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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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meinen Tipp ernst nehmen und sich direkt auf den Weg gemacht haben, dann könnte sie bereits hier sein. Wenn die dich ernst genommen haben, wirft der Advokat bedenkend ein, dann brauchte es nur einen Anruf und die Amtshilfe der hiesigen Ordnungsmacht, schätze ich mal.
    »Ich komm jetzt rein und bringe dir was zu essen mit«, rufe ich durch die geschlossene Tür des Turms. Vorsichtig, in Erwartung eines weiteren Wurfgeschosses, betrete ich das Rund. Luca sitzt auf dem Boden und meditiert, als könne sie kein Wässerchen trüben. So sah ich Marie auch oft sitzen, bevor sie dann aus ihrer kontemplativen Versenkung auftauchte und damit begann auf mir herumzuhacken, nur weil ich mit meiner skeptischen Aura ihre spirituellen Kreise störte.
     
    Der Duft von Bratkartoffeln übt eine besänftigende Wirkung auf Luca aus und mit Appetit macht sie sich darüber her. Mein Magen knurrt, meine Braue zuckt und von draußen ist Tumult zu hören.
    »Von da oben kannst du rausgucken«, nuschelt Luca, den Mund voller heißer Kartoffeln, dabei klingt sie richtig siegerländisch.
    Ich schließe die Tür ab, bevor ich vom Bett auf eine Kommode steige, um aus einem schmalen Ritz zu spähen. Die klapprige Kommode wankt beträchtlich unter meinem Gewicht. Durch den Mauerritz kann ich zum Eingang zwischen Parkplatz und Burghof blicken. Lautes Gebrüll macht deutlich, dass sich die Mustangfahrer fett auf einen Platz gestellt haben müssen, den sich zuvor ein Händler ausgeguckt hat, um dort seinen Stand aufzubauen. Der Händler, die einzelnen Worte seiner sich überschlagenden Stimme sind kaum voneinander abgrenzbar, hüpft um die Mustangmänner herum wie Rumpelstilzchen. Wenn er so weiter springt, hat er gleich einen kleinen Graben um die beiden gewetzt. Die zwei Kerle stehen nur da, dicht beieinander, fast Rücken an Rücken und lassen den kleinen Mann toben. Während sich die Szene vor aller Augen abspielt, treten zwei weitere Männer, komplett in schwarzer Kleidung, in den Schatten des Torbogens. Die Mustangkerle achten nicht auf sie, sie starren weiter auf den tobenden kleinen Händler, der dazu übergegangen ist, beide in Mittelhochdeutsch zu betexten. Das könnte eine Art Ablenkungsmanöver sein, schießt mir durch den Kopf.
    »Willst du auch was?«, schmatzt Luca. Da von mir keine Antwort kommt, höre ich sie die Schüssel auskratzen.
    Die Mustangkerle schauen sich gerade an, um sich über ihr Vorgehen zu verständigen und just in dem Moment, als sie den kleinen Mann packen wollen, springen die Männer aus dem Schatten hervor, es klimpert und klickt und die beiden Polizisten, da bin ich jetzt sicher, haben die Mustangs am Wickel. Der kleine Händler hört sofort auf mit dem Gehopps, guckt verdutzt und schleicht sich davon. Heiner, den müssen wir im Auge behalten, meint Kalle.
    Ich bin vor Anspannung im Hinblick auf die Ereignisse und aufgrund der wackligen Kommode halb steif geworden. Mein Versuch, wie ein durchtrainierter Spezialagent von der Kommode zu steigen, gerät nur ungelenk. Krachend gibt das morsche Teil unter mir nach und ich lande sicher auf dem Bett. Irgendwas Hartes hat sich in meinen Allerwertesten gebohrt. Verflixt, tut das weh. Jetzt bloß nicht heulen. Ganz so, als ob nichts gewesen wäre, rolle ich mich herum, hieve mich in Sitzposition auf meine heile Hälfte und schaue voller Triumph, bilde ich mir ein. Luca spuckt mir vor Lachen prustend beinahe die letzten Bratkartoffeln ins Gesicht. Mein böser Blick befiehlt ihr sofort zu verstummen. Wenigstens das war überzeugend, denn die Blaue hört abrupt auf und schlägt sich die Hand vor den Mund, ganz so, als könne sie die zuvor ausgestoßenen Töne und Brocken wieder einfangen. Leise verharren wir. Hoffentlich hat niemand den Radau gehört und auf uns aufmerksam gemacht. Denn wenn das Polizisten waren, interessieren sie sich vielleicht für den anonymen Tippgeber. Für die Geschäfte, die die beiden gesuchten und jetzt gefassten Männer hier zu erledigen hatten, und vor allem mit wem, dürften sie sicherlich auch brennend interessieren. Wir sind noch lange nicht aus der Schusslinie. Tastend suche ich nach dem Fremdkörper in meinem Gesäß. Meine Finger erwischen etwas, das sich anfühlt wie der Kopf eines Zimmermannsnagels.
     

43
     
    »Lakai herbei!«, erschallt ein Ruf aus dem Fenster oberhalb des Boteneingangs. Meine Mittagspause ist schon seit drei Minuten um und der Rufer ist Jörn. Mit dem Nagel im Hintern und der Gefahr auf dem Hof möchte ich mich noch

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