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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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quälen oder unbedingt die Oberhand behalten wollte – das wollte ich ja bei ihm sowieso nicht, aber ich wollte das alles nicht unnötig verkomplizieren. Und vielleicht wollte ich damit auch verhindern, dass ich mich selbst darin verlor, ihn einfach nur spüren und berühren zu wollen. Mein Vertrauen fand neuen Nährboden, wohl auch durch Aktionen wie den abendlichen Spaziergang neulich, vor knapp zwei Wochen.
    Ich starrte wieder durch das Buch hindurch und dachte über mein Erstaunen nach, als Yves mir seine leuchtenden Nachtsichtaugen gezeigt hatte. Komischerweise hatte mich der Anblick nicht erschreckt, nur fasziniert und neugierig gemacht. Immerhin so neugierig, dass ich noch mehr über ihn wissen wollte. Und er hatte mir mehr erzählt – was auch jetzt dazu führte, dass ich mich geistig irrsinnig minderbemittelt fühlte.
    Trotzdem war an jenem Abend noch etwas passiert. Ich hatte erkannt, dass ich ihm vertraute. Na gut, er hatte mir gezeigt, sehr eindrucksvoll übrigens, dass ich ihm vertraute. Der Abgrund unter dem Baumstamm, über den wir Hand in Hand geturnt waren, hätte mich allein in Angst und Schrecken versetzt. An seiner Hand aber war ich selbst in tiefster Dunkelheit bereit gewesen, ihm zu folgen. Ja, ich vertraute ihm. Dennoch gab es etwas, das mich davon abhielt, ihn jetzt auf der Stelle in meine Arme zu ziehen und zu küssen. Wenn ich nur endlich herausfinden könnte, was es war!
    Die Melodie in mir, die sein Duft auslöste, konkurrierte seit dem Spaziergang mehr denn je mit dem verletzten Klirren.
    Ein Stoß gegen den Oberarm, mein Kopf ruckte herum und ich erntete einen belustigten Blick.
    Yves’ Jadeaugen durchdrangen mich beinahe. Ich schluckte hart und nickte entschuldigend. „Tut mir leid, ich … bin dir wirklich dankbar für deine Hilfe … ich … kann mich nur grad nicht konzentrieren …“
    Ich starrte wieder auf meine Notizen und kapierte doch nichts davon .
    „Ich glaube, wir haben für heute genug gelernt“, murmelte er und ich erschrak, weil sein Mund ganz dicht an meinem Ohr war und der Luftzug seiner Worte mir einen Schauer durch den Körper rieseln ließ. Wir saßen in seinem Zimmer am Schreibtisch. Vielleicht war das nicht die beste Idee gewesen, ausgerechnet hier zu lernen, aber es schneite seit zwei Tagen in einem durch und dementsprechend überfüllt war die Bibliothek gewesen. Und in meinem Zimmer lernte ich nur ungern mit ihm, sein Duft hing danach einfach zu stark in der Luft.
    Ich müsste nur den Kopf drehen, um ihn zu küssen … Der Gedanke allein ließ mich erneut zusammenzucken und ich sprang auf.
    „Du hast recht, ich sollte gehen“, plapperte ich. „Du hast sicher noch eigenen Kram zu machen …“ Seinem Blick wich ich aus, beeilte mich, meinen Kram zusammenzusuchen und fluchtartig hinauszustürmen.
    Ich benahm mich vollkommen absurd, das war mir durchaus bewusst, aber ich konnte nicht aus meiner Haut. Noch nicht. Über die ganze Sache zu reden hatte bislang immer nur dazu geführt, dass wir am Ende stritten oder Sex hatten. Bis auf den einen Abend. Das hier war eine sehr ungesunde Beziehung …
    Ich schickte ein Stoßgebet zur Decke und flüchtete in mein Zimmer, bevor meine Nase und meine erwachten Lenden mich überreden konnten, über ihn herzufallen.
    Ich hasste diese Begierde, wollte nicht, dass Yves und sein Duft mich zu einem triebgesteuerten Vollidioten machten. Und doch genoss ich jedes Treffen im Versteck, bei dem wir vögelten.
    Es war schlichtweg irre und ich wusste nicht, wie lange Yves das noch aushalten würde. Ich sah, wie sehr er darunter litt. Jedes Mal, wenn ich mich anzog und das Versteck verließ. Seine Blicke, der verletzte Ausdruck in seinem Gesicht. Es kostete mich mit jedem Mal mehr Überwindung, ihn dort allein zu lassen. Das alles hier war Quälerei für Yves, und wenn ich eines nach wie vor nicht wollte, war es, ihm weh zu tun.
    Trotzdem tat ich es. Ich hatte ihn gebeten, zu warten, aber tief in mir ahnte ich, dass es nie geschehen würde. Dass ich mich ihm niemals wieder so rückhaltlos hingeben können würde, wie er es verdiente.
    Das machte mir Angst. Ich hatte Hoffnungen geweckt, wo ich selbst keine mehr sah .
    Ich warf meine Unterlagen auf meinen Schreibtisch und machte kehrt.
    Ohne zu klopfen, betrat ich Yves Zimmer wieder, schloss die Tür hinter mir, lehnte mich dagegen und blieb einfach stehen. Wortlos, eher sprachlos von meinem eigenen Handeln. Yves’ verwirrter Gesichtsausdruck traf mich . Er kam zögerlich auf mich

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