Duft des Mörders
Computerunternehmen heimgesucht wird. Erst am Dienstag wurde der Leiter der Rechtsabteilung von Global Access, der Miss Peabodys Vorgesetzter war, im Central Park ermordet aufgefunden. Nach Angaben von Kollegen hatte Lears Tod Miss Peabody sehr getroffen. Einen Selbstmord kann die Polizei deshalb nicht ausschließen. Sie behandelt die Angelegenheit jedoch bis auf weiteres als einen Unfall.“
Sam stellte den Ton leiser und griff nach dem Telefon. Seine Cornflakes hatte er längst vergessen, als er Jennas Nummer wählte. „Jenna, ich habe gerade die Meldung über Claire gehört“, sagte er, kaum dass sie sich gemeldet hatte. „Sie soll in den Tod gestürzt sein.“
„Ja, ich weiß. Es ist bei Global Access passiert. Oh, Dad, es ist so schrecklich. Sie wollte sich mit mir in der Mittagspause treffen …“
„Wieso denn das?“ Soweit er wusste, hatten sich die beiden seit Jennas Scheidung nicht mehr gesehen.
„Hat Marcie dir das nicht erzählt?“
Diese Frage gefiel ihm ganz und gar nicht. „Ich habe Marcie heute nicht gesprochen. Aber warum fragst du das? Was hast du jetzt schon wieder angestellt?“
Er hörte aufmerksam zu, was sie ihm erzählte, und musste nach den ersten Sätzen erneut zu seinen Magentabletten greifen.
„Ich weiß, was du jetzt sagen wirst, Dad“, erklärte Jenna, als er eine Tablette schluckte. „Aber hör mir bitte erst mal zu. Claire rief mich kurz vor ihrem Tod an und ließ mich wissen, dass sie in Adams Safe Unterlagen gefunden hatte, die Faxel schwer belasten.“
„Wir waren uns doch einig …“
„Lass mich bitte ausreden. Es stimmt, dass Adams Tod ihr sehr zu schaffen machte, aber sie war nicht selbstmordgefährdet, Dad. Ganz im Gegenteil, sie war richtig aufgedreht, als sie von dieser Akte sprach. Du hättest sie hören sollen, als sie mich anrief, nachdem sie die Akte gefunden hatte.“
„Was willst du damit sagen?“
„Claire wurde ermordet, Dad! Marcie wollte es mir nicht glauben. Erst als ich die Akte erwähnte – die übrigens seitdem verschwunden ist –, musste sie eingestehen, dass Claires Tod kein so eindeutiger Fall ist.“ Mit einem Mal klang ihre Stimme heiser. „Ich fühle mich so schuldig, Dad. Frank sagt, das müsste ich nicht. Doch tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich Schuld habe an ihrem Tod.“
Sam rieb sich mit der freien Hand durchs Gesicht. Es war ihm nicht möglich, ihr Vorhaltungen zu machen, jetzt, da sie so am Boden zerstört war. „Du hast ihren Tod nicht verursacht, Honey.“
„Vielleicht nicht unmittelbar. Aber wenn ich sie aufgehalten hätte …“
„Jenna, hör auf damit! Claire war eine erwachsene Frau, und sie war Adam gegenüber loyal bis zum Letzten. Wenn sie sich in den Kopf gesetzt hatte, sein Büro zu durchsuchen, dann zweifle ich daran, dass es für dich eine Möglichkeit gab, sie davon abzubringen.“
Er musste daran denken, dass seine Tochter ganz allein in ihrer Wohnung war, während da draußen irgendwo ein Mörder sein Unwesen trieb.
„Hör zu“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Du bist im Moment sehr aufgeregt. Warum kommst du nicht her und übernachtest hier im Haus, wo du in Sicherheit bist?“
„Ich bin auch hier in Sicherheit.“
„Erzähl mir nichts! Zwei Menschen sind tot, und du könntest die Nächste sein!“ Sam verfluchte sich dafür, dass er so laut geworden war. Normalerweise hatte er sein Temperament unter Kontrolle. Aber der Gedanke, seine Tochter könnte in Gefahr schweben, war für ihn unerträglich. „Tut mir Leid, Honey, ich wollte dich nicht anschreien.“
„Schon gut. Mach dir bitte keine Sorgen, okay? Der Mörder hat das, was er wollte – die Faxel-Akte. Er muss mir jetzt nicht mehr nachstellen.“
Sam betete, dass sie Recht hatte. „Du sollst nur wissen, dass dies hier auch dein Zuhause ist. Du bist jederzeit willkommen.“
„Danke, Dad.“ Er hörte sie schluchzen und fühlte sich hilflos. So furchtlos sie sich auch gab, Jenna war tief in ihrem Inneren eine sehr zarte, sensible Seele. Der Gedanke, sie könnte einem anderen Leid zugefügt oder sogar dessen Tod verursacht haben, musste sie außerordentlich belasten.
Mit belegter Stimme sagte er: „Dann sehe ich dich morgen früh bei der Beerdigung?“
„Ja, um elf Uhr. Ich werde da sein. Gute Nacht, Dad.“
23. KAPITEL
B righton Beach lag am südlichsten Zipfel von Brooklyn und war einmal ein Ausflugsort für Reiche gewesen, mit Spielkasino, Rennbahn und einem großen Hotel. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Gegend
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