Duft des Mörders
Tätowierungen aus seinem Haus.
Carlos und Frank hatten sich kennen gelernt, als sie noch Teenager waren und unabhängig voneinander in einer Kneipe in eine Schlägerei verwickelt wurden. Plötzlich sah sich Carlos einem Kerl gegenüber, der ihn breit angrinste und in der einen Hand eine abgebrochene Bierflasche hielt. Bevor ihm aber etwas zustoßen konnte, schritt Frank ein. Er war ein erfahrener Kickboxer und entwaffnete den Kerl im Handumdrehen.
Seitdem waren er und Carlos gute Freunde, die sich ab und zu auf ein Bier und eine Partie Poolbillard trafen.
„Frank, mein Freund!“ rief Carlos, als Frank am Donnerstagmorgen sein Geschäft betrat. „Schön, dich zu sehen.“ Er war ein kleiner, stämmiger Mann mit schwarzem Pferdeschwanz. Tätowierungen bedeckten seinen ganzen Körper.
Er grinste vergnügt. „Erlebe ich heute etwa den Tag, an dem ich deinen Körper verschönern darf?“ Er zeigte auf zwei farbenfrohe Skizzen, die vor ihm auf der Theke lagen: eine kurvenreiche Blondine im Tarnanzug und ein Militärflugzeug, das eine Ladung halb nackter Frauen auf einem Schlachtschiff absetzte. „Ich habe mir zwei neue Vorlagen ausgedacht, die beide den Patrioten in dir ansprechen.“
Frank hob abwehrend die Hände. „Nicht im Traum, Carlos.“
Amüsiert legte Carlos die Zeichnungen weg. „Richtig. Tanya sagte mir schon, dass du in gewisser Weise sehr konservativ bist.“ Er zwinkerte Frank schelmisch zu.
„Tanya reißt den Mund manchmal zu weit auf“, erwiderte Frank, ohne damit auf Carlos’ Anspielung einzugehen.
Carlos stützte sich auf die Theke. „Wenn du mein Talent als Künstler nicht in Anspruch nehmen willst, was führt dich dann her?“
Frank zeigte ihm die Vergrößerung, die Jenna ihm früh am Morgen vorbeigebracht hatte. „So was schon mal gesehen?“
Carlos betrachtete die Tätowierung. „Nein. Ist nicht besonders kreativ, würde ich sagen. Eindeutig nichts aus meinem Angebot.“
„Und von wem ist diese Tätowierung?“
„Keine Ahnung, aber ich kann ein paar Leute fragen.“
„Das wäre nett von dir.“
Carlos hielt das Foto hoch. „Kann ich das behalten?“
„Sicher. Ich habe mir eine Kopie gemacht.“ Er klopfte Carlos auf die Schulter. „Danke, Kumpel.“
„Was tut man nicht alles für einen Freund?“ Carlos grinste ihn breit an. „Und für einen zukünftigen Kunden?“
Frank verließ das Skin Deep, wechselte die Straßenseite und kaufte bei Dunkin’ Donuts ein Dutzend gemischte Doughnuts, wobei er darauf achtete, dass mindestens die Hälfte mit Marmelade gefüllt war, denn so liebte sie Detective Stavos.
Dann nahm er ein Taxi und ließ sich zum Revier Central Park fahren. Unterwegs fragte er sich, ob sich Stavos wirklich so leicht bestechen ließ. Er wusste es nicht. Bei Paul Stavos wusste man nie, wo man dran war.
Detective Stavos saß an seinem Schreibtisch und bearbeitete mit zwei Fingern die PC-Tastatur, als Frank das Morddezernat betrat.
„Hi, Paul.“
Stavos sah auf, dann beäugte er misstrauisch die Schachtel, die Frank auf den Tisch abstellte. „Ach, sind Sie gekommen, um sich bei mir einzuschleimen?“
„Was denn? Kann ich einem der besten Polizisten von ganz New York nicht mal was Gutes tun?“
„Im Gegenzug wofür?“
„Sie sind ein richtiger Miesmacher, Stavos. Das soll doch nur eine freundliche Geste sein.“
„Freundliche Geste … Ich kann eine Bestechung zehn Meilen gegen den Wind riechen“, entgegnete Stavos, und als Frank sich setzte, fügte er an: „Sie brauchen sich gar nicht erst häuslich niederzulassen. So lange werden Sie nämlich nicht bleiben.“
Frank ließ sich vom mürrischen Tonfall des Detective nicht beirren. Von Zeit zu Zeit arbeiteten sie am selben Fall, und auch wenn Paul grundsätzlich keine Privatdetektive mochte, respektierten sie sich gegenseitig.
„Mampfen Sie einen Doughnut, Paul“, sagte Frank und lehnte sich zurück. „Zucker ist gut, um die Laune zu heben.“
„Was wollen Sie, Renaldi?“
„Nur eine kleine Information.“
Der Detective widmete sich wieder seiner Tastatur. „Wenn Sie wegen des Mords an Ihrem Freund hier sind, dann können Sie’s vergessen.“
„Ach, kommen Sie, Paul. Ich will niemandem auf die Füße treten. Es könnte sogar sein, dass ich behilflich sein kann.“
„Ich brauche Ihre Hilfe nicht!“
„Warum so stur? Der Fall ist aufgeklärt, oder? Sie haben Ihren Täter. Auf der Pressekonferenz gestern Abend haben Sie das selbst gesagt.“
„Wenn Sie’s vernommen haben,
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