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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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„Bleib stehen“ zu signalisieren. All meine Sinne waren aufmerksam auf das Tier gerichtet.
    Es blieb stehen. Es schwitzte. Ich spürte seine Hitze, die Feuchtigkeit dampfte in kleinen Schwaden von seinem Körper ab. Ich war direkt bei ihm, hockte neben seinem linken Vorderhuf. Ohne das Tier zu berühren, fasste ich das eine Ende des Drahts und hielt es fest. Das andere Ende schob ich in Richtung des Hufs. Meine Hände zitterten, der Schweiß rann von meiner Stirn. Im ersten Augenblick sah es so aus, als würde sich gar nichts bewegen, dann allmählich löste sich der Draht aus dem Bein. Allerdings nicht weit genug. Das Tier wieherte und stampfte mit dem rechten Huf ungeduldig auf. Ich erstarrte, bereit, den Draht sofort wieder loszulassen. Leise begann ich mit dem Summen einer Melodie, um mich zu entspannen. Wenn sich mein Puls nicht ganz schnell wieder verlangsamte, würde das Tier womöglich die Flucht ergreifen. Meine Herzfrequenz sank durch das Summen, und mit mir beruhigte sich das Pferd. Vorsichtig näherte ich mich mit der Hand dem Bein. Strich sanft im Rhythmus des Liedes vom Knie in Richtung Huf, machte am Fesselgelenk Halt. Mit der anderen Hand löste ich den Draht komplett aus dem Fleisch. Das Tier war offensichtlich noch so vollgepumpt mit Adrenalin, dass es nicht spürte, wie der Draht sich löste. Ich drückte die Schlinge ganz flach auf den Boden. Strich erneut mit der anderen Hand vom Knie hinunter zum Fesselgelenk.
    „Gib Huf.“ Ich sagte es leise, aber bestimmt, keinen Widerspruch duldend. Und doch war mir gleichzeitig klar, wie idiotisch dieser Versuch war.
    So absurd die Situation war, im ersten Augenblick hob das Pferd gehorsam den Huf an, bevor es sich widersetzte. Doch das reichte mir, ich zog den Draht weg, verlor dabei aber das Gleichgewicht. Sein Huf landete neben meinem Kopf. Ein Ruf ertönte. Erschrocken sprang das Tier einen Satz zurück, blieb dann jedoch stehen. Ich verharrte in meiner Position. Mein Herz klopfte. Ich sah, wie sich Panik in dem Körper des Tieres breitmachte.
    „Bleib stehen. Mit mir ist alles in Ordnung.“ Meine Stimme war ein heiseres Krächzen. Doch daran, wie sich die Haltung des Pferdes änderte, erkannte ich, dass mich Henning verstanden hatte. Das Bein verursachte dem Tier Schmerzen, es vermied die volle Belastung mit seinem Gewicht. Ich summte wieder dieses alberne Lied. Warum, war mir auch nicht klar. Als kleines Mädchen hatte ich immer geglaubt, es sei ein magisches Lied, das Pferde zu mir lockte. Heute war ich erwachsen und wusste es besser. Aber es half mir. Das Pferd richtete seine Ohren aufmerksam auf mich. Ein paar Schauer durchliefen seinen Körper. Ich spürte, wie die Anspannung nachließ. Es verlagerte sein Gewicht mehr auf die Hinterhand und auf das rechte Vorderbein. Vorsichtig richtete ich mich auf, senkte den Kopf und verharrte sitzend. Weiter konnte ich meine Haltung nicht verändern. Die Ohren des Tieres zuckten nervös. Ich hörte die Vibration von Hennings Handy, so leise war es um uns herum.
    „Bleib mit dem Hänger auf deinem Hof. Ist Dr. Brenner schon da?“ Henning flüsterte in das Handy.
    Ich wunderte mich, wann hatte Henning telefoniert? Wie viel Zeit war überhaupt vergangen? Ich hatte keine Ahnung, aber es war unwichtig. Das Pferd musste behandelt werden, und je schneller Dr. Brenner eintreffen würde, desto besser. Ich schloss die Augen, ein großer Fehler, wie ich zu spät feststellte. Bilder tauchten in meinem Kopf auf, Bilder von einem anderen Pferd, einem anderen Unfall. Meine Hände begannen erneut zu zittern. Diesmal heftig und unkontrolliert. Ich umschlang meine Beine mit den Händen, damit das Zittern aufhörte und nicht meinen ganzen Körper ergriff. Es gelang mir nicht. Ich hörte das Pferd näher kommen, wagte es aber nicht aufzusehen. Obwohl das meine einzige Chance war, um meiner Vergangenheit zu entfliehen.
    Ich kämpfte und rang mit mir, da spürte ich die Wärme seines Körpers. Der warme Atem aus seinen Nüstern, der über meine Haare und die Arme strich. Ich presste mein Gesicht fester auf die Oberschenkel. Es nahm meinen Geruch auf. Ich hatte viele Male erlebt, wie Flying High mit den Nüstern den Boden entlang geschnuppert hatte, ähnlich einem Hund. Stille Tränen liefen mir über die Wangen. Ich hob den Kopf an, öffnete die Augen. Vermied jedoch den Blick zu dem Pferd. Tränen flossen auf meinen Arm, vermischten sich mit den roten Tropfen, die dem Pferd von seinem Gesicht tropften. Ich spürte ein

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