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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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klar sehen konnte? Er musste Angst haben, weil er nicht wissen konnte, was ich sah und selbst nichts sah.
    „Ich … Yves, wenn das so gefährlich ist, wieso gehen wir dann hier lang?“
    Ich hätte mich so gern zu ihm umgedreht, aber ich stand bereits auf dem liegenden, etwas rutschigen Stamm. „Komm einfach, du schaffst das.“
    Meine Hand drückte seine und er folgte mir mit einem unwilligen Brummen.
    Auf der anderen Seite hielt ich an und deutete auf den Wald, der hier eine breite Schneise hatte. Man konnte von hier aus in das Tal jenseits des Waldes sehen und ich wusste, wie schön dieser Anblick bei Nacht war. Auch wenn ich selbst ihn gerade vollkommen anders wahrnahm.
    Etienne löste sich von meiner Hand und ging ein paar Schritte in die Schneise hinein. Ich wandte den Kopf, hoffte, dass er sich nicht zu plötzlich herumdrehen würde.
    „Wieso kommst du nicht her?“, fragte er und ich seufzte leise.
    Was blieb mir anderes übrig? Ich trat links neben ihn und drehte den Kopf etwas von ihm weg.
    „Das ist wunderschön, Yves. Die Lichter da unten, wie von einem anderen Stern …“
    Meine Reaktion war schnell, aber nicht schnell genug. Er zog mich an sich, blickte in mein Gesicht und alles, was ich noch tun konnte, war meine Augen fest zu schließen. Ich war mir nicht sicher, ob das Leuchten durch die Lider dringen konnte. Ich hoffte inständig, dass es das nicht tat.
    In Gedanken legte ich mir eine Erklärung zurecht, die ich schnell genug loswerden konnte, bevor er die Beine in die Hand nahm.
    „Deine Augen …“, hauchte er fassungslos, aber sein Griff verstärkte sich eher, als dass er sich lockerte. „Wieso …?“
    Ich hielt die Objekte des Gesprächs geschlossen und sagte: „Nachtsicht. Eines meiner Geheimnisse, Etienne.“
    Meine Neugier ließ sich kaum bändigen, ich wollte seine Reaktion sehen, aber das durfte ich nicht. Nicht jetzt. Noch nicht.
    „Nachtsichtaugen? Du meinst, wie … eine Katze?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Du bist nicht der Einzige hier mit verrückten Genen, weißt du?“
    „Mach sie auf … bitte!“
    Ich zögerte und meine Arme legten sich um ihn. Ich musste um jeden Preis verhindern, dass er wegrannte. Auch wenn er neugierig war, ich wusste, dass sie wirklich erschreckend aussahen.
    „Aber bitte erschreck dich nicht, ja? Sie sind echt monströs. Du hast noch nie etwas Vergleichbares gesehen, Etienne“, warnte ich vorsichtshalber, dann hob ich den Kopf etwas und öffnete die Augen.
    Ein erstickter laut drang aus seinem Mund, er versteifte sich kurz, dann stieß er die Luft pfeifend aus und ich sah ihn an.
    „Das ist … oberkrass!“ Seine Hände hoben sich, er streifte den Handschuh der rechten ab und tastete über mein Gesicht. „Was bist du?“
    „Ein Mensch, Etienne. Also, falls das deine Sorge war. Ein genetisch veränderter Mensch.“
    „Aber!“, setzte er an und ich sah, dass er noch immer ungläubig blinzelte. Dann kam sein Gesicht meinem ganz nahe, ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut. „Wie ist das möglich?“
    „Hast du Angst?“, fragte ich.
    Er schüttelte hastig den Kopf, was mir ein Lächeln entlockte. Ein erleichtertes, breites Lächeln.
    „Hattest du eben auf dem Weg Angst?“
    Er dachte offenbar darüber nach, dann schüttelte er wieder den Kopf. „Nein, überhaupt nicht.“
    „Du hast mir vertraut.“ Ich hörte, wie sehr meine Stimme zitterte.
    Etienne nickte , ohne zu zögern. „Du würdest mir niemals …“ Seine Augen wurden groß und er schloss den Mund abrupt.
    Nun hatte ich es ihm bewiesen. Nicht ich war es, dem er misstraute. Da war etwas anderes. Etwas Drohendes, das ihm Angst machte und ihn mit Unsicherheit erfüllte.
    „Nein, du hast recht, ich würde dir niemals absichtlich weh tun. Ich passe auf dich auf, schon vergessen? Immer!“
    Er lächelte, ganz kurz nur, es war wie ein kleines Zucken in seinen Mundwinkeln und jetzt war ich sehr dankbar für das genetische Design meiner Augen.
    „Nein, ich habe es nicht vergessen.“ Er schluckte sichtbar.
    „Komm, wir sollten hier nicht so lange herumstehen. Die Kälte kriecht irgendwann in die Klamotten“, sagte ich und umging damit ein weiteres Gespräch, das sowieso nur in Stress enden konnte. Und wenn ich eines nicht wollte, dann war es, dass er sich jetzt wieder aufregte. Ich war schließlich mit ihm hinausgegangen, damit er den Kopf freibekam!
    Er zog seinen Handschuh wieder an und reichte mir die Hand. Ich lächelte und ergriff sie. Das hier war ein Anfang. Ich

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