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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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hatte keine Ahnung, wovon, aber es erfüllte mich mit kribbelnder Vorfreude. Wir gingen Hand in Hand an dem Graben entlang, bis wir an einen Wildbach kamen. Hier mussten wir von Stein zu Stein über das Hindernis gelangen , und als wir auf der anderen Seite ankamen, fragte Etienne: „Was kannst du noch? Ich meine, sind die Augen das Einzige, was man an dir verändert hat?“
    Ich wandte mich zu ihm um und schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann weit mehr von meinem Gehirn nutzen als die meisten anderen Menschen. Das erklärt zum einen wohl meine Schulnoten, zum anderen die ‚Weisheit‘ von der Zachary so gern fabuliert.“
    „Also bist du eine Art künstlicher X-Man?“
    Ich kicherte. „Nein, keine künstlich herbeigeführten Mutationen. Man hat mein Gehirn bereits während der Schwangerschaft mit Wissen gefüttert. Ich habe mehr als zehnmal so viele Quervernetzungen im Kopf wie jeder andere Mensch.“
    „Wow! Na, da brauche ich mich ja nicht mehr zu wundern, dass ich neben dir wie ein hirnloser Trottel aussehe …“ Er kicherte und stupste mich gegen den Oberarm.
    „Neben mir sähe Albert Einstein aus wie ein Trottel, Etienne. Macht das denn einen Unterschied? Ich messe niemanden an der Kapazität seines Gehirns. Für mich zählen vollkommen andere Dinge.“
    „Was denn?“, fragte er so leise, dass ich ihn kaum verstand, dabei war er ganz nah vor mir, so nah, dass ich seinen Atem spürte.
    Meine Hand legte sich auf seine Brust, genau über sein Herz. „Seele und Herz, Unschuld und Hingabe … Vertrauen … und Liebe.“ Ich lächelte ihn an. „All das, was du besitzt.“
    Ich spürte, wie meine Kehle eng wurde, keinen Laut mehr durchlassen wollte. Tränen stiegen in meine Augen, weil er mich so ungläubig ansah. Es tat weh, diese Unsicherheit in seinem Blick, seine zitternde Unterlippe, seine Angst zu sehen. Und doch … ich war froh, all dies überhaupt sehen zu dürfen.
    Ich ließ meine Arme um ihn gleiten und hielt ihn, ganz locker. Die Geste war mehr symbolisch. Ich bot ihm damit etwas an, das er annehmen oder ablehnen konnte. Ganz so, wie er es wollte.
    „Ich wünschte, ich könnte diese Dinge auch in mir finden, Yves. Vielleicht würde ich dann besser verstehen, was hier passiert.“
    Ich wusste, dass er nicht das hier, unseren Spaziergang meinte, sondern die ganze Situation, in der wir steckten, die verfahrener kaum sein konnte.
    „Ich werde warten“, brachte ich hervor. Der enge Hals machte mir das schwer, aber ich hoffte, dass es ehrlich klang. Eben so, wie ich es meinte.
    Etienne griff hinter sich und fand meine Hand, wandte sich um und zog mich mit sich. Er antwortete nicht mit Worten, aber die Gesten, die unseren Weg zurück zur Burg begleiteten, beruhigten mich.
    Ja, ich hatte recht gehabt, das hier war ein Anfang. Und zwar ein guter.

Kapitel 19
ETIENNE
    Es war nicht immer leicht, so dicht bei Yves zu sein und meine Hände trotzdem bei mir zu behalten, aber da musste ich nun durch. Wie immer roch er so angenehm und gut, dass ich zwischenzeitlich die Augen schließen und einfach kurz abschalten musste.
    So auch jetzt, sieben Wochen nach der Trennung. Es war Ende November und die letzten Arbeiten des ersten Trimesters standen mir bevor. Meine Konzentrationsfähigkeit hatte sich nicht verbessert, weshalb ich auch heute nach dem regulären Unterricht meine Zeit mit einer Nachhilfestunde verbringen durfte.
    Meine Gedanken kreisten nicht um die literarischen Errungenschaften Shakespeares, sondern um die Komposition von Wohlgerüchen, die der junge Mann rechts von mir aussandte. Ich seufzte vernehmlich und beugte mich tiefer über meine Notizen.
    Yves reagierte ganz sicher wieder mit einem traurigen Blick auf meinen Laut. Ich wusste, dass er genauso sehr litt wie ich. Aber wie sollte ich das ändern? Seit sechs Wochen trafen wir uns in den gemeinsamen Freistunden montags, mittwochs und freitags sowie sonntagabends zum Abbau unserer jugendlichen Hormone. Zielgerichtet und schnell musste der Sex sein. Nicht grob oder hart, aber jeden Anflug von Zärtlichkeit unterließen wir. Wenn es doch einmal dazu kam, dass einer von uns sich in abschweifende Streicheleinheiten oder eindeutige Liebesbekundungen erging, mahnte der andere ihn mit wenigen Worten ab.
    Na gut, ich mahnte Yves ab. Dass ich mich selbst damit um eine Menge Spaß brachte, war mir durchaus bewusst. Und zwar jedes Mal, wenn er versuchte, aus dem simplen mechanischen Vorgang Sex ein echtes Liebesspiel zu machen.
    Nicht, weil ich ihn

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