Duft des Mörders
Zettel hervor, notierte die Adresse, die Vinnie ihm nannte, und las sie für Paul laut mit. Der war bereits dabei, Verstärkung anzufordern.
Der Pub war gut besucht, und aus der Jukebox dröhnte
Stand By Your Man
, als Paul und Frank eintraten. Vier Cops waren zeitgleich mit ihnen am Pub eingetroffen. Zwei von ihnen warteten vor dem Lokal auf ein Zeichen des Detective, die beiden anderen bewachten den Hinterausgang.
Vinnie und Johnny standen an der Theke, tranken Bier und aßen Knabbergebäck. Als Vinnie seinen Neffen und Stavos hereinkommen sah, deutete er mit einer unauffälligen Kopfbewegung auf einen Tisch im hinteren Teil des Lokals. Sechs Männer saßen dort. Sie hatten bereits mehrere Literkrüge Bier geleert und erhielten gerade eine neue Ladung.
Raul legte einen Arm um die Taille einer der Kellnerinnen und zog sie auf seinen Schoß. Frank konnte zwar nicht verstehen, was er sagte, doch die anderen am Tisch begannen grölend zu lachen.
Paul sah Frank an. „Und?“
„Das sind die beiden“, antwortete der Privatdetektiv mit beherrschter Stimme.
„Sicher? Sie müssen wirklich sicher sein, Frank. Ich hab keinen Haftbefehl, ich brauche einen triftigen Grund.“
„Ich könnte gar nicht sicherer sein. Das sind sie. Raul ist der mit der Narbe am Kinn, der Große ist Slim. Wenn Sie mir nicht glauben, passen Sie mal auf.“
„Verdammt, Frank, was soll denn das? Kommen Sie zurück!“ Der Detective versuchte, Frank festzuhalten, doch der schüttelte den Griff ab und ging geradewegs auf den Tisch zu.
Slim sah als Erster auf. Der ungläubige Ausdruck auf seinem Gesicht, als er erkannte, wer sich ihm näherte, war bereits Genugtuung für die Schmerzen, die Frank seit Dienstag zu ertragen hatte. Raul reagierte einen Moment später, war aber genauso verblüfft, Frank zu sehen.
„Ich glaub’s nicht.“
„Die Freude ist ganz meinerseits, Raul“, sagte Frank grinsend und sah von einem zum anderen. „Wie geht’s euch denn so?“
Sie standen ganz langsam auf, so wie Männer, die Schwierigkeiten erwarteten. Sofort zogen sich die Kellnerinnen zurück. „Was ist los mit dir, Mann?“ knurrte Slim. „Bist du lebensmüde?“
Ein weiterer Bursche rechts von Frank erhob sich ebenfalls. Er war nicht so groß wie Slim, sah aber mindestens so brutal aus. „Vorsicht,
Gringo“
, drohte er. „Wenn du Probleme mit meinen Freunden hast, dann hast du auch Probleme mit mir.
Comprende?“
Slim hielt ihn zurück. „Keine Sorge, Luis. Er ist schon so gut wie weg. Nicht wahr, Renaldi?“
Frank musste lachen, als der große Kerl seinen Namen aussprach. „Ach, Slim, du machst mir das Ganze viel zu leicht.“
„Wie?“
Paul gab den Polizisten vor dem Lokal ein Zeichen. Während der Schläger noch überlegte, was Frank mit seinen Worten meinte, klickten bereits die Handschellen. „Raul Santana, Douglas Crowley – ich verhafte Sie wegen der Entführung von Frank Renaldi und wegen schwerer Körperverletzung.“ Stavos warf dem Kerl namens Luis einen scharfen Blick zu. „Und Sie sollten sich ganz schnell wieder hinsetzen.“ Der Mann gehorchte aufs Wort.
Slim hatte sich rasch wieder gefasst. „Was denn für eine Entführung? Und wer, zum Teufel, soll Frank Renaldi sein?“
„Netter Versuch, Crowley, aber wir haben jedes Wort mitangehört.“ Paul nickte den Uniformierten zu. „Bringt sie zu meinem Revier, und vergesst nicht, ihnen ihre Rechte vorzulesen. Ich komme gleich nach.“
Paul war ein viel besserer Stratege, als Frank vermutete. Als Erstes sperrte er die beiden Schläger in separate Räume, dann ließ er sie zwanzig Minuten lang warten, während er sich mit ihrer Vergangenheit befasste. Schließlich kam er zu der Überzeugung, dass Slim und Raul nicht die Allerhellsten waren und damit die perfekten Kandidaten für eine von Franks bewährten FBI-Verhörmethoden. Das einzige Problem bestand darin, dass Pauls Boss Lieutenant O’Dell mitspielen musste.
„Ich weiß nicht, Stavos“, sagte O’Dell, nachdem Paul sein Vorhaben erläutert hatte. „Was Sie da vorschlagen, bewegt sich tief in der Grauzone des Legalen.“
„Übliche Verhörtechniken führen bei solchen Typen zu rein gar nichts“, erklärte Frank. „Da schalten sie auf stur. Unser Glück ist, dass die beiden nicht sehr clever sind.“
„Und wenn es nicht funktioniert?“
„Es wird funktionieren. Was glauben Sie, wie wir die Dougherty-Brüder überführt haben?“
Nun war der Lieutenant beeindruckt. „
Sie
haben die beiden
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