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DuMaurier, Daphne - Plötzlich an jenem Abend

DuMaurier, Daphne - Plötzlich an jenem Abend

Titel: DuMaurier, Daphne - Plötzlich an jenem Abend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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andre Kneipe in der Nähe und essen Abendbrot. Wir würden einen reservierten Tisch haben, die Kellnerin und alle dort würden uns schon kennen und uns etwas Gutes aufheben, extra für uns.«
    Ganz genau sah ich alles vor mir. Den Tisch mit dem Schild »Reserviert«. Die Kellnerin, die uns zunickte: »Heute gibt's Curryeier.« Und wie wir durch das Lokal gingen, um unsere Tabletts zu holen, und mein Mädchen so tat, als kennte sie mich nicht, und ich vor mich hingrinste.
    »Verstehst du, wie ich es meine?« fragte ich sie. »Nicht nur eine Freundschaft, mehr als das.«
    Ich weiß nicht, ob sie mir zugehört hatte. Sie lag dort, sah zu mir auf und strich mir in ihrer drolligen, sanften Art über Ohr und Kinn. Man hätte denken können, ich tue ihr leid.
    »Ich würde dir auch gern alles mögliche kaufen«, fuhr ich fort. »Manchmal Blumen. Es sieht nett aus, wenn ein Mädchen eine Blume am Kleid hat, so adrett und frisch. Und bei besonderen Gelegenheiten, Geburtstag, Weihnachten oder so, irgendwas, was du mal im Schaufenster gesehn und dir gewünscht hast, wo du dich aber nicht trautest, nach dem Preis zu fragen. Eine Brosche vielleicht oder ein Armband, irgendwas Hübsches. Und wenn ich mal allein bin, gehe ich hin und kaufe es, und wenn es auch mehr als einen Wochenlohn kosten würde, mir würde das nichts ausmachen.«
    Ich konnte vor mir sehen, was für ein Gesicht sie beim Öffnen des Päckchens machte. Und wie sie sich damit schmückte und wir zusammen ausgingen, sie bei der Gelegenheit ein bißchen feiner als sonst, nicht auffallend, das mein ich nicht, aber irgendwas Apartes müßte sie anhaben, was Elegantes.
    »Es ist vielleicht nicht recht, von Heiraten zu reden«, sagte ich, »heutzutage, wo alles so unsicher ist. Einem Mann macht die Unsicherheit ja nichts aus, für ein Mädchen ist es wohl schlimmer. Enge Wohnung, Schlangestehen, Rationierung und all das. Klar, daß die Mädchen ihre Freiheit auch gern haben, ihre selbständige Arbeit, sie wollen ebensowenig angebunden sein wie wir. Aber das, was sie eben in der Kaffeebude sagten, war doch Blödsinn. Daß die Mädchen anders sein sollen als früher und daß der Krieg daran schuld sei. Und wie sie im Orient behandelt werden – na, hab da unten auch so allerhand gesehen. Wahrscheinlich wollte der Kerl witzig sein, die Kerls von der Royal Air Force tun ja alle so keck, aber ich finde, es war nur dummes Gequatsche.«
    Sie ließ ihre Hände herabfallen und schloß die Augen. Auf dem Grabstein war es jetzt sehr naß geworden. Ich machte mir Sorgen ihretwegen; gewiß, sie hatte einen Regenmantel an, aber ihre Beine und Füße in den dünnen Strümpfen und Schuhen waren völlig durchnäßt.
    »Du bist doch nicht etwa bei den Fliegern gewesen?« fragte sie.
    Merkwürdig. Ihre Stimme war plötzlich hart geworden, scharf, ganz verändert. Als fürchte sie sich vor etwas; es klang beinahe verstört.
    »Nein«, sagte ich, »ich habe meine Zeit bei den Pionieren abgedient. Waren anständige Leute. Ohne Aufschneiderei, ohne Firlefanz. Man wußte, woran man war.«
    »Ich bin froh darüber«, sagte sie. »Du bist lieb und nett. Ich bin sehr froh.«
    Ich fragte mich, ob sie irgendeinen von der Air Force kannte, der sie sitzengelassen hatte. Eine wilde Bande, jedenfalls die, die ich kennengelernt habe. Mir fiel ein, wie sie in der Kaffeebude den Flieger beim Teetrinken gemustert hatte. Beinahe grüblerisch, als denke sie an irgend etwas zurück. Schließlich konnte ich ja auch nicht erwarten, daß sie noch ganz unerfahren war, bei ihrem Aussehen, und dazu elternlos in Bunkern groß geworden, wie sie sagte. Aber die Vorstellung, daß ihr irgend jemand weh getan haben konnte, mochte ich gar nicht.
    »Warum? Was hast du gegen die Flieger?« fragte ich. »Was haben sie dir getan?«
    »Sie haben mein Heim zerbombt!«
    »Aber das waren doch die Deutschen, nicht unsre.«
    »Das kommt auf eins heraus, sind doch alle miteinander Mörder, nicht wahr?«
    Ich sah auf sie hinunter, wie sie dort auf der Grabplatte lag; ihre Stimme klang nicht länger so scharf wie vorhin, als sie mich fragte, ob ich bei der Luftwaffe gewesen sei, sondern müde und traurig und seltsam verloren. Es gab mir ein ganz komisches Gefühl tief drinnen in der Magengrube, am liebsten hätte ich was ganz Verrücktes angestellt, sie mit nach Haus zu Thompsons genommen. Die Alte war eine Seele von Mensch, sie hätte das nicht verkehrt aufgefaßt. »Das hier, Frau Thompson«, hätt ich dann gesagt, »ist mein

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