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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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aber im Laufe meines Lebens gelernt, dass man derartige Verflechtungen berücksichtigen muss. Am Ende des Telefonats ließ Alfons nicht unerwähnt, wer die zuständige Polizeidienststelle in Betzdorf leitet und was er von den Fähigkeiten des Mannes hielt. Der leitende Beamte war mein Erzfeind aus der Realschule, den meine Schwester in der Bio-AG hat abblitzen lassen. Von Beruf Sohn eines Staatsanwalts. Doch beim Filius hat es leider nicht fürs Gymnasium gereicht. ›Kleiner Heiner‹, hat er mich immer gerufen. Der baumlange Kerl war eine Klasse über mir und ich jede zweite Pause unter ihm, bis ich ihn einmal im Schwitzkasten zu packen kriegte. Dass der Typ Asthmatiker war, konnte ich nicht wissen. Er landete auf der Sanitätsliege und ich beim Rektor. Meine Schulzeit war das reinste Martyrium.
    Im Moment bin ich obenauf, zumindest geografisch betrachtet, sicher und ordentlich geparkt vor der Jugendherberge. Der Ort, nach der Burg benannt: Froudesbrahderofanc, so die historische Bezeichnung der Freusburg, wie mich ein Schild informiert, erinnert bei schönem Wetter an die Weingegend entlang der Mosel, nur statt Rebstöcke an den Hängen gibt’s Fichten im Hauberg.
    Für mich ist soviel klar: Ob nun mit oder ohne Luca, mein finanzielles Überleben scheint für einen gewissen Zeitraum gesichert. Irgendwie bin ich ganz froh, dass ich jetzt nicht auf das Mädel achten muss, obwohl ich den Job Alfons Helfersyndrom zu verdanken habe. Kurz flammt so was wie ein schlechtes Gewissen auf, weil mir die Göre entwischt ist. Trotzdem fühle ich mich nicht unglücklich. Ich arbeite lieber alleine. Alfons will Luca auftreiben. Er wisse schon, wo er sie finden kann, hat er gesagt.
     

17
    Jörn Jäger, der Herbergsvater, hat es begrüßt, dass sein Aushilfslakai, wie er mich scherzhaft nennt, mit einer Burgpritsche vorlieb nimmt. Ich habe mich bereit erklärt, nicht zuletzt auch um Zeit und Kosten zu sparen, mir ein Räumchen mit einem anderen Bewohner zu teilen. Spart Geld. Nerven musste ich bereits lassen in den vergangenen Stunden. Die Autojagd hat ihre Spuren in meinen Klamotten hinterlassen. Durchgeschwitzt. Bevor ich die Lage peile, rupfe ich mir noch die durchtränkten Pads aus den Achselhöhlen, die diesmal relativ neutral riechen und stopfe sie in Röhrchen, die sogleich beschlagen. Die im Labor werden genug Präparat zu analysieren haben.
     
    Bis zu meinem Treffen mit dem Burgherrn habe ich noch Zeit. Es ist schon eine kleine Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal hier war. Der Ort hat was Romantisches, Vergessenes. Ich schließe den Wagen ab und stehe ansonsten unschlüssig davor, überlege, welche Richtung ich einschlagen soll.
    »Gott zum Gruße«, kommt es von hinten.
    »Nach der spartanischen Kutsche zu urteilen, musst du der neue Burghelfer sein«, der freundliche Sprecher kommt mit ausgestreckter Hand auf mich zu und stellt sich vor. Der fröhliche, drahtige Mann, er überragt mich um Haupteslänge und sein Zopf ist fast so lang wie meiner, heißt Michael, aber nur noch die kommende Woche, ab Samstag sei er Micele, verkaufe Mineralien, Schmucksteine und altes Kunsthandwerk auf dem mittelalterlichen Fest. Ob ich als Gandalf auftreten wolle, fragt er mit Blick auf meine leicht ergraute lange Haarpracht.
    »Na, vielen Dank«, erwidere ich gespielt beleidigt, »ist der große Zauberer von Mittelerde nicht weit über 2000 Jahre alt?« Der goldblonde Michael, der vielleicht soeben 30 Lenze zählt, zuckt entschuldigend mit den Schultern und grinst. Nein, ich wolle hier ausschließlich arbeiten im Schweiße meines Angesichts, erkläre ich ihm. Von der Zusammenkunft der Erben Tolkiens und deren weitläufiger Verwandtschaft aus dieser Ära habe ich nichts gewusst. Die Ankündigungen in der lokalen Presse sind mir doch glatt durch mein Wahrnehmungsraster geschlüpft.
    »Wir werden uns die Kemenate teilen. Na ja, ich übertreibe, es ist lediglich das Räumchen des Hungerturms«, eröffnet er mir. Es sei sehr gemütlich und er habe schon weit schlechter geruht. Ich erwähne meine derzeitige Unterkunft und deute an, dass ich nicht wie die Prinzessin auf der Erbse nächtigen müsse. Michael lacht halb abwesend und sein Blick richtet sich in die Ferne, wobei er nach innen schaut, denn seine Rede widerspiegelt Vergangenes. Wie ein Nomade sei er seit Jahren unterwegs, von den Wikingern bis zu den Römern und wieder zurück zu den Germanen. Zurzeit überlege er, hier vor Ort für billiges Geld ein Fachwerkhaus zu kaufen. Er zeigt

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