Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
Superhirn …“
Er nickte und lockerte den Griff, als ich wieder sicher stand. Eine seiner schmalen Hände fuhr durch mein Haar, legte sich in meinen Nacken und ich beobachtete, wie er die Augen schloss und ein ganz leichtes Lächeln seine Lippen umspielte.
„Das fühlt sich so gut an, Etienne. So unsagbar gut!“
Ja, das tat es. Unbestritten. Wenn er mich berührte, fühlte sich das immer gut an. Meine Hände glitten an ihm hinab, ich zog sein Hemd aus dem Hosenbund, ließ meine Finger darunter über seine Haut streichen. Ich wollte ihn spüren. Berühren, ohne Ziel, ohne Plan. Nur anfassen. Das hier, es würde nicht auf einen schnellen Orgasmus hinauslaufen, das hier war … Liebe.
Yves lag kurzatmig und vollkommen erschöpft in meinen Armen. Ich neigte den Kopf, küsste seine schweißnasse Stirn und lächelte.
Wir hatten uns geliebt, rückhaltlos, voller Hingabe. Hatten uns nicht schnell zum Höhepunkt getrieben, sondern uns gemeinsam und gegenseitig dorthin gestreichelt.
Bis eben hatte ich keine Ahnung davon gehabt, dass man auf diese Art Sex haben konnte. Aber es hatte mir gefallen. So irrsinnig gut gefallen!
Ich dachte darüber nach, wie das passiert war, wieso ich ihn hatte küssen können. Ich sog seinen Duft tief in meine Nase und schloss genießend die Augen, als die Melodie so laut und durchdringend erklang, dass das Klirren …
Ich riss die Augen auf und starrte ihn an. „Das Klirren ist weg.“
Verständnislos musterte er mich, während er den Kopf von meiner Brust hob. „Das was?“
Ich erklärte es ihm, das widerlich kalte Geräusch, seinen Ursprung, seinen Kampf gegen die Melodie von Yves’ Duft. Und endlich begriff ich.
„Es … ich habe dir gar nicht misstraut, Yves, ich habe mir misstraut. Meinem Urteilsvermögen, meinen Gefühlen, meinen Instinkten!“
„Ich weiß“, murmelte er und streckte den Hals, um mich zu küssen. „Aber Selbstvertrauen kann dir niemand geben. Das musstest du selbst lernen und wiederfinden.“
„Woher …?“
„Neulich im Wald, bei unserem Spaziergang. Du hast gemerkt, dass du mir vertraust. Damit blieb nur noch, dass du dir selbst nicht vertrauen konntest.“
„Dann … dann wusstest du, dass ich dich die ganze Zeit aus den falschen Gründen von mir gestoßen habe? Dass ich … Yves, es tut mir so leid!“
Seine Hand glitt in meinen Nacken und kraulte mich sanft. „Es ist alles in Ordnung, Etienne. Du brauchtest die Zeit und … ich glaube, ich brauchte sie auch.“
Nun starrte ich ihn verständnislos an.
„Etienne, du bist mein erster fester Freund, verstehst du? Und ich bin an dich gebunden. Ich habe in den letzten Wochen gelernt, wie schrecklich manche Dinge werden können, die sich so gut anfühlen. Und ich weiß, dass nichts in unserem Leben jemals wieder für so viel Chaos sorgen kann, wie diese Zeit. Wir haben das überstanden – und wir leben noch!“
Ich schluckte. Meinte er das wirklich ernst? Ich schämte mich hier gerade in Grund und Boden und er fand es gut, dass wir so eine schreckliche Zeit hatten durchmachen müssen?!
„Ehrlich gesagt, wäre mir lieber gewesen, wir hätten das nie erlebt“, murmelte ich und eine andere, ungleich schlimmere Erkenntnis tauchte aus den Tiefen meines konfusen Gehirns auf. Ich kämpfte mit mir, es auch nur in Gedanken zu formulieren. Aber ich musste es sagen und um Verzeihung bitten. Wenn nicht jetzt, dann später.
„Was hast du?“, fragte er und ich spürte, wie mein Herz ein paar Schläge ausließ. Sein Blick hielt mich gefangen.
„Ich habe so etwas Schreckliches mit dir getan, Yves. Erst habe ich dir vorgeworfen, eine Hure zu sein, und dann habe ich dich dazu gezwungen, fast zwei Monate lang meine Hure zu sein …“
Er kicherte. Er kicherte!
„Etienne, dann warst du ebenso lange meine … Hör auf damit, ja? Es ist vorbei und jetzt … hast du mich bis zu deinem Lebensende an der Backe.“
Seine Fröhlichkeit, die Erleichterung, die hinter seinen Worten lag, konnte mich nicht anstecken. Er überspielte die letzten Wochen, vielleicht wollte er es einfach abhaken?
„Ist dir klar, dass das der Wahrheit entspricht? Erst wenn einer von uns stirbt, endet die Verbindung. Erst dann kann der … Übriggebliebene wieder mit jemand anderem …“
Er nickte. „Ja, natürlich ist mir das klar! Und ich habe dir schon oft gesagt, dass ich dich beschützen werde.“
„Wie?“
Er schwieg und spielte mit seinen Fingerspitzen an meiner Brustwarze, bis ich erschauerte und seine Hand
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