Duft des Mörders
er hatte auch keine Lust, stundenlang nach Jenna Meyerson zu suchen, ohne überhaupt zu wissen, wo er mit der Suche anfangen sollte. Vielleicht sollte er diese Tänzerin anrufen, die er letzte Woche im Insomnia kennen gelernt hatte. Der Gedanke, von diesen endlos langen Beinen umschlungen zu werden, war ihm seit Tagen nicht aus dem Kopf gegangen.
Armando, der Ladenbesitzer, stand vor seinem Geschäft und beobachtete die Passanten, so wie er es immer tat, wenn er keine Kundschaft hatte. Pincho grüßte knapp und wollte an ihm vorbeigehen, als Armando rief: „Hey, Pincho. Du hast mir ja noch nie von deiner attraktiven Schwester erzählt.“
Pincho Figueras blieb stehen. „Wovon sprichst du?“
„Von deiner Schwester Maria aus Atlanta. Sie war vorhin hier und hat für dich eingekauft.“ Armando lachte. „Wie kommt’s, dass du sie mir verschwiegen hast?“
Pincho verstand noch immer nicht, doch er ging auf Armando ein, indem er sagte: „Ich habe acht Schwestern, Armando. Ich kann mir nie merken, wer wer ist.“ Er sah sich um. „Und wo ist sie hin?“
„Rauf in deine Wohnung, würde ich sagen. Sie bat mich, ihre Einkäufe nach oben zu bringen, weil sie noch was erledigen musste. Schätze, dass sie jetzt am Herd steht und für dich zu Abend kocht.“
Er überlegte, wie viele Frauen wussten, wo er wohnte, und welche von ihnen sich als seine Schwester ausgeben würden. Er hatte in letzter Zeit eine Menge Frauen beglückt, und eine von ihnen – sie hieß Cheryl – überraschte ihn gern mal und kam immer wieder auf neue Ideen, um ihn zu verwöhnen. Sie war zudem die Einzige, die einen Schlüssel zu seiner Wohnung hatte.
Zufrieden lächelnd ging er ins Haus. Es sah so aus, als würde er den Abend mit der Tänzerin verschieben müssen.
Als er aus dem Aufzug trat, erwartete ihn die nächste Überraschung. Die Tüte mit den Einkäufen, von denen Armando gesprochen hatte, stand noch an die Wand gelehnt neben der Tür seiner Wohnung. Hatte es sich Cheryl etwa anders überlegt?
Er schloss die Tür auf und musste wieder grinsen, als er Geräusche aus dem Schlafzimmer hörte. Cheryl war also doch da, aber ihr stand der Sinn anscheinend nicht nach Kochen, sondern nach etwas ganz anderem. Während er lautlos durch den Flur schlich, zog er seine Jacke aus.
Im Schlafzimmer traf er dann aber nicht Cheryl an, sondern eine andere Frau, die auf dem Fußboden vor drei geöffneten Kartons hockte.
Er warf die Schlafzimmertür krachend hinter sich zu. „Wer, zum Teufel, sind Sie?“
44. KAPITEL
V innie rief kurz vor Mittag an, als Frank und Paul das Crowne Plaza verließen. Wegen seiner Nähe zum Freemont war es gut möglich gewesen, dass Jenna vielleicht hier Unterschlupf gesucht hatte, doch diese Hoffnung hatte sich zerschlagen. „Ich habe gerade eben von der Explosion erfahren“, sagte Vinnie mit lauter Stimme, um den Lärm im Hintergrund zu übertönen. Offenbar befand er sich in einer Kneipe. „Geht es Jenna gut? Es heißt, sie sei spurlos verschwunden.“
Pauls Wagen stand vor dem Hoteleingang, und Frank gab dem Pagen ein Trinkgeld, bevor er auf der Beifahrerseite einstieg. „Spurlos stimmt nicht ganz, Vinnie. Ich hab vor ein paar Stunden noch mit ihr telefoniert. Sie war kurzzeitig im Freemont abgestiegen, ist aber zwischenzeitlich woanders untergetaucht. Paul und ich klappern jetzt alle Hotels im Umkreis von fünf Meilen nach ihr ab. Also, Vinnie – ich könnte jetzt eine erfreuliche Nachricht gut gebrauchen.“
„Die sollst du haben. Die beiden Typen, die dich zusammenschlugen, sind Hafenarbeiter am Red Hook Marine Terminal. Raul heißt mit vollem Namen Raul Santana, und hinter Slim verbirgt sich Doug Crowley. Da immer noch gestreikt wird, hängen sie in einem Pub namens Indigo rum, im Hafengebiet von Brooklyn.“
„Sind sie jetzt da?“
„Ja, sie besaufen sich und lassen die Sau raus.“
„Den Spaß werde ich ihnen verderben. Wie lautet die genaue Adresse?“
„Wenn du dich mit ihnen anlegen willst, wirst du Hilfe brauchen. Johnny sagt, wir können ein paar Lastwagenfahrer bekommen – Kerle, bei denen man allein beim Anblick Angst bekommt.“
„Glaub mir, Vinnie“, erwiderte Frank lachend, „ich würde nichts lieber tun, als es den Burschen heimzuzahlen. Aber Paul ist bei mir, und du weißt ja, wie pedantisch er ist, wenn’s um die Vorschriften geht.“
Paul sah ihn an und brachte ein für ihn seltenes Lächeln zustande.
Aus dem Durcheinander im Handschuhfach des Buick zog Frank einen
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