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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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den Kopf gesetzt hat“, fügte er hinzu.
    Dann schwiegen wir beide und hingen unseren Gedanken nach. Erst sein regelmäßiger Atem ließ mich ihn wieder ansehen. Ich beobachtete, wie sich seine Brust hob und senkte, betrachtete die tiefen Falten und seine blasse Haut.
    „Mach dir keine Sorgen, Papa, ich kümmere mich um alles“, flüsterte ich leise. Mein Kopf wurde ganz leer, ich hob seine Hand an meine Wange. Sie roch nicht nach ihm, sondern nach nichts. Wie lange ich so verharrte, wusste ich nicht. Erst die Stimme des Pflegers schreckte mich hoch.
    „Ich denke, Sie sollten gehen. Sie dürfen nicht vergessen, dass die Operation erst zwei Tage her ist.“
    Ich küsste die Hand von Papa und legte sie vorsichtig auf sein Bett. Als ich aufstand, hörte ich seine leise Stimme.
    „Vera?“
    „Ja, Papa.“
    „Pass bitte auf Duke auf, der neue Trainer, den Thomas angeschleppt hat, darf ihn nicht reiten. Melanie kann ihn zwischendurch in die Halle lassen.“ Seine Augen waren noch immer geschlossen, ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt mit mir sprach. Vielleicht hatte ich seine Worte nur in meinem Kopf gehört.
    Da öffneten sich seine Augen, und mit ganz klarem Blick sah er mich an.
    „Ich weiß, Vera, dass ich viel von dir verlange.“ Seine Stimme knisterte wie trockenes Holz, an dem die Flammen zerrten. „Aber er ist wichtig für uns.“
    Ich nickte, zu mehr war ich nicht in der Lage. Doch es reichte ihm. Er hob kurz die Hand zum Abschied, dann schloss er seine Augen wieder.

10

    Uns. Er ist wichtig für uns, hatte er gesagt. Meine Hand am Lenkrad zitterte. Ich war nervös, runzelte die Stirn und kniff angestrengt die Augen zusammen. Meine ganze Konzentration richtete sich darauf, heil nach Hause zu kommen. Thomas hatte den Trainer angestellt, aber der durfte Duke nicht reiten. Was für ein Quatsch. Immerhin ging das Pferd auf Turniere. Für was stellt man einen Trainer an, wenn nicht zum Trainieren? Ich sah wieder das Bild vor Augen, wie der Mann die Peitsche hob und auf Duke eindrosch.
    Hinter mir hupte ein Auto. Erschrocken fuhr ich an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Ampel von Rot auf Grün gesprungen war. Konzentrier dich, Vera, konzentrier dich, flüsterte ich mir selber zu. Ich war froh, als ich auf dem Hof ankam.
    Es war vier Uhr, und es warteten noch zehn volle Boxen auf mich. Schnell ging ich ins Haus und zog mich um. Als ich in den Stall kam, führte Melanie gerade Dumont aus der Halle. Sie hielt ihn viel zu kurz am Führstrick. Das Pferd schüttelte ärgerlich den Kopf und tänzelte auf der Stelle.
    „Gib ihm mehr Luft, Melanie“, rief ich ihr zu.
    „Dann rennt er vor und ich bekomme ihn nicht in die Box.“
    Schnell ging ich zu den beiden und nahm ihr den Strick ab. Kaum gab ich ihm mehr Strick, schoss Dumont nach vorne. Doch ich war schneller. Ich hatte den hinteren Teil des Stricks in der rechten Hand behalten, und nun drehte ich ihn im schnellen Kreis vor seinem Kopf. Verdutzt blieb er stehen, sodass ich vor seiner Schulter stand. Er kam zwei Schritte mit, dann versuchte das Pferd erneut, an mir vorbeizuschießen. Aber wieder war ich schneller und drehte den Führstrick vor seiner Nase. Ich merkte, wie er nachdachte. Ich beobachtete ihn genau. Dumont war ein kluges Pferd, er gab nach.
    „Warum hast du das mit dem Führstrick gemacht?“, fragte mich Melanie, nachdem Dumont in seiner Box war und zufrieden das Heu zerkleinerte.
    „Ich wollte ihn irritieren und ihm sagen: Gehst du mit mir, ist das angenehm, gehst du vor ohne mich, können seltsame Dinge geschehen.“
    „Ich verstehe.“ Ihrer Stimme klang eifrig. Sie erschien mir wie ein Schwamm, der alles in sich aufsaugte. Ich musterte sie.
    „Melanie, das sind keine Techniken oder Methoden, die du dir merken oder notieren sollst. Jedes Pferd ist anders, jede Situation ist anders, und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie sich ein Problem lösen lässt.“
    „Ja, aber das mit dem Führstrick hat doch funktioniert?“
    „Richtig, bei Dumont. Aber stelle dir mal vor, du hättest das bei Lady angewendet.“
    „Die wäre vermutlich durchgedreht vor Panik.“
    „Und das wäre für euch beide gefährlich gewesen. Vielleicht denkst du, ich könnte mit Pferden gut umgehen. Aber das stimmt so nicht, ich kenne die Pferde nur etwas länger als du.“

    Mama und ich aßen gemeinsam zu Abend. Wir schwiegen über die Ohrfeige, wir schwiegen über Henning, dafür redeten wir darüber, wie gut es Papa im Vergleich zum Vortag

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