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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Julia war sein Schlüssel zu dieser Welt. Wenn Erich Sander sich ein Ziel setzte, erreichte er es. Nach drei Tagen erlag Julia seinem Charme, den er genauso geschickt einsetzen konnte wie sein ältester Sohn Henning.
    Ich wusste nicht, ob die Sanders eine glückliche Ehe führten oder sich liebten. Für Erich existierte nur sein Unternehmen, alles andere hat sich dem unterzuordnen, auch seine Frau und seine Familie. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals gesehen zu haben, wie Erich seine Frau küsste, streichelte oder ihr irgendeine andere Geste der Zuneigung zeigte. Genauso wenig hatte ich es jemals gesehen, dass er seine Jungs in den Arm nahm.
    In meiner Familie war das anders. Meine Eltern überschütteten mich mit Zärtlichkeit. Jeden Abend bekam ich einen Gutenachtkuss von Papa und Mama. Sie nahmen mich in die Arme, wenn ich Trost brauchte. Konnte ich nachts nicht schlafen, kroch ich in ihr Bett. Von beiden Seiten behütet, konnte es kein Monster aus meinen Träumen mit meinen Eltern aufnehmen. Wäre es nach ihnen gegangen, hätte es nicht nur mich in ihrem Leben gegeben, doch durch eine Komplikation bei meiner Geburt konnte Mama keine Kinder mehr bekommen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie die beiden Jungs der Sanders als ihre Kinder ansah. Sie bekamen ähnlich viel Zuneigung von meinen Eltern wie ich.
    Meine Eltern hatten ein Ritual. Jeden Abend machten sie einen Spaziergang. Papa, weil er kontrollieren wollte, ob bei den Pferden alles in Ordnung war, Mama, weil sie es genoss, diese Zeit ganz mit ihm alleine zu haben. Händchen haltend wie Teenager zogen sie los, und ich wusste, dass sie diese Zeit nutzen, um sich über alles auszutauschen, was für meine Ohren nicht bestimmt war. Meine Eltern küssten sich häufig, egal ob ich dabei war oder nicht. Mama und Papa hatten sich auf einem Springturnier kennengelernt. Papa war Rittmeister auf dem Nordrhein Westfälischem Staatsgestüt in Warendorf gewesen. Mama war auf dem Turnier für das Catering zuständig. Papa brauchte fast ein halbes Jahr, bis sich Mama das erste Mal mit ihm verabredete. Er war weder ein Draufgänger, noch besonders gut mit Worten. Seine Kraft lag in seiner Stille, sie zog mich magisch an. Bei ihm fühlte ich mich immer sicher, geborgen und verstanden. Bis zu dem Unfall.
    Der Hof war das Erbe von Erichs Vater. Seine Geschwister und er wollten das Land mit dem Hof verkaufen, denn keiner hatte Interesse an der Pferdezucht, die ihr Vater eher erfolglos betrieben hatte. Erich nahm die Sache in die Hand und zeigte einem Interessenten den Hof. Nach dem Rundgang entschied er, den Hof selber zu behalten und seine Geschwister auszubezahlen. Er hatte ein neues Ziel anvisiert: Er wollte zeigen, dass auch ein Sander erfolgreich in der Pferdezucht sein konnte, wenn man es nur richtig anpackte. Dafür brauchte er einen Verwalter mit einem guten Gespür für Pferde. Seinen Mann fand er bei der Hengstparade von Warendorf, die jedes Jahr stattfand und die er zu diesem Zweck mit Julia besuchte. Und so kam es, dass er seine neue Vision in Stefans Hände legte.
    Erich ließ ihn die ersten Zuchtstuten kaufen und einen Hengst. Für Papa ging damit ein Traum in Erfüllung, er konnte nun seine Vorstellungen umsetzen und war dennoch nicht dem Risiko ausgesetzt, das ihn bis dahin vor einer Selbstständigkeit abgeschreckt hatte. Eine weitere Eigenschaft, die Erich Sander auszeichnete, bestand darin, das Potenzial in einem Menschen zu sehen. Dennoch war ich mir sicher, dass Papas Erfolge selbst ihn überraschten. Die Pferdezucht brachte Erich erneut in einen Kreis von Menschen, zu denen er bislang keinen Zugang gehabt hatte. Menschen, mit denen sich vor allem Julia Sander gerne umgab, da hier echter Adel vertreten war. Aus den Erfolgen mit den Pferden sowie den daraus resultierenden neuen Kontakten bezog Erich neues Geschäftspotenzial für sein Unternehmen.
    Die Wochenendbeziehung, die aus dem neuen Job meines Vaters resultierte, behagte meinen Eltern nicht. Die Lösung kam, als das Anwesen in der Nähe des Hofs zum Verkauf stand. Julia hatte sich in dieses Anwesen verliebt. Für sie stellt es den idealen Ort da, um ihre Kinder, von dem das erste bereits unterwegs war, großzuziehen. Außerdem bot es ein perfektes Ambiente für die gesellschaftlichen Feste, die die Sanders für ihre neue Umgebung ausrichteten. Daher erfüllte ihr Erich gerne den Wunsch, obwohl es für ihn bedeutete, dass er in Zukunft eine dreiviertel Stunde in seine Firma fahren musste. Das

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