und ja, dafür gewann ich ihn von Tag zu Tag mehr lieb.
Ein Ergebnis gab es aber doch. Ich wusste, dass ich nicht einfach vergessen und neues Vertrauen zu Yves herbeizaubern konnte. Wenn überhaupt, dann würde es dauern, bis ich es wiederfand. Bis ich es meinem perfekten Partner gegenüber neu fassen konnte.
Vielleicht war der Grund für meinen Mangel an Vertrauen für andere trivial, eine nichtige Kleinigkeit, für mich aber war er beinahe unüberwindbar.
Wie die Mauer um mich herum. Ich hatte gedacht, Yves hätte sie eingerissen, aber das stimmte
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