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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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zitternd, voller Angst. Papas kleiner Duke.
    Seine Ohren richteten sich auf mich. Er lauschte meinem Gesang. Ich ging weiter auf ihn zu. Er blieb stehen. Ich streckte die Hand aus, mein ganzer Körper bebte. Wie bei einem Hund hielt ich ihm die Hand unter die Nüstern. Zeigte ihm, dass ich nun auch wusste, wer er war.
    „Ich bin es, Duke. Ich, hörst du?“ Ich sprach ohne einen Laut. Er roch an mir, dann hüpfte er auf seinen drei Beinen einen Schritt zu mir und legte den Kopf auf meine Schulter. Ich legte meine Arme um seinen Hals und drückte meinen Kopf in das warme Fell. Die Zeit schmolz dahin. Unmengen von wirren Gefühlen strömten durch meinen Körper. Schmerz, Freude, Angst, Traurigkeit, Verlust, Wut, Hass, Liebe. Unendlich viel Liebe. Die Gefühle kamen von überall zur mir.
    „Keine Angst, Kleiner, ich bin bei dir. Ich will dir nicht wehtun. Ich möchte dir nur helfen. Lass mich dir helfen.“
    Ich strich seinen Hals entlang, dann schob ich sanft seinen Kopf von meiner Schulter. Meine Hände waren jetzt ganz ruhig. Meine linke Hand glitt an die Pferdebrust, fasste eine Hautfalte und die rechte Hand stieß die Nadel der Spritze unter die Haut. Langsam drückte ich die Flüssigkeit durch die Nadeln in seinen Körper. Als ich fertig war, rieb ich die Stelle. Ich konnte sehen, wie die Substanz langsam wirkte. Das Gesicht von Duke entspannte sich, der Druck seiner Kiefernmuskeln ließ nach. Als sich hinter mir jemand näherte, spannte er sich noch einmal an, doch ich klopfte beruhigend seinen Hals.
    „Er will dir nur helfen, keine Angst, ich passe auf dich auf. Niemand tut dir was.“
    Er verstand meine Worte nicht, aber er war bereit, mir zu vertrauen.
    Ganz langsam, Schritt für Schritt, bewegten wir uns gemeinsam auf den Hänger zu. Ich konnte spüren, wie schwer es Duke fiel. Immer wieder wankte er von den gespritzten Medikamenten, und ich versuchte, ihm Halt zu geben. Als er endlich im Hänger stand, war ich genauso klatschnass geschwitzt wie er. Meine Hände zitterten, als ich vorne aus der Luke stieg. Vorsichtig, mit einem letzten Blick auf die von dem Schmerzmittel trüben Augen, schloss ich die Tür.
    Ich schlang die Arme um mich herum, hielt mich selber fest aus Angst, ich könnte in winzig kleine Stücke zerfallen. Woher ich die Kraft in der letzten halben Stunde genommen hatte, war mir selbst schleierhaft. Noch hielt die Distanz zwischen den zwei Personen in mir, doch wie lange ich sie noch halten konnte, wusste ich nicht. Das Auto fuhr sanft an. Ich sah zu, wie der Hänger den Weg entlangschlich.
    „Okay, Vera, gut gemacht. Steig ein, wir fahren gleich hinterher, dann kannst du Duke in der Klinik ausladen.“ Hennings Stimme klang an meinem Ohr, leise, unerbittlich und fordernd.
    Meine Augen folgten dem Hänger. Ich umfasste mich fester. Es gab für mich keinen Schritt mehr, den ich gehen konnte. Ich fühlte mich wie jemand, der vor einem Abgrund steht, der in ein tiefes, schwarzes Nichts führt. Lass mich in Ruhe, rief es in mir. Lass mich endlich in Ruhe. Und irgendwie hatte ich das seltsame Gefühl, etwas zu erleben, was ich schon einmal erlebt hatte. Nur nicht zu viel nachdenken, dachte ich.
    „Ich komme nicht mit. Ich geh nach Hause, dann brauchst du keinen Umweg zu fahren.“ Was ich jetzt dringend brauchte, war, alleine zu sein.
    „Vera, ich kann verstehen, dass das alles nicht einfach für dich ist. Aber du bist die Einzige, der Duke vertraut. Und ich kann mir vorstellen, dass er eine Heidenangst hat, wenn er in der Klinik ankommt. Du kommst mit.“ Seine Stimme verständnisvoll, duldete keinen Widerspruch.
    „Nein.“
    „Du kommst mit, basta.“
    „Nein, ich gehe nach Hause.“ Ich war ganz ruhig. Meine Stimme zitterte nicht, mein Blick löste sich von dem Hänger. Mechanisch begannen sich meine Beine zu bewegen. Weg von dem Unfallort, weg von dem Fahrzeug und vor allem weg von Henning.
    Er packte mich, hielt mich fest. Mein Körper verkrampfte sich. Übelkeit kroch mir hoch in den Hals.
    „Wo willst du hin?“
    „Weg“, presste ich heraus, bemüht, den Inhalt meines Magens bei mir zu behalten.
    Er umrundete mich, stellt sich mir in den Weg. Er hob mit seiner Hand mein Kinn hoch, sodass er mir in die Augen sehen konnte. Ich biss die Zähne zusammen, sah an ihm vorbei, fokussierte meinen Blick auf einen Baum hinter ihm. Ich zog jede Mauer in mir hoch, die ich hatte. Egal, was er sagte, egal, was er tat, eines würde nicht mehr passieren, nämlich dass ich noch einmal Duke

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