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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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begegnete. Die einzige Frage für mich war, welche Mittel ich anwenden musste, damit er mich gehen ließ.
    „Vera, du kannst nicht dein Leben lang vor dir selbst fliehen.“ Seine Stimme streichelte mich sanft. Es war kein Druck mehr darin. Er ließ mich los. Ich sah ihn verwirrt an. Verstand er womöglich, was in mir vorging? Welche Grenzen ich bereits überschritten hatte?
    „Ich fliehe nicht vor mir selbst“, versuchte ich es vorsichtig mit einer Erklärung, wo ich doch selbst keine hatte. Mein Kopf schmerzte. Mit dem Zeigefinger und dem Mittelfinger rieb ich mir die Stelle über der Nasenwurzel. „Ich kann nicht mehr, verstehst du? Es reicht.“ Ich atmete tief durch.
    „Wann hast du zuletzt ein Pferd gesehen oder berührt, hm? Hast du überhaupt seit deinem Unfall ein Pferd gestreichelt? Oder war es heute das erste Mal?“ Seine Sanftheit verlor sich.
    „Darüber will ich nicht mit dir reden.“ Ich zog mich hinter meine Mauern zurück.
    „Nein? Mit wem dann? Marianne? Stefan?“
    Wie gelähmt stand ich da und starrte ihn an. Langsam nickte er mit seinem Kopf. „Ich verstehe. Weißt du Vera, ich habe dich tatsächlich mal für mutig gehalten. Ich dachte, du wärst ein Mensch mit einem Ziel, für das er bereit ist zu kämpfen. Um ehrlich zu sein, warst du sogar mal ein Vorbild für mich. Und dann kommt eine Unwegsamkeit. Etwas, das nicht so gelaufen ist, wie du es dir vorgestellt hast, und was machst du? Schmeißt alles hin, haust ab, ohne dich zu fragen, wie es den anderen Menschen um dich herum dabei geht. Menschen, die dich lieben, Vera. Marianne hat sich wochenlang die Augen aus dem Kopf geheult, als du abgehauen bist. Und Stefan? Schau dich um.“ Er schnaubte verächtlich und ging weg zum Auto.
    Ich drehte mich zu ihm um und schrie: „Du verstehst gar nichts. Überhaupt nichts, Henning Sander, du hast nicht die geringste Ahnung von dem, was ich durchgemacht habe oder was in mir vorgeht.“
    Er hatte die Autotür bereits in der Hand, seine Augen richteten sich auf mich. Ich atmete vorsichtig aus. In seinem Gesicht standen Enttäuschung und Traurigkeit.
    „Ja, Vera, du hast Recht, ich habe nicht die geringste Ahnung von dem, was in deinem Kopf vorgeht. Geh. Hau ab. Duke ist nicht dein Pferd. Also, was kümmert es dich, was mit ihm passiert. Soll er doch verrecken, nicht wahr? Hauptsache, du kannst dich raushalten. Geh, verkriech dich unter deiner Bettdecke, bemitleide dich selbst. Stefan hatte Recht, du hast dich verändert.“
    Er stieg ins Auto, schlug die Tür zu und fuhr los. Mir blieb keine Zeit für eine Antwort, selbst wenn ich eine gehabt hätte. Jedes Wort von ihm war für mich ein Schlag ins Gesicht. Mir sackten die Beine weg, ich fiel auf den Boden, und endlich konnte ich heulen.

8

    Den Kopf unter das Kissen gewühlt, wachte ich früh am Morgen auf. In meinem Kopf hämmerte es von der Heulerei am gestrigen Tag. Ich hatte mich in meinem Zimmer verkrochen und war einem Gespräch mit Mama aus dem Weg gegangen. Weder wollte ich mit ihr über Papa reden, noch über die Pferdesache. Ich war mir zwar nicht sicher, aber da Henning und Mama dauernd miteinander telefonierten, wusste sie bestimmte schon über Duke Bescheid. Vorsichtig streckte ich mich. In meinem Körper spürte ich den Muskelkater. Es fühlte sich an, als wäre ein Auto über mich gefahren. Auf der Seite liegend versuchte ich, wieder einzuschlafen, aber es war zwecklos. Zu viele Gedanken schossen mir durch den Kopf.
    Zu meinem großen Ärger kreisten meine Gedanken um das, was Henning gesagt hatte. Nie war über Mamas Lippen ein Vorwurf gekommen, weil ich abgehauen war. Weder mit Papa noch mit Mama hatte ich je über den Unfall gesprochen. In den ersten Tagen, nach meinem Aufwachen, wollte ich nicht reden. Es war meine schwerste Zeit gewesen. Keine Stimme mehr, die schöne Geschichten in mein Ohr flüsterte, nur Stille. Keine Dunkelheit, die mich sanft umfangen hielt in meinen Nächten, dafür mein letzter Ritt auf Flying High, wieder und wieder. Dieser eine kurze Augenblick, der Bruchteil einer Sekunde, in der ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Warum hatte ich meine Beine fester an seine Flanken gepresst? Wieso ihn in den Sprung geschoben? Er vertraute mir, er wäre für mich immer gesprungen, selbst in ein Feuer hinein. Ich war schuld, nur ich. Wie oft hatte ich mich über den Ehrgeiz anderer Reiter aufgeregt, ich hatte immer gedacht, ich sei anders, aber im entscheidenden Moment war es allein das Ziel gewesen, das

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