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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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Trennung nachdenken, Etienne. Wenn ich mir das da so ansehe, ist das sogar dringend nötig.“
    Seine Fingerspitze tippte auf das Papier unter meiner Hand und ich schluckte. Wieso ich heute so extrem abgelenkt war, wusste ich nicht. Sex hatten wir nun wirklich genug, vielleicht eher zu viel als zu wenig. Eigentlich sollte ich doch in der Lage sein, mich mal zwei Stunden auf etwas anderes zu konzentrieren!
    „Mann, Will, es hat doch nichts mit Wollen zu tun! Es liegt am Können!“
    „Hör zu, ich mische mich wirklich nicht oft ein. Wie du neulich bemerkt hast, versuche ich, wenn überhaupt, eher dafür zu sorgen, dass beide mal ein wenig zur Ruhe kommen, anstatt sich ständig gegenseitig herunterzuziehen. Aber ganz offensichtlich seid ihr irgendwie … abhängig voneinander … allein schon, wenn man bedenkt, wie oft ihr euch zum Vögeln trefft.“
    Ich starrte ihn fassungslos an. „D-d-das weißt du?!“
    Er lachte leise. „Man braucht euch doch nur zu beobachten. Ihr umschleicht euch, dann wieder hockt ihr aufeinander, im nächsten Moment schleicht ihr nacheinander in den Pferdestall … Ich bin nicht blöd und ich musste euch nicht explizit observieren, wenn du verstehst …“
    „Na toll, also weiß die ganze Schule, dass wir …?“
    William schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab’s nicht mal Frank oder Greg erzählt. Ist auch besser so.“
    Ich nickte zustimmend und sah auf meine Uhr. „Ich verspreche, ich kümmere mich nachher um die Formeln und zeige sie dir morgen, ja? Ich … muss nachdenken.“
    „Weil du ja die ganze Zeit nichts anderes machst?“ Trotzdem nickte William und lächelte gutmütig. „Und falls du Yves siehst: sag ihm, er soll dir eine reinhauen, wenn du unkonzentriert bist.“
    Wobei, das brauchte er nicht zu sagen. Aber ich wusste gar nicht, ob ich Yves irgendwo treffen würde oder auch nur wollte.
    „Danke.“
    William drückte noch einmal meine Schulter und verließ mein Zimmer.
    Ich sah ihm schweigend nach und klappte das Biologieheft zu. Ich hoffte wirklich, dass mir später aus der grenzenlosen Leere in meinem Schädel das Wissen um die Biochemie wieder entgegenkommen würde. Ich konnte das nämlich alles. Chemie, Biochemie, Mathe, Latein, Englisch, Französisch und auch die anderen, eigentlich konnte ich das alles, aber mein Kopf schien in letzter Zeit einfach nicht dazu bereit, das gespeicherte Wissen mit mir zu teilen.
    Ich fühlte mich schrecklich dumm deshalb, besonders, wenn mir in meiner Muttersprache Französisch plötzlich nur italienische Vokabeln einfielen. Das war so … entwürdigend. Es wusste zwar außer Yves und mir nur unser Dekan, dass ich aus Frankreich kam, aber ich schämte mich tierisch deshalb.
    Aber was nützte es?
    Ich beschloss, nicht nach Yves zu suchen. Wozu auch? Morgen würden wir uns wieder zum schnellen Techtelmechtel treffen und fertig.

Kapitel 18
YVES
    Sich quälen, darin war ich wirklich gut. Besonders, wenn ich mich dabei ertappte, Etienne zu beobachten, anstatt mich seiner Nachhilfe zu widmen. Seine Bewegungen, fahrig und unsicher. Es brach mir beinahe das Herz, ihn ständig so aufgelöst zu sehen.
    Und es wurde täglich schlimmer mit ihm, anstatt besser. Vielleicht konnte ich irgendetwas für ihn tun?
    Aber was? Ich konnte nicht einfach weggehen und ihn sich selbst überlassen. Er war hergekommen, nach Tennington Castle, ich hatte ihn gefunden. Und nun … vielleicht gründlicher verloren, als ich jemals erwartet hätte.
    Immerhin hatte meine Aufgabe, ihn zu beschützen, nichts mit meinen privaten Gefühlen zu tun. Wenn ich irgendjemandem davon erzählen sollte, würde ich mir sowieso anhören können, dass ich unprofessionell, geradezu dilettantisch an diese Sache herangegangen war.
    Aber keiner von ihnen wusste um seinen Geruch, die Unschuld, die ihn für mich so deutlich und fast greifbar umgab. Seinen Geschmack, der dem Aroma seines Duftes in nichts nachstand. Seine Augen …
    Ich unterdrückte ein Seufzen und stützte den Ellenbogen auf den Schreibtisch, um das Kinn in meine offene Hand zu legen.
    Etienne saß neben mir und starrte auf das Lehrbuch, als würden winzige, schwarze Aliens die Buchstaben auf dem Papier an einer Tour bewegen und zu neuen Worten formen.
    Ich sah ihm an, dass er nichts von dem begriff, was er da lesen sollte.
    Es war nur ein kurzer Abschnitt über Robespierre und dessen Rolle in der französischen Revolution, aber ich hatte den Eindruck, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders war.
    „Hey“, begann ich

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