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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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Schrank aufschließe, kippt Luca mir entgegen. Sie schläft. Kurz überlege ich, sie zu wecken, doch dann wird das Gezeter wieder losgehen. Ich schiebe sie in den Schrank zurück, knuffe ihr ein Kissen unter den Kopf. Guts Nächtle. Jetzt kann ich in aller Ruhe die Fenster des Wolkenkuckucksheims, des Adlerhorsts und der anderen Volieren und Vogelnester zu Ende putzen. Das Einzige, was die Scheiben nach meiner Behandlung von vorher unterscheidet, sind die gleichmäßigen Streifen. Ich kann es einfach nicht. Kaum ist das Putzwasser im Abguss des Etagenklos, kommen auch schon die neuen Gäste. Jörn führt den Leiter des Kuschelseminars herum und ich stoße beinahe mit ihm vor der Toilettentür zusammen. Niemals zuvor hat mich ein Mann derart angelächelt, der ich mit einer Klobürste in der Rechten vor ihm stehe.
    »Na hoppalla und hallöchen«, flötet mein Gegenüber und streckt mir sein Händchen entgegen mit einer Geste, die in Königshäusern beeindrucken würde. Ich bin völlig geschockt und sage gar nichts, stelle lediglich die Bürste an ihren Platz
    Jörn stellt mich vor: »Das ist Heiner. An ihn können Sie sich auch wenden, wenn Sie irgendwelche Wünsche haben. Er ist zwar noch neu hier aber sehr willens ...« Bei diesen Worten grinst Jörn dermaßen dämlich, dass es peinlich wird.
    »Ich bin Sven«, sagt der Kuschelseminarleiter.
    »Tach«, sage ich knapp und drücke mich an den beiden Männern vorüber.
    Es muss an diesem kernig, herben Duftstoff liegen ... oder am Zopfband.
     
    Der erste Schwung Kuschel-Teilnehmer verteilt sich gerade auf die Zimmer und ich muss mich sputen, Luca aus dem Schrank zu holen. Vom Flurende höre ich schon einen spitzen Schrei, als hätte jemand ein Gespenst gesehen. Da rennt es auch schon. Luca flitzt aus dem Spatzennest und hinterdrein ein Kerl, der mich irgendwie an Dirk Bach erinnert. Korrigiere, beim Nähertreten entpuppt sich der Mann als Frau. Wie konnte ich das lange Gewand unberücksichtigt lassen bei meiner ersten Einschätzung? Ich entschuldige mich wortreich und kann sie beruhigen. Die Blaue gehöre zu einer Laientheatergruppe von Heimkindern, die gerade abreise und ihr hätte es offensichtlich so gut bei uns gefallen, dass sie nicht mit nach Hause wolle. Die leicht bärtige Madame lässt sich von mir einlullen, wird sogar recht freundlich und lädt mich für den heutigen Abend zur Kuschelstunde ein, sie sei die Assistentin. »Wenn ich Zeit habe, sicher, gerne«, verabschiede ich mich. Mein Geruch scheint zu verzaubern. Von dieser Duftnote unter meinen Achseln bestelle ich einen ganzen Kanister, das muss doch möglich sein!
    Luca wird natürlich jetzt über alle Rothaargebirgszüge sein und ich bin so schlau wie zuvor. Ich sollte unbedingt ein klärendes Gespräch mit Alfons herbeiführen. Gleich heute Abend werde ich ihn anrufen. Vielleicht doch die Polizei einschalten? Das fragt der Advokat kleinlaut in mir. Sobald sich das Bild von dem Deppen auf der Dienststelle – mit Uniform sieht mein einstiger Schulfeind auch nicht schlauer aus – in mir scharf gestellt hat, kann ich die Frage selbst beantworten. Außerdem habe ich immer noch keine konkreten Beweise, dass hier Verbrecherisches vor sich geht.
     
    Der Tag haut mich um. Ich bin fix und fertig. Was ich alles für die Kuschelmonster rumgeschleppt habe, um den wunderbar erhaben gelegenen Raum Luginsland hübsch höhlenartig und doch bequem auszustaffieren: fünf mit Bärenfell bezogene Sitzsäcke, drei getigerte Riesenplüschhocker und zwei weiße Flokati. Jetzt ist Feierabend. Gegen Mittag habe ich in der Küche geholfen, zig Eier für Pfannkuchen aufgeschlagen und eifrig in köchelnden Blaubeeren gerührt, wenn es doch wenigstens Rotbeeren gewesen wären. Während das Personal gegessen hat, war ich schon satt vom Reinigen des Rittersaals, nachdem die Kinder mit den Blaubeeren fertig waren. Den Pflaumenkuchen habe ich auch verpasst, was nicht weiter schlimm war. Ich finde ein einsames Brotende auf der Arbeitsfläche und einen Rest Leberwurst im Kühlschrank. Bisschen trocken, aber nicht übel. Besser als verhungern. Was ich nun noch brauche ist ein kühles Bier, ein Telefon und wenn’s geht noch einen Internetanschluss. Eine Unzahl Fragen quälen meinen Geist, wobei mein Körper sich gerne niederlegen und in den seelenruhigen Schlaf des Vergessens gleiten würde.
     
    Im Burgcafé sitzt bereits ein einsamer Gast. Kurt. Leeren Blickes schaut er in die Untiefen seines ebenso leeren Bierglases, als handele es

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