Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Appetit, die Frauen kosteten lediglich. Was ein Jammer war, wie ich fand. Mit Heidi, die mit mir zusammen ein Team bildete, verstand ich mich ohne Worte.
Die Gesellschaft verteilte sich auf die verschiedenen Räume. Die Kapelle, bisher im Hintergrund zu hören, begann mit Tanzmusik. Erich und Julia eröffneten den Tanz. Thomas und Selina stiegen mit einer respektvollen Zeitverzögerung ein. Hatte ich bisher geglaubt, dass Thomas gut tanzen konnte, so war das nichts im Vergleich zu dem, was ich diesmal zu sehen bekam. Das Paar schwebte in einer ausgewogenen Harmonie über den Tanzboden. Keiner der Gäste traute sich, diesen Tanz zu stören. Dezent ließen die beiden den nächsten Tanz aus. Stattdessen machte Henning seiner Mutter eine Offerte, die sie lächelnd annahm. Den nächsten Tanz mit seiner Mutter bekam Thomas.
Währenddessen tanzte Erich mit seiner bezaubernden Schwiegertochter. Nun gesellten sich andere Tänzer dazu. Ich erhaschte einen Blick auf Henning, er tanzte mit einer blonden Partnerin. Es versetzte mir seltsamerweise einen Stich, vor allem als ich sah, wie sie lachend ihren Kopf in den Nacken warf und ihm ihren Hals präsentierte. Schnell wandte ich mich wieder der Arbeit zu. Ich füllte Gläser auf, brachte leere Flaschen weg und holte volle. Nachdem die älteren Herrschaften mit dem Essen fertig waren, deckten wir die Tische ab. Ich und Heidi verlagerten unsere Position mehr in den Wintergarten, wo es ruhiger zuging.
Eine ältere Dame warf mir einen interessierten Blick zu, als ich ihr ein Glas Kir Royal überreichte. Sie kam mir ebenfalls bekannt vor, doch es gelang mir nicht, sie einzuordnen. Im Wintergarten hielten sich wenige Gäste auf, was mir und Heidi eine kleine Atempause verschaffte.
Eine Gruppe älterer Gäste zog sich in unsere Richtung zurück. Mit dabei war die Dame, die mich zuvor so interessiert gemustert hatte, als ich ihr das Getränk reichte. Sie stellten ihre Gläser auf dem Tisch ab, der neben mir stand. Ich prüfte die Inhalte und ob eins ausgetauscht werden musste. Ich reichte einem Herrn ein neues Glas mit Rotwein, was dieser noch nicht mal wirklich wahrnahm.
Ich sah es, bevor es passierte. Die ältere Dame griff nach ihrem Glas, ohne dabei auf den Tisch zu sehen, dabei verfehlte sie es und stieß es um. Ich reagierte sofort und fing das Glas ab, bevor es den Boden erreichte. Nur die Flüssigkeit verteilte sich auf den Boden. Heidi reagierte genauso schnell und wischte den Boden auf, bevor ich mich bücken konnte. Das Unglück war beseitigt, bevor es jemand überhaupt wahrgenommen hatte. Ich lächelte die Dame an, die erschrocken ihre leere Hand betrachtete.
„Das war aber sehr nett von Ihnen“, lächelte die Frau leise flüsternd zurück.
„Keine Ursache, dafür sind wir da“, antwortete ich ebenso leise und gab der Frau ein neues Glas. Die Dame sah mich nachdenklich an. Ihre Gruppe beachtete uns nicht weiter.
„Kennen wir uns nicht von irgendwoher?“, fragte mich die Dame. Ich sah sie an und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass wir uns kennen.“ Meine Stimme blieb leise. Ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen, das gehörte sich nicht, wenn man servierte. Andererseits wäre es unhöflich gewesen, einem Gast nicht zu antworten.
„Natürlich, jetzt fällt es mir ein. Ich vergesse nie ein Gesicht. Sie sind Vera Kamphoven, das Springtalent mit dem furchtbaren Unfall auf dem CHIO in Aachen.“ Ihr Gesicht hellte sich auf. Ich hielt die Luft an. Jetzt erkannte ich die ältere Dame. Es war Irene Westfeld, eine der Richterinnen der Fédération Equestre Internationale für Springturniere, und Besitzerin des Birkenhofs. Der ältere Mann aus der Gruppe wandte sich mit einer Frage an Frau Westfeld, verzog kurz das Gesicht, als er sah, mit wem sie sich unterhielt. Bevor sie sich wieder ihren Freunden zuwandte, lächelte sie mich an und steckte mir eine Visitenkarte in die Hand.
„Wenn Sie keine Lust mehr auf so was haben…“, mit ihren Augen umfasste sie mein Outfit, „…und wieder Pferde reiten möchten, melden Sie sich bei mir. Ich kann Ihnen genügend Pferdematerial bereitstellen.“ Flugs drehte sie sich um und winkte Julia Sander fröhlich zu.
Ich überlegte, was ich mit der Karte machen sollte. Der Rock besaß keine Taschen, und meine Hände mussten frei sein. Schnell wendete ich der Menge den Rücken zu, bückte mich und steckte mir die Karte in den BH, wo sie niemand sehen konnte. Ich zog den Rock glatt, richtete mich auf und drehte mich
Weitere Kostenlose Bücher