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Duft des Mörders

Duft des Mörders

Titel: Duft des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Heggan
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befragen?
    Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie spät es war, ging er zum Schreibtisch, suchte Frank Renaldis Nummer heraus und rief ihn an.
    Nach dem dritten Klingeln hörte er Franks schläfrige Stimme. „Hallo?“
    „Frank, ich bin’s, Sam. Tut mir Leid, wenn ich Sie geweckt habe, aber ich muss etwas wissen. Haben Sie Jenna gebeten, nach meiner
Bratstvo
-Akte zu suchen?“
    Frank war augenblicklich hellwach. „Wovon reden Sie? Welche
Bratstvo
-Akte?“ Er klang wirklich überrascht. „Wo ist Jenna?“
    „Sie ist gegangen.“
    „Sie ist
gegangen
?“ Sam hörte, dass irgendetwas umfiel, dann folgte ein Fluch. „Mitten in der Nacht? Warum haben Sie sie gehen lassen, Sam? Ich habe nur deshalb nicht darauf bestanden, dass sie mit meiner Familie die Stadt verlässt, weil ich dachte, sie sei bei Ihnen in Sicherheit.“
    „Beruhigen Sie sich, Frank. Ich bin sicher, es geht ihr gut.“ Sam wollte es nicht gelingen, den Zweifel aus seiner Stimme zu vertreiben. „Rufen Sie sie bitte an“, bat er leise. „Mit Ihnen wird sie reden.“
    „Mit Ihnen etwa nicht?“
    „Ich glaube kaum.“
    „Wieso? Was ist passiert?“
    „Es gab einen Streit, doch darüber kann ich nicht sprechen.“
    „Wunderbar, Sam, einfach wunderbar.“ Frank knallte den Hörer auf.
    Sam legte den Hörer ebenfalls auf und ließ sich seufzend hinter seinem Schreibtisch nieder. Als er endlich begriff, was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte, legte er den Kopf in die Hände und begann zu weinen.
    Jenna fuhr seit gut zwanzig Minuten auf der Interstate 95, und im Rückspiegel sah sie immer noch die Scheinwerfer des Geländewagens, der sie verfolgte. Der Wagen war hinter ihr, seit sie das Haus ihres Vaters verlassen hatte, und er hielt stets den gleichen Abstand, egal, ob sie beschleunigte oder langsamer wurde. Ja, sie wurde eindeutig verfolgt.
    Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, über ihr Handy die Polizei anzurufen, entschied sich dann aber dagegen. Der Verfolger wollte sie nicht aus den Augen verlieren, aber ansonsten schien er nichts im Schilde zu führen. Der Highway war zu dieser nächtlichen Stunde nur wenig befahren, da hätte der Kerl am Steuer des Geländewagens ausreichend Gelegenheit gehabt, sie von der Straße zu drängen oder auf andere Weise zu attackieren. Aber er unternahm nichts dergleichen.
    Als sie die Ausfahrt zum East River Drive nahm, waren die Scheinwerfer hinter ihr plötzlich weg. Der Mann im Geländewagen hatte sie verloren, so schien es.
    Im gleichen Moment klingelte ihr Handy. Auf dem Display sah sie Franks Nummer. Wieso lag er um diese Zeit nicht im Bett? Er sollte schlafen und sich erholen.
    „Hallo?“
    „Was treibst du da?“ fragte er verärgert. „Du hast doch gesagt, du würdest bei deinem Vater bleiben.“
    Er wusste es. Ihr Vater musste ihn sofort angerufen haben, nachdem sie aus dem Haus gestürmt war. „Es gab eine Planänderung“, gab sie lapidar zurück.
    „Wir hatten eine Vereinbarung, Jenna.“
    „Ich weiß, aber es ging nicht anders.“
    „Was ist geschehen? Warum verlässt du mitten in der Nacht das Haus deines Vaters?“
    „Darüber kann ich jetzt nicht reden.“
    „Dann sag mir wenigstens, was du mit seiner Akte über
Bratstvo
wolltest.“
    „Ich habe nach Informationen gesucht.“ Sie zögerte kurz, dann entschied sie sich für eine Lüge. „Ich habe nichts finden können.“
    „Wir hatten eine Abmachung. Erinnerst du dich, was wir vereinbart hatten? Keine eigenmächtigen Aktionen.“
    „Bist du jetzt fertig?“
    „Noch lange nicht. Wo bist du?“
    „Auf dem Heimweg.“
    „Ich möchte, dass du umkehrst und zu mir kommst.“
    Trotz ihrer miesen Verfassung hatte der Gedanke etwas Verlockendes. Die Vorstellung, allein in ihrer Wohnung zu sitzen, war im Gegensatz dazu deprimierend. Doch Frank konnte jetzt bestimmt keine neurotische Frau an seiner Seite gebrauchen, die sich an seiner Schulter ausheulte.
    „Ich brauche Ruhe, Frank“, entgegnete sie. „Ich will allein sein, wenigstens heute Nacht. Kannst du das akzeptieren?“
    „Habe ich eine andere Wahl?“
    „Nein.“
    „Schließ die Tür gut ab“, sagte er mit sanfterer Stimme. „Mach unter keinen Umständen auf, hast du verstanden?“
    Sie sah in den Rückspiegel. Die für einen Geländewagen typischen Scheinwerfer waren nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht hatte sie sich ja geirrt. „Ich habe verstanden“, bestätigte sie.
    „Ich rufe dich am Morgen an. Ich liebe dich.“
    Jenna musste

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