Duft des Mörders
lange Wartezeit gefasst. Der Bedienung, die ihr ein Truthahnsandwich und eine Tasse Kaffee brachte, versprach sie ein großzügiges Trinkgeld, wenn man sie in Ruhe ließ, auch nachdem sie aufgegessen und die Tasse ausgetrunken hatte.
Kurz vor zwei verließ Pincho Figueras sein Geschäft. Jenna sprang so abrupt auf, dass sie fast den Tisch umgestoßen hätte, und griff nach ihrer Jacke. Sie drückte der Bedienung einen Fünfziger in die Hand, dann eilte sie nach draußen, um Pincho Figueras zu folgen.
Er ging zügig die 42nd Street entlang, bog nach rechts in die Sixth Avenue und dann nach links in die 40th Street ein. Er bewegte sich zielstrebig auf ein vierstöckiges Wohnhaus zu, blieb aber kurz vor einem Lebensmittelgeschäft namens Armando’s stehen und unterhielt sich mit einem großen Mann, der eine Schürze trug.
Dann verschwand Pincho Figueras in dem vierstöckigen Haus, und nach einigen Augenblicken folgte ihm Jenna. Sie fand sich in einem winzigen Foyer wieder, das aber überraschenderweise sehr sauber war. Der Aufzug war bereits auf dem Weg nach oben. Sie sah den vergitterten Aufzugsschacht empor, doch da die Treppe um den Gitterschacht verlief, konnte sie nicht erkennen, ob die Fahrstuhlkabine im letzten oder vorletzten Stock anhielt.
Frustriert sah sie sich um und betrachtete die Briefkästen, an denen Namensschilder anstelle von Apartmentnummern angebracht waren. Fünfzehn Briefkästen für vier Stockwerke plus Erdgeschoss – doch nichts ließ darauf schließen, wo sich die Wohnung des Brasilianers in dem Haus befand.
Sie verließ das Haus und war froh darüber, dass keiner der Passanten von ihr Notiz nahm. Es war auch kein Wunder; sie war so unauffällig gekleidet, dass selbst ihre rote Perücke sie nicht zu einem Blickfang machte.
Unschlüssig, wie sie weiter vorgehen sollte, bezog sie im Eingang eines Gebäudes auf der anderen Straßenseite Stellung. Sie sah hinauf zum dritten und vierten Stock des gegenüberliegenden Hauses, in dem Figueras sein Apartment hatte. Sie wollte Pincho Figueras’ Wohnung durchsuchen, doch wenn er für heute Feierabend gemacht hatte und zu Hause blieb, dann würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als am nächsten Morgen wieder herzukommen, wenn er zur Arbeit ging.
Sie überlegte, wie lange sie wohl warten sollte. Da verließ Pincho Figueras wieder das Haus. Er trug jetzt Jeans, eine braune Lederjacke und Sportschuhe. Über seiner Schulter hing eine Sporttasche mit der Aufschrift „Body by Jake“.
Diesmal verfolgte Jenna ihn nicht, sondern sah ihm nur nach. Als der Wagen eines Kurierdienstes gleich neben ihr anhielt, fragte sie den Fahrer: „Entschuldigung, gibt es hier in der Nähe ein Fitnessstudio? Einen Laden, der Body by Jake heißt?“
Der Mann zeigte in die Richtung, in die Figueras gegangen war. „Drei Blocks weiter. Sie können es nicht verfehlen.“
Drei Blocks. Das war nicht sehr weit, aber es war zu hoffen, dass Figueras mindestens eine Stunde wegbleiben würde. Wenn sie jetzt noch herausfand, in welchem Apartment er wohnte …
Sie dachte an das Lebensmittelgeschäft, mit dessen Ladenbesitzer er kurz gesprochen hatte, und auf einmal kam ihr eine Idee. Nun, einen Versuch war es wert. Schlimmstenfalls würde sie rasch den Rückzug antreten und sich einen anderen Plan überlegen müssen.
Sie wischte sich ihre schweißfeuchten Hände an der Cordhose trocken und wechselte auf die andere Straßenseite. Am Eingang des Ladens schnappte sie sich einen Einkaufskorb und ging zum ersten Regal. Eine Frau mit Kinderwagen stand an der Käsetheke und unterhielt sich mit dem Ladenbesitzer.
Jenna schlenderte durch einen Gang nach dem anderen und legte diverse Artikel in den Einkaufskorb. Als die redselige Frau endlich gegangen war, begab sie sich zur Kasse und packte ihren Korb aus.
„Hallo“, sagte sie und lächelte den Mann an der Kasse freundlich an. „Ich bin Maria Figueras.“
Der Mann zog fragend eine Braue hoch. „Verwandt mit Pincho?“
„Ich bin seine Schwester. Ich bin für ein paar Tage von Atlanta hergekommen.“ Sie redete schnell, damit er keine Zeit fand zu überlegen, ob Pincho jemals eine Schwester in Atlanta erwähnt hatte. „Natürlich hat er wieder nichts von den Sachen im Haus, die ich für ein gutes Essen brauche.“ Sie holte ein paar Geldscheine aus der Tasche. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, das zu ihm raufzubringen? Pincho ist im Fitnessstudio, und ich muss mich noch um was Alkoholisches kümmern. Es reicht, wenn Sie es
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