Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
es so weit kommen können?
    Ich wusch mir den Krankenhausgeruch von den Händen und wechselte ebenfalls die Kleidung. So fühlte ich mich schon besser. Ich erinnerte mich daran, dass Henning mich heute Morgen beim Frühstück gebeten hatte, ob ich mich um den Papierkram vom Hof kümmern könnte. Das letzte Jahr war eine Angestellte des Unternehmens dafür abgestellt worden. Sie hatte aber schon bald erklärt, sie würde lieber kündigen, als noch einmal diese Arbeit zu machen. Lächerlich.
    Ich öffnete die Bürotür von Papa. Seltsamerweise scheute ich heute nicht vor dem Gedanken zurück, das zu tun, was früher zu meinen täglichen Aufgaben gehörte. Oder war es mein Bedürfnis, mich auf die Suche nach den letzten Jahren von Papa zu machen?
    Unwillkürlich musste ich leise pfeifen, als ich mich in dem Raum umsah. Was sich hier an Papier türmte, übertraf alle meine Befürchtungen. Zeitschriften, Ordner, Papiere, alles schien wahllos übereinandergestapelt. Mir sank der Mut, jetzt konnte ich die Mitarbeiterin schon besser verstehen. Ich nahm mir den ersten Haufen vor und fing mit dem Sortieren an. Ein Stapel für die Papiere von Pferden, Korrespondenz mit dem Zuchtverband, Körungen und Abstammungsurkunden. Ein Stapel mit Rechnungen, einer mit aktuellen Zeitschriften und dann noch einer für das, was in den Müll konnte. So arbeitete ich mich durch die Papierhaufen. Es nahm und nahm kein Ende.
    Nachmittags war ich so weit, dass ich mich an den Computer hätte wagen können. Doch ich scheute davor zurück, ich fragte mich, welches Chaos mich dort erwarten würde. Plötzlich klingelte es, und erleichtert wandte ich dem Arbeitszimmer den Rücken zu. Henning stand in Arbeitsklamotten vor der Tür.
    „Lust, noch ein bisschen am Zaun zu bauen, bevor es dunkel wird?“ Ich grinste. Ja, körperliche Arbeit war jetzt genau der richtig Ausgleich. Schnell zog ich mich um.

7

    Heute war ich schneller. Henning wartete an der offenen Fahrertür des Pickups, während ich die Haustür zuzog. Eine wütende Stimme schallte zu uns herüber. „Du verdammtes Mistviech.“ Ein schrilles Wiehern zerriss die Luft. Ich drehte mich zum Reitplatz um. „Was ist denn das für ein Idiot?“, rutschte es mir heraus. Henning folgte meinem Blick zum Reitplatz.
    „Tim Wagner, der neue Trainer, den Thomas eingestellt hat.“ Er runzelte die Stirn. „Seltsam.“
    „Seltsam?“ Meine Stimme schnappte vor Ärger fast über. Dieser Typ war ein absoluter Stümper, um das zu beurteilen reichte mir dieser eine Sprung, den ich sah. Und das sollte der Trainer für unsere Pferde sein? Ich wusste nicht, was mich mehr erschreckte, die Tatsache, dass Thomas so jemanden einstellte oder dass mein Vater das zugelassen hatte.
    „Entweder du holst den Typen jetzt sofort von dem Pferd, oder ich tue es.“ Nur leise hörte ich einen Satz in meinem Kopf. Nie wieder in die Nähe eines Pferdes . Und noch etwas hörte ich. Es sind nicht unsere Pferde, sondern die Pferde der Sanders. Egal, ich würde ja nur den Reiter von dem Pferd zerren.
    Dann ging alles unglaublich schnell. Der Reiter sprang aus dem Sattel, stellte sich vor sein Pferd, und die Peitsche sauste herab. Das Zischen konnte ich bis zu mir hören. Das Pferd stieg, versuchte sich von dem Griff des Reiters zu lösen. Immer wieder sauste die Peitsche herab, traf das Tier an der Brust, am Auge, am Ohr, an den Nüstern und hinterließ blutige Spuren. Der Schrei aus meinem Mund lenkte den Mann für einen kurzen Moment ab. Das Pferd machte einen Satz nach vorne auf ihn zu, er verlor das Gleichgewicht, und endlich war das Tier frei. Es drehte sich auf der Hinterhand, und mit einem riesigen Satz sprang es über den Zaun, der den Reitplatz begrenzte.
    Henning bremste mitten im Lauf und sprintet zum Auto zurück. Jetzt begann auch mein Gehirn, an meinen Körper Befehle auszusenden; bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich wie festgefroren auf der Stelle verharrt. Henning hatte das Auto schon gestartet, als ich die Beifahrertür schloss. Ohne zu zögern trat er auf das Gaspedal. Der Abstand zwischen Fahrzeug und Pferd war bereits beträchtlich.
    „Verdammt, es läuft auf den Wald zu.“
    Henning erhöhte die Geschwindigkeit, soweit es der Weg zuließ. Ich hielt mich am Haltegriff fest. Mir war sofort klar, was er damit meinte. Hinter dem Wald begannen die Weiden von Lechner, alle mit Stacheldraht eingezäunt. Das Pferd erhöhte das Tempo, als es merkte, dass wir es verfolgten. Die Zügel schlugen lose um seinen

Weitere Kostenlose Bücher