Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
darauf wartete und lauschte, wann er auftauchen würde. Ihm zu folgen, das hatte ich aufgegeben, nachdem Frank und William mich bei Tisch darum gebeten hatten.
Sicherlich hatten sie recht damit, dass meine unmittelbare Nähe durch die Trennung eher schmerzhaft für Yves war. Für mich war es doch nicht anders. Und doch hockte ich an neben meiner Tür in dem kleinen Flur an der Wand, hatte die Tür einen spaltbreit geöffnet und lauschte in die Dunkelheit, bis er in unsere Wohneinheit schlich.
Seine Zähne klapperten wild, als er nur einen Meter entfernt seine Zimmertür öffnete und sein Duft durch den Spalt in meine Nase drang.
Ich seufzte und sah auf meine Uhr. Drei Uhr in der Frühe!
Ich dachte über die Vorwürfe meiner Mitbewohner nach. Sie hatten sich echt zurückgehalten, besonderes Gregorio hatte Frank immer wieder beruhigt. Ich wusste, dass sie recht hatten, dass sie Yves nur helfen wollten, aber es nervte mich trotzdem, dass sie sich einmischten.
Das hatte ich ihnen auf möglichst freundliche Art gesagt und nun hockte ich hier und horchte, ob ich weitere Geräusche mitbekommen konnte. Zugegeben, ich kam mir vollkommen bescheuert vor dabei, wie ein liebeskranker Grundschüler … aber … ein liebeskranker Schüler war ich ja durchaus.
Er hatte geschnieft. Kein Wunder, draußen waren es mittlerweile nur noch wenige Grad über null in der Nacht! Ich sollte mich trotzdem mal langsam beruhigen, oder nicht? Ich benahm mich ja schon wie eine Glucke!
Und doch … Meine Sorge um ihn beruhte auf meinen Gefühlen für ihn. Idiotisch, dass man solche tiefe Liebe empfinden konnte, während man demjenigen, dem man sie entgegenbrachte, überhaupt nicht vertraute!
Ich seufzte tief und erhob mich, trat durch meine Tür und ging in sein Zimmer, ohne auch nur anzuklopfen.
Er erstarrte mitten in der Bewegung und musterte mich überrascht. Yves stand vor seinem geöffneten Kleiderschrank und holte sich irgendetwas heraus, oder besser, genau das hatte er tun wollen, gemessen am Stand seiner Bekleidung. Er trug nur Pants und ich spürte, wie meine Lenden mit einem heißen Sehnen erwachten.
„Ich … wollte nur sehen, ob du wieder hier bist“, stammelte ich und rang die Hände.
Yves kramte eine Pyjamahose heraus und streifte sie sich hastig über, dann folgte das Oberteil und er wandte sich mir zu. „Wie du siehst, bin ich zurück.“
„Wo warst du?“, fragte ich und wusste doch genau, dass es mich nichts anging.
„Unterwegs.“
„Aha“, machte ich. Wieso war ich noch gleich hergekommen? Ich wusste es nicht mehr und entsprechend blöd kam ich mir vor.
„Wolltest du sonst noch was?“ Er sah mich interessiert an, kam aber nicht näher.
„Ich … keine Ahnung …“
„Bock auf Sex?“
Ich blinzelte. Hatte er das wirklich gefragt? Er nickte in meine Richtung und senkte den Blick auf meine Körpermitte.
Natürlich, ich trug seit Stunden meinen Pyjama und der zeigte gerade ziemlich deutlich, was mein Körper verlangte. Prüfend wandte ich den Blick wieder zu ihm. Ja, sah ganz so aus, als wollte er auch.
Aber das hier war nicht richtig, scheißegal, was mein Schwanz wollte! Ich schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich … deshalb war ich nicht hergekommen.“
„Weshalb dann?“
„Ich wollte nur sehen, ob du in Ordnung bist, Yves.“
„Hm-hm, bin ich. Dann … gute Nacht?“
Ich nickte. „Ja, gute Nacht.“ Ein hartes Schlucken, dann verließ ich sein Zimmer und kehrte in meines zurück.
Es frustrierte einen Teil von mir, dass er mich so elegant rausgeschmissen hatte, aber immerhin hatte er recht damit.
Alle hatten recht. Nur ich nicht.
Und doch kam ich an meinem Misstrauen einfach nicht vorbei.
Ihn zu lieben und ihn rückhaltlos zu lieben waren zwei verschiedene Dinge.
~*~
Die kommenden Wochen waren auch nicht besser. Meine Gedanken machten meine Gefühle mürbe, mein Geruchssinn meinen Verstand. Es gab irgendwie keinen Ausweg, zumal die Treffen mit Yves im Geheimversteck es auch nicht leichter machten.
Täglich schwankte ich mehr zwischen Flucht und totaler Aufgabe. Vielleicht wäre die Sache mit einem endgültigen Ende doch eine Alternative? Aber wie sollte ich das schaffen, wenn schon ein kleiner Schnitt in meiner Haut wahre Höllenqualen hervorrief?
Ich konnte schlichtweg nicht verbluten, ich würde vorher bewusstlos vor Schmerz. Das wusste ich schließlich durch weitere Blutabnahmen während meiner Gefangenschaft noch recht deutlich.
Und nein, es widerstrebte mir nicht nur
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