Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Thomas für den Notfall klären, dass ich am nächsten Tag als Ansprechpartner nicht da sein würde. Am liebsten hätte ich mich um das Zusammentreffen gedrückt. Ich hatte keine Lust, mir erneut von ihm anzuhören, was ich bereits selber wusste, nämlich dass eine Beziehung zwischen mir und Henning keine Zukunft besaß. Dennoch war ich nicht in der Lage gewesen, Henning genau das vor seinem Abflug zu sagen. Vielleicht, weil ich irgendwo in mir drin die Hoffnung hegte, dass er mich mehr liebte, als ich es mir vorstellen konnte. Dass er einen Weg sah, wo ich keinen fand.
Thomas kam zu Fuß zum Stall. Ich hatte Hennings Angebot, sein Auto in seiner Abwesenheit zu nutzen, dankend abgelehnt. Die Vorstellung, Erich, Julia oder gar Selina Sander könnten mich in seinem Fahrzeug sehen, behagte mir nicht. Obwohl Selina bestimmt von Thomas wusste, dass zwischen Henning und mir etwas lief. Aber es war ein Unterschied, ob sie darüber sprachen oder ich es durch das Benutzen seines Autos zeigte. Der Blick von Melanie heute Morgen hatte mir schon gereicht. Trotz ihres handfesten Streits erklärte sich Thomas bei dem Telefonat mit Henning bereit, dessen Auto mit auf das Anwesen der Sanders zu nehmen. Thomas merkte an, dass das ungewöhnlich wäre. Vor dem Stall konnte es meiner Ansicht nach aber genauso wenig stehen bleiben. Ich hatte Henning angesehen, dass er nicht wusste, ob er darüber lachen oder wütend sein sollte. Letztlich war er meinem Wunsch nachgekommen. Es überraschte mich, dass Thomas sich so breitwillig erbot, uns einen Gefallen zu tun, und fragte mich, welchen Vorteil er sich davon versprach.
Thomas schien nicht im Geringsten erstaunt, als ich nach einem inneren Kampf an der Hallentür erschien. Er unterbrach sein Training mit Dumont und kam an die Tür geritten. Seine Augen sahen mir forschend ins Gesicht.
„Du siehst müde aus“, sein Lächeln war anzüglich.
Ärgerlich runzelte ich die Stirn. „Ich muss was mit dir besprechen.“
„Du machst mich neugierig, hat es was mit Henning zu tun?“
„Nein.“
„Gut, ich kann es nicht leiden, wenn man mich über meinen Bruder ausfragt.“
Ich wusste, worauf er anspielte, denn es hatte früher einige Mädchen gegeben, die mit Thomas etwas anfingen und es auf Henning abgesehen hatten.
„Wie ist es eigentlich, mit der Ex-Verlobten seines Bruders verheiratet zu sein?“
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Besser als du denkst, und wie ist mein Bruder im Bett?“
Ich biss mir auf die Lippen und funkelte ihn wütend an.
„Aber das war es auch nicht, worüber du mit mir reden wolltest, oder?“
Ich schluckte meinen Ärger runter. „Nein. Ich möchte morgen nach Bad Wildungen zu Papa und Mama fahren.“ Auf den nächsten Worten musste ich erst herumkauen, bis sie meinen Mund verließen. „Ist es okay für dich, wenn ich mir morgen freinehme?“
„Hast du das mit Melanie und Herrn Hartmann besprochen?“
Ich nickte. „Ja, für die beiden geht das in Ordnung.“
„Dann spricht von meiner Seite nichts dagegen“, erklärte er gönnerhaft. „Willst du das Auto von Henning mitnehmen? Dann rufe ich gleich Selina an, dass sie mich holen soll.“
Ich schluckte schwer. „Nein, nicht nötig, ich nehme…“, ich schwieg. Welches Auto sollte ich nehmen? Den Pick-up brauchte vielleicht Herr Hartmann, den Fiat hatte Mama mit. Thomas grinste breit.
„Nimm das Auto, wenn ich dich mit dem alten Pick-up fahren lasse und dir passiert etwas, überlebe ich das vermutlich nicht.“ Er hob seine Hand zu seinem Kinn, das inzwischen eine grünliche Verfärbung angenommen hatte. Ich biss mir auf die Lippen und kämpfte mit mir. Es passte mir nicht, dass mir keine Alternative einfiel. Außerdem bestand immer noch die Gefahr, dass mich einer aus der Familie mit dem Auto erwischte.
„Wenn du dir Gedanken wegen meiner Eltern machst, kannst du das vergessen. Die kommen nicht hier her. Eher fällt es auf, wenn Hennings Wagen bei uns in der Garage steht, was ich ihm auch versucht habe zu erklären. Wenn es dich stört, dass du auf Hennings Auto angewiesen bist, tja, dann musst du dich damit abfinden, dass das der Fall ist.“
„Ich bin nicht auf das Auto angewiesen“, giftete ich zurück.
Er zuckte mit den Achseln. „War nur ein Vorschlag von mir.“
Ich focht einen inneren Kampf aus. Mein Stolz gegen das Bedürfnis, meine Eltern zu sehen und einen Tag Abstand zu all dem hier zu gewinnen.
„Ruf Selina an, sie soll dich abholen“, sprang ich über meinen
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