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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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zweiten Runde fehlerfrei. Bei der letzten Runde patzte sie am dritten Hindernis, weil ein Windstoß auf kam und die Fahnen zum Flattern brachte. Eine Stange flog, und obwohl ihr in dem Moment klar sein musste, dass sie ihr Ziel verpasst hatte, brachte sie die letzte Runde ohne einen weiteren Fehler zu Ende. Ich klatschte anerkennend, als sie fertig war. Sie war weit über sich hinausgewachsen an diesem Tag. Darüber war ich stolz, und dass sie nicht auf dem Pferd saß, schimpfte oder heulte, sondern Lady für ihre Leistung lobte.
    „Nun, das war es wohl für die junge Dame“, merkte Selina trocken an. Sie war die ganze Zeit ruhig neben Thomas gesessen, ganz im Gegensatz zu mir. Ich war aufgesprungen, wenn ich es vor lauter Anspannung nicht mehr aushielt. Biss mir in die Lippen, kaute an den Fingernägeln oder rollte eine Haarsträhne mit dem Finger ein und aus. Thomas warf mir amüsierte Blicke zu, wenn mein Temperament wieder mit mir durchging. Zwei, drei Mal hatte ich bei Thomas ein anerkennendes Nicken gesehen. Aber der Deal war null Fehler bei drei Runden.
    „Was meinst du, Vera?“ Er lehnte sich zurück, behielt seinen Blick auf Melanie gerichtet, die mit Lady den Platz verließ.
    „Sie ist gut geritten, mehr wollte ich nicht. Sie hatte einen Abwurf, also ist die Sache gegessen.“ Gelassen zuckte ich mit den Schultern, ich hatte meine eigenen Pläne mit Melanie. Selina musterte mich aus schmalen Augen. Den Ausdruck in ihrem Gesicht konnte ich nicht deuten. Aber es war mir egal, ich hielt mich an Abmachungen und war eine gute Verliererin, so wie Melanie.
    „Ja, sie ist gut geritten“, wiederholte Thomas. Er sah mich an. „Von mir aus kann sie mit Lady auf dem Turnier starten. Die Entscheidung liegt bei dir.“
    Verblüfft sah ich ihn an. Thomas war überhaupt kein guter Verlierer. Im Gegenteil, er hatte es immer gehasst, wenn er gegen mich verlor. Und er verlor meistens gegen mich, zumindest was das Reiten anbelangte.
    „Aber du hast gesagt, drei Runden null Fehler“, stellte ich fest.
    „Wie gesagt, sie ist gut geritten. Entscheide du.“
    Ich sah, dass Selina damit nicht einverstanden war, obwohl ihr die Sache herzlich egal sein konnte. Doch sie hielt ihren Mund. Wir waren zwei grundverschiedene Menschen. Ich hätte gewiss nicht meinen Mund gehalten, wenn ich anderer Meinung als Thomas gewesen wäre. Er stand auf.
    „In vierzehn Tagen starte ich auf dem ersten Turnier, es wäre mir lieb, wenn du die Begleitung machst. Dumont hat nach längeren Fahrten immer ein wenig Probleme. Ich denke, es wird seine letzte Saison werden.“
    „Ich werde dich auch begleiten, mein Schatz“, warf Selina ein. Sie nahm Thomas an die Hand, zog einen Schmollmund, bis sie von ihm geküsst wurde.
    „Das kann ich dir noch nicht zusagen.“
    Thomas legte den Arm um seine Frau und wandte sich mir zu. „Wieso, hast du wieder vor zu verschwinden?“
    Ärgerlich verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Nein, aber ich habe keinen Bock, deinen Lakaien auf dem Turnier zu spielen.“
    „Wenn das so ist, dann starte doch du mit Lucky.“
    „Ich reite nicht auf einem Turnier“, erklärte ich entschieden.
    „Hast du Angst, gegen mich zu verlieren?“
    „Leck mich doch.“ Ich drehte mich um und stiefelte zu Melanie auf den Platz. Das war selbst für mich eine unangebrachte Reaktion, aber an mir nagten die Worte, die Selina mir zuvor unter die Nase gerieben hatte. Für einen Augenblick befürchtete ich, dass Thomas seine Entscheidung zurücknehmen würde. Doch ohne ein weiteres Wort ging er mit Selina im Arm zu seinem Auto und preschte vom Hof.
    Melanie freute sich wie eine Schneekönigin über die Erlaubnis, auf dem Turnier zu starten. Lady bekam eine Extraportion Möhren und Äpfel. Sie plapperte den ganzen restlichen Tag über ihre Sprünge. Und dass Selina doch etwas langweilig aussehe, einfach etwas zu perfekt, und wie nett Thomas doch sei. Tapfer ließ ich alles über mich ergehen. Mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, zwischen der Freude, meine Eltern zu sehen, der Vorstellung von Therese Vanderbilt mit Henning in Kanada, und der Frage, was meine Eltern von mir denken würden, wenn sie herausfanden, dass ich mit Henning geschlafen hatte.

    Am nächsten Tag beeilte ich mich mit der Arbeit, backte einen Kuchen und wartete auf meine Eltern. Als der Wagen auf den Hof fuhr, rannte ich aus dem Haus und fiel meinen Eltern um den Hals. Papa wollte als Erstes in den Stall. Ich half kurz Mama beim Auspacken, dann folgte

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