Dumpfbacken
sollte, ich war auf der sicheren Seite.
Beruhigt machte ich mir etwas zu essen und las dabei die neueste Cosmo . Mitten in einem spannenden Artikel darüber, wie man die Liebe frischhält, rief Melinda an.
»Hey, Melly. In der neuen Cosmo steht, man solle seinem Partner das Frühstück mal in einem Zofen-Kostüm servieren. Keine schlechte Idee, oder?«
»Blödsinn«, schnaubte sie. »Sobald du anfängst, einen Mann zu verwöhnen, ist er weg. Männer müssen leiden. Und du servierst nicht das Frühstück, du lässt es dir von ihm servieren. Lass Männer immer im Unklaren, so bleiben sie dir erhalten.«
Hm. Konnte ich so nicht bestätigen. Und wenn Melinda sich so benahm, wunderte es mich nicht, dass sie keine feste Beziehung mehr hatte.
»Ja, vielleicht«, erwiderte ich trotzdem, um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen. »Rufst du aus einem bestimmten Grund an?«
»Nö, eigentlich nicht. Ich war vorhin bei dir, weil ich was mit dir besprechen wollte. Mir ist was Komisches passiert. Ach ja, und den Champagner hast du ja sicher gefunden, ich habe davon nur einen kleinen Schluck getrunken, so zur Stärkung. Der ist noch frisch.«
Oh nein, das gute Zeug. Erfrischen tat der nun nur noch die Kanalisation. Aber irgendetwas kam mir komisch vor.
»Du kommst einfach so bei mir vorbei und bringst auch noch Champagner mit? Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
»Was soll das denn heißen?«, fragte sie angriffslustig.
»Na ja, ich mein ja nur. Hat dich vielleicht jemand geschickt?«
»Spinnst du jetzt total? Wer soll mich denn schicken?«
»Also, so abwegig ist das wohl nicht. Wer hat mich denn letztes Jahr an den dicken Belgier ausgeliefert? Das warst ja wohl du.«
»Ist ja klasse«, motzte sie ins Telefon. »Ich hätte es wissen müssen, dass du mir diese alten Kamellen irgendwann wieder aufs Brot schmieren wirst. Du weißt genau, dass ich da nichts für konnte.«
»Ja, okay, tut mir leid«, lenkte ich ein. »Was ist dir denn Komisches passiert?«
»Vergiss es«, fauchte sie. »Das hat man davon, wenn man mal nett sein will.«
Wütend unterbrach sie die Verbindung. Ich seufzte. Irgendwie hatte meine Schwester einen schwierigen Charakter.
Am Mittwochabend holte ich meinen Vater ab und fuhr mit ihm in den Buchenweg zur Hausbesichtigung. Der lag nur drei Straßen entfernt vom Haus meiner Eltern, das war ein Heimspiel. Das Haus war so ein Architekturwunder, viel Schwarz, viel Glas, komplett durchgestylt. Mir wäre es viel zu kalt, aber die Interessenten, ein schwules Paar, waren von den Bildern im Internet total beeindruckt gewesen.
»Komm rein, Papa«, sagte ich. »Ich bin immer eine halbe Stunde vor dem Termin da, um zu überprüfen, ob im Haus alles gut aussieht. Der erste Eindruck ist der wichtigste.«
»Wer wohnt denn hier?«, wollte er wissen. »Warum sind denn alle Fußböden schwarz? Sind die Leute zu faul zum Putzen?«
»Nein, das ist einfach ein Einrichtungsstil. Es gehört einem Pärchen, so Mitte dreißig, die irgendwas mit Werbung machen. Sind aber gerade in Urlaub.«
»Hm. Wenn ich mein Haus verkaufen wollte, wäre ich aber zu Hause. Und warum wollen sie das verkaufen?«
Meine Güte, seit wann stellte mein Vater so viele Fragen? »Ich glaube, die wollen auswandern und brauchen das Geld aus dem Verkauf für das Startkapital.«
»Du glaubst? Warum weißt du das nicht? Du musst doch vorbereitet sein.«
»Ich bin vorbereitet«, brachte ich hervor. »Aber wer oder warum verkauft, ist nicht so relevant. Wirst du gleich sehen, wenn die Interessenten hier sind.«
Die kamen kurz darauf, und zumindest äußerlich passten sie mit ihren schwarzen Klamotten perfekt zu dem Haus. Ich stellte mich und auch meinen Vater vor. »Er begleitet mich heute. Er ist Klempner.«
»Klempner?«, fragte der kleinere der beiden argwöhnisch. »Warum bringen Sie einen Klempner mit zur Besichtigung? Ist etwas mit den Rohren nicht in Ordnung?«
Bevor ich etwas sagen konnte, schaltete sich mein Vater ein.
»Das kann Ihnen niemand sagen, bevor Sie die nicht prüfen lassen. Sie kennen ja den Spruch – ›Außen hui, innen pfui‹. Was meinen Sie, was ich alles schon an Baumängeln zu sehen bekommen habe. Das können Sie sich gar nicht vorstellen.«
»Papa«, quetschte ich mühsam raus, »ist gut jetzt.« Lächelnd drehte ich mich zu den beiden um. »Herr Blank und Herr Kramer, richtig? Das Haus ist erst vor vier Jahren erbaut worden und das auf dem neuesten Stand der Technik. Da brauchen Sie sich überhaupt keine Sorgen zu
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