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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Papa in der Eisdiele, deshalb konnte ich nicht drangehen.“
    „Und was machst du da?“, herrschte er mich an.
    „Das geht dich gar nichts an“, erwiderte ich beleidigt. „Was hast du vor, willst du jetzt jeden Schritt von mir überwachen?“
    Er schwieg am anderen Ende. Langsam beruhigte ich mich etwas, da ich mich in meiner Ecke, die ich gefunden hatte, sicher fühlte.
    „Ich habe mit Thomas telefoniert.“
    „Weshalb?“
    „Weil ich nicht wusste, wo du warst, und ich mir Sorgen um dich gemacht habe.“ Seine Stimme schwankte zwischen Ärger und Besorgnis. Ich schwieg, wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    „Hast du noch die Pin?“, fragte er mich.
    „Ich denke ja.“
    Ich hörte, wie er am anderen Ende tief durchatmete. „Würde es dir viel ausmachen, sie dir nochmals aufzuschreiben? Nur für alle Fälle.“ Es kostete ihn Kraft, es als Bitte auszusprechen und nicht als Befehl.
    „Ich habe meine Tasche noch in der Eisdiele“, antwortete ich kurz. Seine Art, mich zu kontrollieren, zerrte an meinen Nerven. Außerdem wollte ich ihn nicht am Telefon hören, sondern in meinen Armen halten. Mein Bedürfnis nach seiner Nähe ärgerte mich maßlos.
    „Und holen möchtest du sie nicht“, stellte er ruhig fest.
    „Genau“, erwiderte ich barscher als beabsichtigt.
    „Ich wusste, du würdest mich in den Wahnsinn treiben. Aber gut, ich fahre jetzt zurück zum Flughafen und komme.“
    „Du bist verrückt“, rief ich aus.
    „Nein, Vera, du verstehst nicht, wie wichtig du für mich bist.“ Seine Stimme war jetzt so entschlossen, dass ich förmlich sehen konnte, wie er bereits ein Taxi rief. Der Gedanke, dass er wieder zu mir zurückkommen würde, war verlockend. Aber dann meldete sich mein Verstand. Er wäre nicht geflogen, wenn es sich hätte vermeiden lassen, so viel war mir klar. Ich wollte nicht sein Problem verschärfen, das wäre mir egoistisch vorgekommen.
    „Okay, sag sie mir, ich kann sie mir merken.“
    Am anderen Enden war es ruhig. Als ich bereits dachte, er hätte aufgelegt, hörte ich seine Stimme: „8 24 6.“
    „8246, ist ja ganz einfach.“
    „Bitte wiederhole sie.“ Ich verdrehte die Augen.
    „Acht, ein Viertel davon ist die Zwei, die Vier plus die Zwei ergibt die Sechs.“
    „Okay, da steckt eine Idee dahinter. Ich vertraue dir.“
    „Henning?“
    „Ja“, antwortete er vorsichtig.
    „Ich vermisse dich.“
    Schnell trennte ich die Verbindung, bevor er mir antworten konnte. Einen Moment starrte ich das Handy an, in der Hoffnung, es würde vielleicht noch mal klingeln. Aber es blieb stumm. Ich kehrte zur Eisdiele zurück und überlegte, was ich meinen Eltern erzählen sollte, wenn sie mich fragten, warum Henning mit mir sprechen wollte. Die Mühe war umsonst. Sie waren in ein Gespräch vertieft, das sie abrupt unterbrachen, als ich an ihrem Tisch erschien. Mama und ich bestellten uns noch ein Cappuccino, während Papa einen weiteren Milchshake nahm. Papa erzählte von seinen Reha-Anwendungen. Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie mich beide genau beobachteten.
    Kaum saß ich im Auto, tippte ich den Pin ein, und tatsächlich, das Teil blinkte mir fröhlich entgegen mit der Meldung von vier verpassten Anrufen und der Aufforderung, meine Voicebox abzuhören. Ich folgte den Anweisungen und hielt mir den Hörer ans Ohr. „Ich wusste, dass ich mich nicht darauf verlassen kann, dass du das Teil benutzt.“, „Vera, geh verdammt nochmal an das Handy.“, „Okay, es reicht, ich komme wieder zurück.“, „Ich vermisse dich auch, Vera. Schlaf gut und träum von mir.“

20

    Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Der Traktor schnurrte jeden Tag durch die Wiesen und Felder. Wir nahmen Bodenproben, um festzustellen, welche Düngemittel wir brauchten. Herr Hartmann machte seine Sache gut bei der Arbeit. Zwar war er wortkarg, dafür umgänglich. Fragen stellte er knapp und präzise, was mir entgegenkam. Durch die Arbeitsteilung bekam ich nicht nur mehr Zeit für das Training der Pferde, sondern ebenfalls Luft für die notwendigen Reparaturen. Da ich kein unnötiges Geld dafür ausgeben wollte, suchte ich alles an Material zusammen, was ich fand. Herr Hartmann war handwerklich geschickt, und schon nach einiger Zeit erstrahlte der Hof in seinem alten Glanz.
    An einem Morgen erschien Herr Hartmann mit zwei Packungen Pralinen. Sein Dankeschön dafür, dass wir seine Wohnung hergerichtet hatten, samt einem Strauß bunter Tulpen. Wir teilten die Pralinen großzügig

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