Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
lange nicht mehr gesehen“, stellte er immer noch grinsend fest. Er streckte die Arme aus. „ Komm her, ich beiß dich nicht.“
    Ich überwand die zwei Stufen. Lachend zog er mich in seine Arme. Ich schloss die Augen, meine Nase atmete tief den Geruch seines Dufts nach Sandelholz ein. Seine Umarmung weckte in mir das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Schnell befreite ich mich aus seinen Armen und boxte ihn kameradschaftlich gegen die Brust. Er sah mir forschend in die Augen, dann zupfte er an meiner Bluse.
    „So kann ich dich nicht mitnehmen. Hast du nicht noch ein paar alte Jeans und ein Sweatshirt?“
    „Wieso mitnehmen? Wohin willst du mich mitnehmen?“ Misstrauisch sah ich ihn an. Mein ganzes Leben mit ihm hatte mich gelehrt, dass ich mit Ideen von Henning vorsichtig umgehen musste.
    „Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, mit mir die Zäune von der Talwiese zu reparieren, anstatt hier faul herumzulungern und die Zeit totzuschlagen.“
    „Seit wann kümmerst du dich um Zäune, anstatt im Büro die Sekretärinnen rumzukommandieren?“
    Henning fing an zu lachen.
    „Wieso nicht? Wer soll sich sonst darum kümmern?“ Darauf antwortete ich lieber nicht. Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion über Thomas, der mir eher zum Thema Stall, Pferde, Wiesen einfiel.
    „Wie lange brauchst du zum Umziehen? Wir müssen los.“
    Ich benötigte für die Entscheidung nur wenige Augenblicke. Es war allemal besser, Henning bei den Zäunen zu helfen, als hier weiter herumzuhängen. Bei der Talwiese bestand keine Gefahr, dass wir auf die Pferde stießen, die Wiese war von Wasseradern durchzogen. Wir nutzten sie nur im Hochsommer für die Mutterstuten mit ihren Fohlen, und jetzt war Frühjahr.
    „Drei Minuten.“
    Ich nahm zwei Stufen auf einmal, riss den Kleiderschrank auf und holte eine alte Jeans, ein T-Shirt und ein Sweatshirt heraus. Dann überfielen mich wieder Zweifel. War es wirklich so eine gute Idee, Zäune zu bauen? Würde es mich nicht noch mehr in meine Vergangenheit stoßen, wenn ich Dinge tat, die früher tagtäglich zu meinem Leben gehörten? Und was, wenn wir auf dem Weg doch ein Pferd sahen, oder, noch schlimmer, jemand auf einem Pferd an der Wiese vorbeigeritten kam? Ich setzte mich auf mein Bett, ein wenig schwindelig von meinen Gedanken. Ein scharfer Pfiff ertönte von unten. „Hey, du lahme Ente. Muss ich hochkommen und dir beim Anziehen helfen?“
    Mir wurde klar, dass ich aus der Nummer nicht so einfach wieder rauskommen würde. Ich band mein Haar zu einem Pferdschwanz und schnappte mir meine alte Baseballkappe.
    „Das waren mindestens zehn Minuten“, stellte Henning mit Blick auf seine Uhr streng fest.
    Ich musste grinsen und boxte ihn auf den Arm. Überrascht runzelte ich die Augenbrauen und drückte mit den Fingern auf seine Oberarmmuskeln. „Hey, was ist das?“
    Henning löste meine Finger von seinem Arm. „Spürst du das nicht? Echte Muskeln.“
    „Wow.“ Anerkennend nickte ich mit dem Kopf. „Und wie bekommt man an die, wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt?“
    „Jedenfalls nicht, indem man Sekretärinnen herumkommandiert, die ich im Übrigen nicht habe. Heutzutage gibt es dafür Assistenten.“ Er kniff verschwörerisch ein Auge zu. „Los jetzt, wir haben schon lang genug rumgetröllert.“
    Sein Spruch mit den Assistenten brachte mich auf einen beunruhigenden Gedanken. War es wirklich ratsam, mit einem Büromenschen Zäune zu bauen? Von der Kraft her traute ich es mir zu, ein paar Pfosten in den Boden zu hauen. Mit dem Traktor konnten wir aber nicht auf die Wiese fahren, sonst würden wir die Grasnarbe zerstören. Und aufgrund meiner Armverletzung von dem Unfall besaß ich nicht mehr die gleiche Ausdauer wie früher. Vielleicht wäre es besser, jemand anderes mitzunehmen, der diesen Job normalerweise machte. Schließlich hatten mich die Sanders ersetzen müssen, und irgendjemand würde den Hof ja verwalten, jetzt, wo Papa im Krankenhaus lag.
    „Weißt du was, ich bring dich zurück nach Hause, dann kannst du ins Büro fahren. Hat Papa noch jemanden auf dem Hof, der mir beim Zaun helfen kann?“
    „Ja, mich. Hast du damit ein Problem?“ Abschätzig musterte er mein Gesicht, wobei er wohl das große Fragezeichen darin sah. Ein spitzbübisches Lächeln huschte über seine Lippen. „Du glaubst, ich kann das nicht“, stellte er fest. Dann lachte er laut, als er noch mehr Skepsis auf meinem Gesicht entdeckte. Er drehte sich um und stieg ins Auto. Ich blieb unschlüssig

Weitere Kostenlose Bücher