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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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frage das lieber nicht.
    »Hast du mitbekommen, was im Dorf heute Nacht los war?«, will ich beiläufig wissen, schnappe mir einen Lappen und wische eine Milchpfütze auf.
    »Nee, nur dass es gebrannt hat. Udo weiß sicher mehr. Der weiß immer, was hier so gehauen und gestochen ist.« Kaum erklingt sein Name, taucht der Kirmesmensch schon auf. Lautlos schwebt er quasi zur Tür herein und gießt sich einen Kaffee ein. Kurt gibt meine Frage an Udo weiter und der erzählt was von Brandstiftung. Dabei guckt er mich schäl an. Knochen habe die Polizei gefunden. Tierische, aber auch andere. Mir gefriert das Blut in den Adern, zumindest das, was nicht in meinen Kopf schießt. Damned! Du musst jetzt was tun. Tu was! Agiere, statt zu reagieren. Ich wringe den vollgesogenen Lappen in der Spüle aus. Mit gegangen, mit gehangen. Phrasen, nichts als Phrasen durchjagen meine Gehirnwindungen auf breit gefahrenen Spuren. Stopp, bremse ich das Gedankenkarussell, das der Kirmesmensch mit nur einigen Worten ins Rotieren gebracht hat.
    »Einer muss ins Dorf runter und beim Bäcker sechs Mischbrote holen. Hat er wohl vergessen«, dringt Kurts Stimme wie durch Watte zu mir.
    »Kann ich machen«, biete ich mich an und hoffe, auf dem Weg eine Telefonzelle zu finden. Eilig trockne ich meine Hände ab.
    »Nicht so hastig«, hält Kurt mich zurück, »du musst den Bäckerwagen einholen, wahrscheinlich steht er noch beim Imbiss. Da trinkt der Meister gern einen Kaffe auf’n Schnack. Nimm das Rad mit dem Korb am Lenker, das findest du in der Nische im Torbogen«, ruft Kurt mir noch nach, während ich schon halb aus der Küche bin. Ich rufe noch ein Jou und mir fällt ein, dass eine der Linas die Handynummer der Mustangkerle notiert hatte. Ich muss am Büro vorbei. Hoffentlich ist es offen und verwaist.
    Jörn ist da. Mist. Ich sehe ihn gähnend hinterm Schreibtisch sitzen. Irgendwas muss ihn da weg locken. Im Flur um die Ecke steht ein Mülleimer. Ich werde ihn krachend umstoßen. Einen Versuch ist es wert. Nachdem ich den Eimer durch den Flur gekickt habe, husche ich schnell in einen abzweigenden Gang. Vom Lärm aufgescheucht, kommt Jörn aus dem Büro gerannt. Ich flitze schnell hinein, reiße gleich das ganze Blatt vom Block der Schreibtischunterlage. Nix wie raus. Mit großen Schritten verlasse ich zügig die Burg. Was hat Kurt gesagt, Nische im Torbogen. Tatsächlich, hier steht ein Rad. Ein anachronistisches Teil. Retrolook, würde man sagen. Ich habe keine Wahl, zumindest bergab werde ich schneller sein als zu Fuß. Ich schwinge mich auf das goldene, mit Prilaufklebern der 70er Jahre verzierte Klapprad und eiere den Berg hinab.
     

39
     
    Das abgebrannte Haus ist mit Polizeiband abgesperrt und zwei Wehrmänner halten Feuerwache. Vielleicht könnte ich von ihnen auf dem Rückweg mehr erfahren. Unten im Dorf sehe ich den Bäckerwagen hinterm Imbiss stehen. Die Tür zur Küche steht offen. Einen Guten-Morgen-Gruß rufend, trete ich ein. Die Hausherrin in bunter Kittelschürze stellt sich mir mehr breit als hoch entgegen.
    »Ich komme von der Burg und suche den Bäckermeister.« Mein unsicheres Lächeln verschafft mir Sympathiepunkte und lässt bei der resoluten Frau Mütterlichkeit aufkommen. Freundlich bittet sie mich herein.
    »Einen Kaffee für den ausgebeuteten Lakai.« In der Stube wird gelacht. Mir scheint, als habe der Burgherr einen gewissen Ruf. Ich werde meine Bestellung an den Bäckersmann los und bekomme eine Tasse dampfenden, schwarzen Kaffee. Ohne weiter auf mich zu achten, setzen der Imbissbetreiber und der Bäckerbürgermeister ihr angeregtes Gespräch fort. Der Bürgermeister hat eine Menge zu erzählen, denn er ist auch Zugführer bei der freiwilligen Feuerwehr. Brandstiftung, ja, da sei man sich sehr schnell einig gewesen. Die Kanister seien nicht zu übersehen gewesen. Doch dann – so etwas habe er noch nie zu Gesicht bekommen – an einer Leiter hätten Knochen gehangen, und draußen die merkwürdige, blutige Wanne im Garten. Die Spezialisten von der Kripo hätten schnell festgestellt, dass hier jemand abgeschlachtet worden sei. Das imaginäre Bild vom Toten, der mit gespaltenem Schädel aus der Wanne kriecht, wird in mir wieder lebendig. Der Bürgermeister genießt die erwartungsvolle Stille und das Entsetzen in den Gesichtern der Zuhörer.
    »Ein Wildschwein, ha«, löst er die Spannung, »das aus Fitties Gemüsegarten, was jetzt wohl in seiner Tiefkühltruhe liegt.« Allen war klar, dass der Auftragskiller in

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